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30. April 2015
Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums in München – Knobloch: „Wir brauchen diesen Ort, um aus der Geschichte zu lernen, was in der Zukunft geschehen kann.“
München, 30. April 2015. Am Jahrestag der Befreiung Münchens, der „Hauptstadt der Bewegung, durch US-Truppen eröffnet heute – 70 Jahre nach Kriegsende – in München das NS-Dokumentationszentrum. Dazu Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde: „Spät, aber nicht zu spät entsteht mit diesem Zentrum ein Ort, der sich in erster Linie mit der Frage beschäftigt, wie es geschehen konnte, dass Menschen zu derart ungeheuerlicher Unmenschlichkeit fähig waren.
Es geht um die rationale Aufarbeitung der Prozesse, die Mechanismen und die Strukturen hinter dem größten Menschheitsverbrechen – von den Anfängen über den mit Euphorie und Begeisterung begleiteten Aufstieg, der für jene, die sich widersetzten oder dem Bild der rassereinen Volksgemeinschaft nicht entsprachen Verfolgung und Auslöschung bedeutete, bis hin zur Befreiung.
Für mich ist von zentraler Bedeutung, dass nicht nur die Motive der Täter, Unterstützer, Mitläufer, Applaudierer, Profiteure und Sympathisanten in den Blick genommen werden sowie die Systematik hinter dem Erfolg der Nazis in der Bevölkerung. Ebenso wichtig ist es, dass die Spuren der NS-Zeit bis in die Gegenwart verfolgt werden, die Kontinuitäten und die Verdrängung inmitten einer grundsätzlich geglückten Demokratisierung dargestellt werden. Der Brückenschlag in die Gegenwart ist entscheidend, um den jungen Menschen die Relevanz von Erinnerungsarbeit zu vermitteln.
Als Münchnerin bannt mich die Frage: Warum München? Aber die zentrale Frage bis heute lautet: Welche Voraussetzungen und Stimmungen bedingen, dass Menschen zu monströsen Taten imstande sind? Wenn diese Frage nicht schonungslos gestellt und beantwortet wird, bleibt dem Bösen ein Einfallstor offen. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist längst nicht abgeschlossen. Wie wenig die Welt aus der Vergangenheit gelernt hat, belegen die täglichen Nachrichten. In Deutschland ist die Verantwortung, aus der Geschichte zu lernen besonders hoch. Die jungen Generationen sind bereit dazu. Ich hoffe, dass das Zentrum seinen Beitrag leistet, um ihnen die Geschichte nicht als Last aufzubürden, sondern als Motivation, mündige, wachsame und wehrhafte freiheitliche Demokratinnen und Demokraten zu sein und die Menschenrechte zu verteidigen. Jeder Einzelne kann in Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag leisten, dass Hass in unserer Gesellschaft keine Chance hat und ein respektvolles und friedliches Miteinander gelingt.
Dass es nicht möglich war, mit den Mitteln unseres Rechtsstaats die Demonstration von Neonazis gegen das NS-Dokumentationszentrum zu verhindern, halte ich für ein Armutszeugnis jener wehrhaften Demokratie, die sich einst ‚Wehret den Anfängen‘ auf die Fahnen geschrieben hat. Ich fordere unseren Gesetzgeber und die Justiz eindringlich auf, die Grundlagen zu schaffen, dass es diesen braunen Banden nicht länger möglich ist, unsere liberale Gesellschaft zu vergiften.“
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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Israelitische Kultusgemeinde
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