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28. Juni 2018
Polen schwächt umstrittenes Holocaust-Gesetz ab – Knobloch: „Glaubwürdigkeit des Holocaust-Gedenkens erhalten“
München, 28.6.2018. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, begrüßte den Beschluss des polnischen Parlaments vom Mittwoch, das umstrittene Gesetz, welches u.a. die Bezeichnung „polnische Todeslager“ für die von Nazi-Deutschland im besetzten Polen betriebenen Konzentrations- und Vernichtungslager unter Strafe stellt, zu ändern.
Hierzu erklärte sie: „Die Benennung als ‚polnische Todeslager‘ ist eine Verzerrung der historischen Realität. Die Lager, die während des Krieges in Polen bestanden, waren eine Folge der deutschen Invasion und wurden vom nationalsozialistischen Regime und seinen Kollaborateuren betrieben. Es ist verständlich, dass die polnische Regierung sich gegen derartige Umdeutungen wehren will. Einzelne Passagen des Gesetzes kommen allerdings selbst einer Umdeutung von Geschichte gleich.“
Ursprünglich hatte das Gesetz Haftstrafen bis zu drei Jahren für die Aussage vorgesehen, dass Polen Mitschuld an Verbrechen der Nazis getragen hätten. Diese Strafmöglichkeit soll nun zwar entfallen, die Zielsetzung des Gesetzes, Polens „guten Namen“ zu schützen, bleibe aber erhalten, erklärte Premierminister Morawiecki am Mittwoch.
Hierzu Knobloch, Commissioner for Holocaust Memory des World Jewish Congress: „Dass auch die nichtjüdischen Polen zu den ersten und am schwersten getroffenen Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gehörten, ist unstrittig. Dies darf aber nicht als Entschuldigung dafür missbraucht werden, historische Fakten von Gesetzes wegen zu unterdrücken. Die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Lehre sind in akuter Gefahr, wenn Politiker eigenmächtig darüber entscheiden, welche Teile der Geschichte zukünftig – trotz eindeutiger Belege – als wahr oder unwahr zu gelten haben.“ Schwammige Formulierungen im Gesetzestext würden es der Regierung ermöglichen, gegen missliebige Stimmen auch aus dem Ausland vorzugehen und eine staatlich sanktionierte Version der Geschichte zu etablieren, so Knobloch.
Die Präsidentin appellierte daran, die Glaubwürdigkeit des Gedenkens an den Holocaust nicht durch politische Instrumentalisierung zu gefährden: „Ein würdiges und glaubwürdiges Gedenken an den Holocaust ist eine der zentralen Aufgaben der nachfolgenden Generationen. Wer hier nur auf den kurzfristigen politischen Nutzen schielt, wird dieser Verantwortung nicht gerecht.“
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Aktuelle Veranstaltungen
Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785
Kultur
»Mit dir steht die Welt nicht still«
Beginn 19:00 Uhr:
Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser
London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.
Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.
Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999
Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München
Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785
Kultur
»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch
Beginn 19:00 Uhr:
Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs
Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University
Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.
Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570
Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München
Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de