Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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24. April 2017

Antisemitismusbericht des Bundestages | Knobloch fordert deutlich mehr Einsatz gegen Judenfeindlichkeit

München, 24.4.2017. Zum zweiten Mal nach 2012 hat heute ein fraktionsübergreifend vom Deutschen Bundestag beauftragter unabhängiger Expertenkreis einen Antisemitismusbericht für Deutschland vorgestellt. Dieser soll Ausdruck der deutlich angestiegenen politischen Aufmerksamkeit für dieses Problem sein und verweist auf die Vielfältigkeit der Erscheinungsformen von Antisemitismus in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Dazu Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern:

„Der Bericht ist eine Bestandsaufnahme. Wichtig ist aber vor allem, dass sich die gewonnen Erkenntnisse in tatsächlichem (Regierungs-)Handeln widerspiegeln. Deswegen fordere ich eine/n Antisemitismusbeauftrage/n der Bunderegierung. Außerdem muss der Bundestag noch in dieser Legislaturperiode die Bundesregierung mit der Umsetzung der Forderungen der Experten beauftragen. Der unkoordinierte Status Quo ist angesichts der Zunahme judenfeindlicher Tendenzen nicht länger akzeptabel.“

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland zeigte sich enttäuscht, „dass bereits der erste Bericht beinahe sang- und klanglos aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwand und vor allem nahezu folgenlos blieb. Dabei hatten die Experten schon damals konkrete Maßnahmen dargelegt, wie der wachsende Antisemitismus thematisiert und bekämpft werden könnte.“

Knobloch weiter: „Ich möchte nicht länger den Eindruck haben müssen, dass Antisemitismus als Angelegenheit der jüdischen Menschen betrachtet wird. Menschenverachtung ist nie das Problem der betroffenen Minderheit. Sie ist immer das Problem der Gesellschaft, die sie vergiftet. Die Forderungen und Empfehlungen des Expertenkreises, der vom Bundestag selbst berufen wurde, müssen in der Regierung, im Parlament und in der Gesamtgesellschaft entschlossen und konsequent thematisiert und beherzigt werden.“

Klassische antisemitische Ressentiments und Verschwörungstheorien seien bereits wieder deutlich in der öffentlichen Diskussion wahrnehmbar, so Knobloch. Geradezu als Mainstream gelte der israelbezogene Antisemitismus. „Dieser grassierende Antizionismus bietet als zentrales Argumentationsmuster Anschluss für antijüdische Einstellungen. Diese führen immer öfter nicht nur zu harscher verbaler, sondern auch zu tätlicher Gewalt gegen jüdische Menschen und Einrichtungen“, so die WJC-Beauftrage für Holocaust-Gedenken.

Knobloch: „Neben den altbekannten antisemitischen Phänomenen ist speziell der Antisemitismus unter hier lebenden Muslimen ein seit Jahren vernachlässigtes und umso mehr zunehmendes Problem, das künftig weit mehr Aufmerksamkeit verlangt. Der verbreitet Judenhass ist bereits heute ein Ausdruck misslungener Integration. Ein ‚Weiter so‘ wäre in der jetzigen, verschärften Situation verheerend.“

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Aktuelle Veranstaltungen


Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785

Kultur

»Mit dir steht die Welt nicht still«

Beginn 19:00 Uhr:

Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser

London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.

Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.

Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.

Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München

Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785

Kultur

»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch

Beginn 19:00 Uhr:

Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs

Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University

Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.

Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570

Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München

Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

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