Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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11. Juli 2018

Urteile im „NSU-Prozess“ verkündet – Knobloch: „Urteil kann kein Schlussstrich sein“

München, 11.7.2018.  Mit der Verurteilung u.a. von Beate Zschäpe zu lebenslanger Haft ist in München nach mehr als fünf Jahren der sog. NSU-Prozess zu Ende gegangen. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, erklärte dazu: „Die heutigen Schuldsprüche sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Aufarbeitung des Terrors durch den sogenannten ‚NSU‘.“

„Die heutigen Schuldsprüche sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Aufarbeitung des Terrors durch den sogenannten ‚NSU‘. Das Gericht hat sich von allen Störfeuern und Hemmnissen in den vergangenen Jahren nicht beirren lassen und ein gerechtes und hohes Strafmaß festgesetzt. Das ist heute die entscheidende Botschaft.“
Insbesondere das Urteil gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe, in dem das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld feststellte, bezeichnete Knobloch als einen Sieg für den Rechtsstaat: „Nach dem Schock rund um die Aufdeckung der Terrorzelle, die jahrelang unbehelligt gemordet hatte, ist das heutige Urteil auch ein Signal, dass unser Staat wehrhaft gegen rechtsextreme Gewalttaten vorgeht. Wer die Grundlagen unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens bekämpft, bekommt die volle Härte des Gesetzes zu spüren.“

Knobloch betonte zugleich, dass der Urteilsspruch nur eine Etappe auf dem Weg zu vollständigerer Aufarbeitung und Aufklärung sein könne: „Die Verachtung und Geringschätzung menschlichen Lebens durch die Mitglieder und Helfer des ‚NSU‘ macht bis heute sprachlos. Die Strafe für Fr. Zschäpe und ihre Mitangeklagten ist daher mehr als gerechtfertigt. Ein Schlussstrich unter die Mordserie kann sie jedoch nicht sein.“ Das Oberlandesgericht habe jahrelang intensiv nach der Wahrheit gesucht; trotzdem blieben viele Fragen offen.

Vor dem Hintergrund des Urteils forderte Knobloch weiter, den Kampf gegen Extremismus verstärkt fortzuführen: „Kein Urteil der Welt kann den Angehörigen der Mordopfer ihre Lieben zurückgeben. Ziel muss es sein, in Zukunft alles dafür zu tun, dass anderen Menschen derartiges Leid erspart bleibt. Der Kampf gegen Rechtsextremismus, gegen Intoleranz und Hass muss weiter als Gemeinschaftswerk von Politik, Justiz und Zivilgesellschaft geführt werden. Hier stehen alle in der Pflicht: Jede Demokratie und jede offene Gesellschaft kann nur so stark sein wie die, die sie gegen ihre Gegner auch verteidigen. Einen zweiten ‚NSU‘ darf es nie geben.“

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Aktuelle Veranstaltungen


Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785

Kultur

»Mit dir steht die Welt nicht still«

Beginn 19:00 Uhr:

Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser

London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.

Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.

Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.

Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München

Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785

Kultur

»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch

Beginn 19:00 Uhr:

Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs

Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University

Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.

Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570

Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München

Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

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