Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Religion

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15. Januar 2013

Wieso Weshalb Warum – Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums: „Schehechejanu“

Von Chajm Guski, erschienen auf Jüdische Allgemeine Online, 10.1.2013. „Wir müssen noch ‚Schehechejanu‘ sagen!“ – Bei besonderen Anlässen hat man das möglicherweise schon gehört. Oder während des Abendgebets von Jom Kippur. „Schehechejanu“, zu Deutsch „der uns am Leben erhalten hat“, ist die Bezeichnung einer Bracha, also eines Segensspruchs, für besondere Gelegenheiten, die im weitesten Sinne etwas mit Zeit zu tun haben.

„Schehechejanu“ ist nur ein Wort aus der gesamten Bracha „Gelobt seist Du, Haschem, unser G’tt, König der Welt, der Du uns am Leben erhalten und uns diese Zeit hast erreichen lassen“.

Zeit

Gelegenheiten sind viele tradiert: Der Segensspruch wird zu Beginn eines Feiertags gesagt oder wenn man Früchte isst, die man nur zu bestimmten Jahreszeiten bekommen kann, wenn man ein neu gekauftes Kleidungsstück anzieht oder wenn man eine Mizwa erfüllt, die an eine besondere Zeit gebunden ist. Oder auch, wenn man von einem Ereignis besonderen Nutzen hat.

Bekannt ist diese Bracha bereits im Talmud. Dort heißt es etwa: Wer ein neues Haus gebaut oder neue Töpfe gekauft hat, sagt das Schehechejanu. Und dann zitiert der Talmud den Wortlaut der Bracha (Berachot 54a). Der Segensspruch war also bereits fester Bestandteil jüdischen Lebens, als die Weisen des Talmuds diskutierten. Der Vollständigkeit halber: Genannt wird die Bracha auch in Pessachim 7b und Sukka 46a.

Berachot

Maimonides, der Rambam (1135–1204) erklärt in seinen Hilchot Berachot (1), dass die Rabbinen Berachot eingeführt hätten, die sich in drei Kategorien einteilen lassen: Berachot, die man sagt, wenn man etwas Angenehmes erlebt hat (Hebräisch: hana’a), Berachot, die man sagt, bevor man eine Mizwa tut, und Berachot, die man zum Dank sagt (genannt hoda’a). Schehechejanu ordnet er der letzten Kategorie zu.

Eine kleine Liste von Gelegenheiten findet man zu Beginn des Talmud-Blatts Berachot 54a, auf Blatt 58b und natürlich beim Rambam. Beide Quellen bilden das Fundament der heutigen Anwendung der Bracha. Spätere Kommentatoren halachischer Werke beschäftigen sich ausführlich mit den Anlässen für das Sagen des Schehechejanu. Etwa im Sefer haManhig von Rabbiner Awraham ben Natan haJarchi aus Lunel (1155–1215). Der Rabbi schreibt, dass man den Segensspruch nur zu Gelegenheiten sprechen soll, die sowohl »hana’a« seien, als auch Freude beinhalten. Er nennt als Beispiele das Schütteln des Lulaw, das Lesen der Megilla oder die Auslösung des Erstgeborenen. Allen ist gemeinsam, dass sie uns erneut begegnen und uns Freude bereiten.

Obst

Deshalb wird beim Sprechen der Bracha über Obst auch unterschieden, ob man es ganzjährig essen kann oder nicht. So schreibt Rabbi Mosche Isserles (1525–1572) in seinem Kommentar zum Schulchan Aruch, Darchej Mosche, dass man über Gemüse, weil es »das gesamte Jahr über in der Erde steht«, kein Schehechejanu spricht (Orach Chajim 225,2). Offenbar hat man an Dingen, die einem ständig begegnen, keine so sehr intensive Freude mehr. Das wird auch einer der Gründe sein, warum man über das Lesen dieser Artikelreihe kein Schehechejanu sprechen muss.

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April 2024 | Adar II-Nissan | « »

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Sa. 13.04.2024 – Do. 18.04.2024 | 5. Nissan 5784

Kultusgemeinde

Ausstellung und Kunstprojekt für die israelischen Geiseln: „Coming Home Soon“

Beginn 11:00

Interaktive Ausstellung
Samstag, 13., bis Donnerstag, 18. April 2024
täglich 11 bis 18 Uhr (am 17. April bis 20 Uhr)
Saal der ehem. Karmeliterkirche, Karmeliterstraße 1, München

Am 7. April waren es auf den Tag genau sechs Monate seit dem Überfall der Hamas auf Israel und damit auch seit Beginn der Geiselhaft von hunderten Verschleppten. Über einhundertdreißig Israelis befinden sich bis heute in Gaza in der Gewalt der Terroristen.

Um auf das Schicksal dieser Geiseln und die damit verbundene menschliche Tragödie aufmerksam zu machen, hat die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern gemeinsam mit zahlreichen Partnern das Kunstprojekt „Coming Home Soon“ der niederländisch-israelischen Künstlerin Inbar Hasson nach München geholt. Das Projekt wurde bereits zu Jahresbeginn unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit in Amsterdam gezeigt. Weiterlesen »

So. 05.05.2024 | 27. Nissan 5784

Kultur

Gedenke und erinnere zu Jom Haschoah: Die Pianistin von Theresienstadt

Beginn 17:00

Sonntag, 5. Mai 2024, 17 Uhr

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern lädt anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager und Erew Jom Haschoah ein:

Abend zum Gedenken an Alice Herz-Sommer (1903-2014)

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