Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Schulprofil und Schulentwicklung

 

  • Für unser Schulprofil sind die von Rabbiner Josef Carlebach in seiner Schrift „Die Jüdische Schule“ entwickelten Grundlinien jüdischer Erziehung richtungweisend

Aktive Einbindung des Kindes in den Erziehungsprozess

In der Bibel und im Talmud, in den Midraschim und den rabbinischen Schriften, in den Werken der großen jüdischen Religionsphilosophen und Dichter erhebt sich ein Bild der alten jüdischen Welt, erfüllt vom Geiste G’ttes, getragen von einer hohen Ethik, bestimmt durch überirdische große Lebensziele. An dieser höheren Welt will die jüdische Erziehung dem Kinde Anteil geben. Es soll sich heimisch fühlen in der Welt des Moses, des Jesajas, des Rabban Gamliel und des Rabbi Jochanan, Alfasis und Raschis, des Maimonides und des Jehuda ha Lewi. Diese erhabene Kultur soll es in sich aufnehmen, und zu diesem Ende die hebräische Sprache, in welcher die Schätze dieser Kultur niedergelegt sind, gründlich kennen.

Israel, das Heilige Land, soll ihm neben seiner natürlichen Heimat eine geistige Heimat werden und die Lehrhallen von Jerusalem und Jawne, von Sephoris und Sura sollen ihm, so gut wie die Bildungsstätten seines Geburtsortes, Schulen des Lebens sein. Dieses Studium ist nach jüdischer Lehre das höchste religiöse Gebot. Es heißt von ihm in der Bibel: du sollst darüber nachsinnen bei Tag und Nacht. Es ist in dieser Verpflichtung kein Unterschied zwischen Rabbinern und Laien. Jeder einzelne hat die Pflicht, diese Größe der Vergangenheit in sich aufzunehmen.

Erschließung der jüdischen Kultur als lebendiger Wirklichkeit

Man wird dieser Erziehungsaufgabe nicht gerecht, wenn man sie mit dem Wort „Religion“ bezeichnet. Unter Religion verstehen wir im Allgemeinen die Glaubensgrundsätze und religiösen Gebote, die ein Mensch zu erfüllen hat. Die Aufgabe der jüdischen Erziehung ist aber eine viel weitere. Es ist die Erschließung einer ganzen Kultur, jener hohen Welt des jüdischen Volkes, die über drei Jahrtausende seiner Geschichte und seines Eigenlebens umfasst.

Das Judentum muss als eine lebendige Wirklichkeit unsere Kinder erfüllen, seine Propheten und Weisen, seine Helden und Kämpfer, seine Sentenzen und Anekdoten, alle Details des großen und kleinen Lebens müssen ein einheitliches, grandioses Ganzes bilden, so dass für die Mannigfaltigkeit und Vielheit des Lebens eine umfassende Orientierung aus ihm folgt. Jede Lage des Lebens soll da ihr Seitenstück, jeder Beruf und jede Aufgabe das ihr gemäße Ideal, jedes Zeitalter sein Echo und seine Steigerung finden.

  • Wesentliche Elemente, die unser Schulleben strukturieren, sind das tägliche Morgengebet, das gemeinsame Mittagessen mit Gebet sowie die wöchentliche Schabbatfeier am Freitag. Alle jüdischen Feiertage begehen wir gemeinsam in kleinen schulinternen Feiern bzw. in einem größeren Rahmen zusammen mit den Familien unserer Kinder.
  • Unser Ziel ist es, jedes Kind zu einem Menschen zu erziehen, der sich seiner eigenen Identität bewusst ist, zugleich aber auch anderen Kulturen und Religions¬gemeinschaften tolerant und aufgeschlossen begegnet.
  • Unsere Schule soll sowohl ein Ort des Lernens als auch der menschlichen Begegnung sein. Im gemeinsamen Miteinander erziehen wir die Kinder zu Selbst¬ständigkeit, Verantwortung und zu gegenseitigem Respekt.
  • Wir haben einen hohen Bildungsanspruch und motivieren die Schüler und Schülerinnen zu eigener Leistungs¬bereitschaft. Gleichzeitig möchten wir aber auch die Freude am Lernen wecken, intensivieren und erhalten.
    Gemäß dem traditionellen jüdischen Erziehungsprinzip „Erziehe das Kind nach seinen Fähigkeiten“ (Sprüche 22,6) soll jedes Kind seine individuellen Begabungen entdecken und mit unserer Hilfe weiterentwickeln.
  • Die intensive sprachliche Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund ist ein wichtiger Bestandteil unseres pädagogischen Konzepts.
  • Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 nimmt die Sinai-Schule am Landesprogramm für Schulentwicklung „Gute, gesunde Schule“ teil, um eine stetige Verbesserung der Schulqualität sicherzustellen.
  • Ab Jahrgangstufe 3 wird von den Lehrkräften der von der Polizei entwickelte Kurs „aufgschaut“ durch¬geführt, mit dem Ziel die Schüler und Schülerinnen in ihrem Selbstbewusstsein und der Bereitschaft zu Zivilcourage zu stärken.