Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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29. April 2018

Gedenken anlässlich des 73. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau | Knobloch: „Viele haben nicht verstanden, dass der Kampf gegen Antisemitismus ihr Kampf für unsere Demokratie ist“

München/Dachau, 29.04.2018. Anlässlich des 73. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau blickte Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, bei der Gedenkstunde am jüdischen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau auf 73 Jahre zurück, „in denen die Staatsräson ‚Nie wieder!‘ im Kontrast stand und steht zu dem auf allen Ebenen der Gesellschaft real existierenden Antisemitismus“.
Knobloch kritisierte die Gleichgültigkeit und Tatenarmut, mit denen jahrzehntelang über die Warnungen der jüdischen Gemeinschaft hinweggegangen wurde. Die aktuelle Aufmerksamkeit und Sensibilität für den massiv erstarkten Antisemitismus kämen „spät, sehr spät – hoffentlich nicht zu spät“. Viel zu lange hätten Politik, Lehrer, Justiz, Verbände und Zivilgemeinschaft „unsere Ängste nicht ernst genommen – und schon gar nicht zu den ihren gemacht. Dabei ist es genau das: Der Antisemitismus ist nicht nur unser Problem, das Problem der Juden. Er ist das Problem der Gesellschaft, in der er herrscht und verbreitet wird“.

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden bekannte: „Ich habe nicht gedacht, dass man nach der Schoa zulassen würde, dass Antisemitismus wieder zu einer bedrohlichen Gefahr für das jüdische Leben hierzulande werden würde. – Ich habe mich getäuscht.“ Jüdische Menschen und Institutionen würden attackiert, Schüler antisemitisch gemobbt. „Immer mehr Menschen haben Angst, sich als jüdisch zu erkennen zu geben – das nehmen wir nicht hin. Wir dürfen uns nie wieder verstecken. Es wäre das falsche Signal an Politik, Medien, Gesellschaft – nach außen und nach innen. Ich bin nicht in diesem Land geblieben, um heute jungen Menschen zu erklären, dass wir hier nicht sichtbar und selbstbewusst leben können. Ich habe stets für das Gegenteil gekämpft.“

Knobloch beklagte dass sich noch immer viele weigerten, bestimmte Formen des Antisemitismus zu erkennen und zu ächten. Antisemitismus komme eben nicht nur von Rechtsextremen, sondern auch von links, von Muslimen und auch aus der Mitte der Gesellschaft. „Er muss als ganzheitliches Problem überall, wo er vorkommt, benannt, analysiert und bekämpft werden. Das ist die Verantwortung der Heutigen in Politik und Gesellschaft.“

Die WJC-Beauftragte für Holocaust-Gedenken forderte: „Unser Gedenken soll ein würdiges Andenken an die Menschen sein, für die der Tag der Befreiung zu spät kam. Wir schulden es ihnen, wir schulden es uns. Doch unser Gedenken muss immer auch mit dem Vorsatz einhergehen, entschlossen dafür zu kämpfen, dass es keine neuen Opfer von Hass, Gewalt und Krieg gibt.“ So müsse es 73 Jahre nach dem Holocaust jüdischen Menschen in ihrer deutschen Heimat möglich sein, „ohne Angst das Haus zu verlassen, ohne Scheu über ihre Reise nach Israel zu erzählen. Es muss möglich sein, sorgenfrei und freudvoll in die Synagoge zu gehen, in die Schule, den Kindergarten, zum Fußball, zum Grillen, zum Baden, zum Shoppen – mit oder ohne Kippa, mit oder ohne Davidstern“.

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Aktuelle Veranstaltungen


Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785

Kultur

»Mit dir steht die Welt nicht still«

Beginn 19:00 Uhr:

Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser

London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.

Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.

Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.

Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München

Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785

Kultur

»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch

Beginn 19:00 Uhr:

Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs

Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University

Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.

Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570

Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München

Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

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