Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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15. Juli 2015

Festakt 200 Jahre IKG | Knobloch: „Wir sind in Bayern tief verwurzelt. Das ist unsere Heimat, die wir seit Jahrhunderten mitgestalten.“

München, 15.7.2015. Mit einem Festakt mit über 450 Gästen aus Politik und Gesellschaft hat die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) am heutigen 15. Juli 2015 ihr 200-jähriges Bestehen und den 70. Jahres-tag ihrer Wiedergründung nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert. In diesem Rahmen verlieh Präsidentin Dr. h.c. Charlotte Knobloch dem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer die höchste Auszeichnung der Kultusgemeinde, die Ohel-Jakob-Medaille in Gold.

Mit dieser würdigt die IKG laut Urkunde Seehofers „fortwährendes und glaubwürdiges Engagement für die Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden“. Ministerpräsident Horst Seehofer fasste seine Freude in folgende Worte: „Heute blüht jüdisches Leben wieder im Herzen unserer Stadt. Jüdische Kultur und Lebensweise sind unverzichtbarer Teil unseres Landes. Die Verleihung der Ohel-Jakob-Medaille als höchster Auszeichnung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit.“

In ihrer Rede betonte IKG-Präsidentin Dr. h.c. Charlotte Knobloch: „Jüdisches Leben war, ist und bleibt in unserer Heimat, die wir lieben, tief verwurzelt. Das ist die Botschaft, die wir mit unseren Jubiläums-Feierlichkeiten verbinden. Um es mit anderen Worten zu sagen: Mia san auch Mia.“ Sie erinnerte an den „verheerenden Kreislauf von Ansiedelung, Vertreibung, Vernichtung und Neubeginn“, dem die Juden in Bayern über Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt waren. Auch heute gebe es „die Schattenseite“, die sich in den letzten Jahren weiter verdunkelt hätte. Dennoch hielten die jüdischen Menschen an dem „bewussten Bekenntnis zu unserer Heimat und unserem Vertrauen in ihre Menschen“ fest.

In jüngerer Zeit werde sie immer öfter gefragt, „ob jüdisches Leben in Deutschland eine Zukunft hat“, erläuterte die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Meine Antwort ist klar und deutlich: Ja, und zwar ein gute, eine sehr gute! Bayern ist die beste und sicherste Heimat für Juden in Europa. […] So richtet sich diese Frage, wenn überhaupt, an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft. […] Ich wünsche mir, dass das jüdische Leben hierzulande eines Tages wieder selbstverständlich und normal ist – dazu gehört auch, uns diese Frage nicht mehr zu stellen. Sondern stattdessen leidenschaftlich und beherzt selbst die Antwort zu geben: Natürlich muss es in Deutschland ein Judentum geben. Und jeder Einzelne trägt dafür Verantwortung.“ Mit Bezug auf die Bayernhymne appellierte sie an die Gäste: „Lassen Sie uns gemeinsam eine anhaltende Blütezeit erleben – in Demokratie, in Verantwortung und Freiheit – auf dass wir, ‚uns’rer Väter wert, fest bin Eintracht und in Frieden bauen uns’res Glückes Herd!‘“

Die Laudatio auf Horst Seehofer sprach der ehemalige Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, auch er ein Träger der Ohel-Jakob-Medaille in Gold. Horst Seehofer habe sich seit seinem Amtsantritt 2008 als Freund Israels und insbesondere der jüdischen Gemeinde in Bayern erwiesen: „Horst Seehofer muss viele Kompromisse machen in seinem Amt. In seiner Haltung zur deutschen Geschichte und zu den jüdischen Menschen in Bayern und Deutschland ist er absolut kompromisslos.“ Auch Stoiber unterstrich die tiefe Zugehörigkeit der jüdischen Menschen zu Bayern: „Die jüdischen Bürger stehen als fünfter Stamm in Bayern voll in der Mitte unserer Gesellschaft.“ Angesichts der aktuellen Bedrohungen des demokratischen Wertefundaments – „Einzigartigkeit und Würde jedes Menschen, Freiheit, Nächstenliebe und soziale Verantwortung“ – mahnte Stoiber, diese Werte wachsam zu vertreten: „Horst Seehofer macht es mit seiner unmissverständlichen Haltung vor. Er steht für eine tolerante und zugleich wehrhafte Demokratie.“

Diese Position vertrat auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter in seinem Grußwort: „München ist und bleibt eine weltoffene Stadt, in der Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht im Ansatz geduldet, sondern mit aller Entschlossenheit bekämpft werden; eine Stadt, die allen Versuchen, antisemitische Stereotype, Klischees und Ressentiments wieder salonfähig zu machen, entschiedenen Widerstand entgegensetzt und alles tut, um ihren jüdischen Bürgerinnen und Bürgern ein sicheres und lebenswertes Zuhause zu bieten.“

Auch der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, MdL, gratulierte der IKG und ihrer Präsidentin Charlotte Knobloch zum Doppeljubiläum: „Ich wünsche der IKG von ganzem Herzen, dass sie in der Mitte unserer Gesellschaft weiter wächst und München eine geliebte Heimat ist und bleibt. Wir werden alles daran setzen, dass es beim ‚Nie wieder‘ bleibt und Sie hier in Sicherheit und Frieden leben können.“

Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, MdL, sagte anlässlich des doppelten Jubiläums: „Die Jüdische Gemeinde in München stellt eine wichtige Säule im pluralen religiösen Leben in der Landeshauptstadt und darüber hinaus in ganz Oberbayern dar. Ihre Mitglieder haben in besonderer Weise das kulturelle und gesellschaftliche Leben in München mit geprägt und gestalten es mit. Ich bin für den engen Dialog, den ich regelmäßig führen darf, sehr dankbar und empfinde ihn sehr bereichernd.“

Einen besonderen Einblick in die wechselhafte und bewegte Geschichte der Münchner Kultusgemeinde gewährte der Kunsthändler und Galerist Konrad O. Bernheimer. In vierter Generation vertritt er eine der bedeutendsten Kunsthändler-Dynastien Europas, in deren Familiengeschichte sich die dramatischen Entwicklungen der Weltgeschichte in den letzten beiden Jahrhunderten spiegeln.

Weitere Informationen, Redebeiträge, Fotos und Hintergrundinformationen zu Geschichte und Personen der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern erhalten Sie, laufend aktualisiert im passwortgeschützten Pressebereich unter www.ikg-m.de (Passwort: ikg200).

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Aktuelle Veranstaltungen


Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785

Kultur

»Mit dir steht die Welt nicht still«

Beginn 19:00 Uhr:

Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser

London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.

Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.

Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.

Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München

Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785

Kultur

»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch

Beginn 19:00 Uhr:

Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs

Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University

Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.

Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570

Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München

Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

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