Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

« Zurück

11. September 2015

Angekündigte Demonstration der Partei „Die Rechte“ am Münchner Hauptbahnhof – Offener Brief von Charlotte Knobloch an OB Dieter Reiter

Sehr verehrter Herr Oberbürgermeister, hoch geschätzter Herr Reiter, in den letzten Tagen hat die Stadt München der Welt ihr Herz gezeigt. Bilder, die mit Dankbarkeit und Stolz erfüllen, gingen um den Globus – Bilder von Menschen, die für Menschen da waren und sind!
Am 19. September will der Münchner Kreisverband der neonazistischen Partei „Die Rechte“ nun ganz andere Signale aus München in die Welt senden. Erneut will er
wie bei seiner Tour am 5.9.2015 am Münchner Hauptbahnhof eine „Anti-Asyl-Kundgebung“ durchführen und unter dem Slogan „Refugees not Welcome“ und dem Motto: „Schluß mit dem Asylwahnsinn! Wir sind das Volk!“ seine widerlichen Hetzparolen ablassen.

Lieber Herr Oberbürgermeister, lassen Sie nicht zu, dass dieser neonazistische Mob am Hauptbahnhof oder andernorts in München aufmarschiert! Neonazis wie Philipp Hasselbach und seine Anhänger sind nicht das Volk, sie sind das Pack – sie müssen auch als solches benannt und geächtet werden und endlich von der Bildfläche verschwinden! 

Wie die NPD wurzeln auch „Die Rechte“ und andere rechtsextreme Parteien und Kameradschaften unmittelbar auf der nationalsozialistischen Ideologie. Diese hat in unserer freiheitlich-demokratischen politischen Kultur keinen Platz und darf keinen Spielraum haben. Schon bei der Einweihung des NS-Dokumentationszentrums war es unerträglich, das Gehetze und Grölen der ersten Strophe des Deutschlandliedes in der Nebenstraße zu hören. Ich bin nicht mehr bereit hinzunehmen, dass dieser völkische, ultra-nationalistische Schwachsinn weiterhin unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit in die Welt getragen wird.

Die Hetzreden von Hasselbach und Co. sind eine hohle Aneinanderreihung von Rassismus, Antisemitismus – Menschenverachtung aller Art. Dasselbe gilt für die einschlägigen Internetauftritte. Das Facebookprofil von „Die Rechte – Kreisverband München“ spiegelt ein asoziales Netzwerk voller Hass und Häme. Offen und unmissverständlich werden dort fremdenfeindliche und antisemitische Einstellungen geschürt, der Nationalsozialismus verherrlicht und zu Gewalt gegen Flüchtlinge aufgerufen.

Sowohl für das Geplärre auf der Straße als auch für die digitale Hatz gilt: Das ist Volksverhetzung und muss endlich auch als solche gekennzeichnet und unterbunden werden.

Es ist mit unserer historisch bedingen Staatsräson nicht vereinbar, dass derartige Menschenverachtung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit gedeckt wird. Entsprechend heißt es in Artikel 18 Grundgesetz: „Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, … die Versammlungsfreiheit, … zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung missbraucht, verwirkt diese Grundrechte.“ Dieser Grundgedanke muss endlich politisch, verwaltungstechnisch und verfassungsrechtlich durchgesetzt und in praktische Politik und Rechtsprechung umgewandelt werden. Ansonsten kann nicht länger von einer wehrhaften Demokratie die Rede sein.

Tragisch genug, dass ein strammer Neonazi im Stadtrat sitzt und kaum gehindert seine perfide Politik als geistiger Erbe der Nationalsozialisten in die Gegenwart zu transportieren versucht. Es wäre verheerend, wenn dazu nun weitere rechtsextreme Gruppierungen in der Region München erstarken. Genau das versuchen „Die Rechte“ und „Der dritte Weg“ – und dieser Versuch muss im Keim erstickt werden. 

Die Formel „Nie wieder!“ muss an diesen Anfängen – sofern man noch von „Anfängen“ sprechen kann – ansetzen, denen man in Sonntagsreden zu wehren verspricht. Diesen hehren Worten müssen endlich Taten folgen. Denn Experten betonen den eindeutigen Zusammenhang zwischen der Stärke von neonazistischen Parteien wie „Die Rechte“ oder der NPD (deren Verbot überfällig ist) und der Mobilisierung des Mobs und der rechtsextremen Gewalt etwa gegen Flüchtlinge oder deren Einrichtungen. 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der bemerkenswerte Einsatz für Flüchtlinge, die eindeutige Positionierung gegen die Ableger von Pegida in München, das unermüdliche Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sind unverrückbare Konstanten Ihrer Amtsführung. Ich bitte Sie, setzen Sie im Kampf gegen Rechtsextremismus neue Akzente mit bundesweiter Strahlkraft und lassen Sie München Vorreiter sein – die Stadt, die als erste nachhaltig verhindert, dass Meinungs- und Versammlungsfreiheit für Menschenhass und Volksverblendung missbraucht werden. Dafür braucht es eine mutige Verwaltung, die notfalls bis vor das Bundesverfassungs-gericht zieht. Geben Sie den Hass-Schürern keine Chance! Seien wir die Weltstadt mit Herz und Verstand! Die Welt schaut auf uns – gerade jetzt!

Vielen Dank und herzlichen Gruß
Charlotte Knobloch

Alle Beiträge der Kategorie Pressemitteilung ansehen »

VeranstaltungenÜberblick »

Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Alle Veranstaltungen »

Israelitische Kultusgemeinde
Kontakt
Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de