Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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24. Juli 2012

Knobloch findet Debatte über Beschneidung unerträglich

tagesspiegel.de/IKG. Die Debatte über das Beschneidungsverbot in Deutschland nimmt für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, „unerträgliche Züge“ an. Der offene Brief von Beschneidungsgegnern an Bundesregierung und Bundestag enthalte objektiv falsche Aussagen und werfe ein schlechtes Licht auf die Autoren, erklärte Knobloch am Dienstag, 24.7.2012.

Mehr als 400 Mediziner und Juristen hatten die Regierungspläne für eine schnelle gesetzliche Regelung kritisiert.

Der Passauer Strafrechtler Holm Putzke, auf dessen Argumente sich das Kölner Landgericht bei seiner Entscheidung berufen hatte, bezeichnete Beschneidung als Körperverletzung, die zu Traumata führen könne. „Da hat der Staat das Recht und auch die Pflicht einzugreifen. Die Religionsfreiheit kann niemals die Körperverletzung eines anderen Menschen rechtfertigen“, sagte Putzke dem Tagesspiegel. Er sprach sich für eine zeitliche Verschiebung solcher Rituale aus, bis „die Kinder in der Lage sind, die Tragweite dieses Eingriffs abzuschätzen“.

Putzke, der seit Jahren kritische Artikel über die Beschneidung veröffentlicht, sei von dem Thema Zirkumzision förmlich besessen, erwiedert Knobloch. Tatsächlich touren Putzke und sein Ziehvater, Rolf Dietrich Herzberg, seit der Richter des Kölner Landgerichts ihrer Rechtsauffassung gefogt ist, trotz heftigen Widerspruchs in Literatur und Rechtsprechung durch die Medien und verkaufen ihre Ansicht als einzige Wahrheit. Auf Phönix sagte Herzberg, „ich will den Juden ihr Beschneidungsritual nicht wegnehmen“, fordert aber, „dass sie es in einer Weise läutern und sublimieren, dass es vereinbar wird mit den staatlichen Gesetzen.“ Auch Putzke will die Religionen zu einem „Bewusstseinswandel“ animieren. „Diese Bevormundung ist vermessen“, sagt Knobloch. „Die Beschneidung ist nicht verhandelbar. Die Leichtfertigkeit mit der zentrale Werte unseres Glaubens beiseite gewischt werden, offenbart einen religionsfeindlichen Zeitgeist, der Glauben als unmodern und unterdrückend diffamiert“, stellt Knobloch fest.

Laut Knobloch kriminalisiert der Kölner Richter mit fragwürdigen Behauptungen jüdische Eltern, die ihrem Kind eine religiöse Heimat geben möchten. „Ich bin nicht bereit, nur ein Jota jüdischer Identität aufzugeben“, sagt Knobloch. „Die von der Regierung angekündigte Regelung muss jetzt sehr schnell für Rechtssicherheit sorgen. Bis dahin erfahren betroffene Familien juristisch und finanziell meine volle Unterstützung. Jüdische Menschen müssen ihre Religion so leben können, wie sie sie verstehen, nicht wie andere es gerne hätten. Toleranz und Akzeptanz verlangen Respekt und Rücksicht. Diese freiheitlich-demokratischen Grundgedanken müssen unangetastet bleiben.“

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