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30. Juni 2015
Staatsminister Spaenle und Präsidentin Knobloch entsetzt über Beschädigungen an Ausstellung auf dem St.-Jakobs-Platz
Bayerns Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, hat sich heute gemeinsam mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, vor Ort ein Bild von den Schäden an der Freilicht-Ausstellung über „Jüdisches Leben gestern und heute“ auf dem St.-Jakobs-Platz gemacht.
Dort waren am frühen Montagmorgen, 29.6.2015, Brandlöcher in einigen Schautafeln entdeckt worden. Die Ausstellung wurde vorsätzlich und einschlägig beschädigt und geschändet. Auf einigen Bildern wurden den dargestellten Personen vermutlich mit einer brennenden Zigarette Löcher ins Gesicht gebrannt. Die eindeutigen Verunstaltungen wurden oberhalb der Lippen im Stile eines „Hitler-Bartes“ oder in den Augen tief in die beschichteten Stellwände eingebrannt. Unter den betroffenen Persönlichkeiten sind hochrangige politische Repräsentanten sowie höchste Rabbiner und auch der Schwager von Frau Knobloch, der 91-jährige Holocaust-Überlebende, Roman Knobloch.
Spaenle: „Das ist ein Anschlag auf uns alle“
Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle sagte: „Das ist ein Anschlag auf uns alle. Wir sind stolz und es freut uns, dass die jüdische Gemeinde wieder im Herzen der Stadt zuhause ist. Und genauso groß wie die Freude ist unsere Abscheu und das Entsetzen angesichts dieser infamen Verschandelung – ausgerechnet im Rahmen der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen der Kultusgemeinde, das die jahrhundertealte gemeinsame Geschichte belegt.“ Deswegen sei es ihm so wichtig gewesen herzukommen. Im Namen des Freistaates Bayern versicherte er der jüdischen Gemeinschaft seine Solidarität. „Wir gehören zusammen. Es geht darum, solche Taten zu brandmarken, die das positive und gute Miteinander zerstören wollen.“ Die steigende Zahl antisemitischer und rassistisch motivierter Taten beunruhige ihn. „Der Anschlag auf die Bilder muss als Anschlag auf die Menschen gedeutet werden. Er fordert die wehrhafte Demokratie.“
Knobloch: „Erschüttert mich in meiner optimistischen Haltung“
Charlotte Knobloch dankte dem Staatsminister für sein Kommen. „Ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die mit uns fühlen. Minister Dr. Ludwig Spaenle versteht, dass dieser Vorfall mehr ist, als einfach nur eine Sachbeschädigung. Der Vorfall zeigt, dass man nicht mal eine Woche eine solche Installation aufstellen kann, ohne dass das Potenzial an Antisemitismus und Menschenverachtung, das in unserer Gesellschaft vorhanden ist, wieder ganz deutlich zu sehen ist. Das erschüttert mich in meiner optimistischen Haltung. Gerade erst haben wir mit großer Begeisterung hier auf dem Platz mit Tausenden Menschen gefeiert. Und jetzt dieser katastrophale Rückschlag, der mich zutiefst aufwühlt und erschüttert. Ich bin entsetzt und tief traurig. Ich hätte das nicht für möglich gehalten – zumal nach dem fröhlichen Bürgerfest auf dem Platz am vergangenen Wochenende. Was soll ich meinem Schwager sagen, der die Konzentrationslager der Nazis überlebt hat und nun in dieser verabscheuungswürdigen Art verunstaltet wurde? Diese mutwillige und eindeutige Schändung ist widerlich. Diese Menschenverachtung ist widerwärtig und abscheulich. Wir haben schon viel erlebt, wir werden auch das durchstehen, aber es ist traurig, dass Menschen heutzutage zu so etwas fähig sind. Ich wünsche mir, dass diese Stadt ‚mein München‘ bleibt und die Münchnerinnen und Münchner in Politik und Gesellschaft diese Tat und das dahinter stehende Denken ächten und entschlossen bekämpfen.“
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Aktuelle Veranstaltungen
Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785
Kultur
»Mit dir steht die Welt nicht still«
Beginn 19:00 Uhr:
Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser
London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.
Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.
Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999
Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München
Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785
Kultur
»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch
Beginn 19:00 Uhr:
Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs
Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University
Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.
Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570
Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München
Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de