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24. September 2017
Bundestagswahl 2017 Knobloch: „Sie sind wieder da. – Der Erfolg der Rechtsextremen ist eine historische Zäsur für die Bundesrepublik“
München, 24.9.2017. Nach den ersten Hochrechnungen wird die rechtsextreme AfD als drittstärkste Kraft in den Deutschen Bundestag einziehen. Dazu Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern: „Ich bin in großer Sorge um unsere Demokratie und unser Land! Dieses Ergebnis ist ein wahr gewordener Albtraum, eine historische Zäsur. Erstmals wird eine rechtsextreme Partei fraktionsstark im Bundestag vertreten sein.“
„Das verändert die politische Debatte und Kultur und beeinträchtigt das Ansehen Deutschlands in der Welt. Die AfD schert mit gezielten Tabubrüchen und Provokationen bewusst aus dem gewachsenen demokratischen Konsens aus. Das ist ein verheerender Einschnitt in der Geschichte des Parlaments und unserer Republik“, so Knobloch.
Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland erläutert: „Parteiprogramm und Kandidatenlisten zeigen: Sie sind wieder da, die Ungeister, die Hass und Verachtung schüren. Mit der AfD ziehen Ausgrenzung, Abschottung, Aggression, Menschenverachtung, Verschwörungstheorien, völkischer Nationalismus, Neonazismus, Verfassungsbruch, Holocaustleugnung, Antisemitismus, Rassismus, Religionsfeindlichkeit, Medien- und Europafeindlichkeit, Revisionismus und Geschichtsrelativierung in den Bundestag, dessen Ausschüsse und Büros sowie in wichtige nationale und internationale Gremien ein.“
Wenn es nach dieser Partei ginge, so Knobloch, „würden nicht nur konstitutive Grundlagen der jüdischen Religion abgeschafft. Es ist zu erwarten, dass Menschen wieder systematisch und ideologisch nach Herkunft, Rasse, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung und anderen willkürlichen Merkmalen kategorisiert und bewertet werden. Das bedeutet einen Bruch mit den moralischen, historischen und politischen Lehren aus der deutschen Geschichte.“
Knobloch: „Die AfD verkörpert die schlechtesten Seiten unseres Landes und es ist eine Katastrophe, dass es den demokratischen Kräften nicht gelungen ist, die rechtsextremen Hetzer zu entzaubern. Die AfD ist keine patriotische Partei. Sie betreibt Verrat an den deutschen und europäischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, an Einigkeit und Recht und Freiheit. Ihre Repräsentanten und Anhänger haben mit Halbwahrheiten und Falschdarstellungen bewusst Wut geschürt, Hass zum politischen Instrument gemacht. Seit Jahren bringen Rechtsradikale wirkungsvoll die antiliberale, antidemokratische und geschichtsklitternde Hetze aus dem Internet auf die Straßen. Die Bilder von einem hasserfüllten, enthemmten Mob prägen montäglich das Bild einiger deutscher Städte, überschatteten die Einheitsfeiern und waren zuletzt hässliche Begleiterscheinung im Wahlkampf. Die AfD hat diese Verachtung schon in 13 Landesparlamente transportiert und jetzt auch in den Bundestag. Ihr Ton und ihre Agenda haben unser Land bereits negativ verändert.“
Das sei eine Niederlage für die wehrhafte Demokratie, die mit der Formel „nie wieder!“ den Anfängen einer menschenverachtenden Bewegung wehren wollte, beklagt die WJC-Beauftragte für das Gedenken an den Holocaust. Insgesamt weit über 20 Prozent für extreme Parteien belegten die wachsende Spaltung der Gesellschaft und wie wenig wehrhaft die deutsche Demokratie trotz allen Geschichtsbewusstseins sei.
Knobloch: „Ich fordere von der künftigen Regierung und der demokratischen Opposition überparteiliche Lösungen für die zentralen Probleme und Ängste der Menschen, für Terrorbekämpfung, Integration und Einwanderung, innere und äußere Sicherheit, Armutsrisiken, wirtschaftliche Stabilität und eine starke Europäische Union. Ich erwarte, dass die Demokraten im Bundestag, in den Medien und in der Zivilgesellschaft die rechten und die linken Populisten und Extremisten rhetorisch und politisch stellen und angreifen. Kein ‚Einzelfall‘, kein Exzess darf folgenlos bleiben. Insbesondere müssen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus als solche benannt, geächtet und sanktioniert werden.“
Knobloch: „Wie lange nicht steht unsere freiheitliche Demokratie auf dem Prüfstand. Im Wissen um ihre Zerbrechlichkeit ist jeder Demokrat gefordert, die Würde und das freiheitlich-demokratische Wesen der Bundesrepublik Deutschland zu bewahren und zu verteidigen, um mit zu bestimmen, was aus unserem Land wird.“
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Aktuelle Veranstaltungen
Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785
Kultur
»Mit dir steht die Welt nicht still«
Beginn 19:00 Uhr:
Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser
London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.
Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.
Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999
Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München
Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785
Kultur
»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch
Beginn 19:00 Uhr:
Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs
Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University
Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.
Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570
Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München
Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de