Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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23. Februar 2012

Demokratie mit Leben füllen – Knobloch wünscht sich mehr aufgeklärten Patriotismus

Knobloch beim 20. Politischen Aschermittwoch in der Oberlausitz
München/Bautzen. Am heutigen 22. Februar 2012, hält Dr. h.c. Charlotte Knobloch am Abend die Festrede beim 20. Politischen Aschermittwoch in der Oberlausitz. In einer rund einstündigen Rede in Bautzen würdigt Knobloch die jüngsten Demonstrationen gegen Rechts in Dresden als starke Signale einer couragierten Zivilgesellschaft: „Sie [die Menschen in der Region] wollen sich die hart erarbeiteten Erfolge der letzten Jahrzehnte nicht von diesem Pack kaputt machen lassen.“

Zugleich ruft Knobloch die jungen Menschen in Deutschland auf, ihr Land zu lieben und einen aufgeklärten Patriotismus an den Tag zu legen: „Nur wer stolz ist auf unsere liberale Gesellschaft, nur wer sich klar und leidenschaftlich zu unserer freiheitlichen Demokratie bekennt, […] hat die Stärke und den Mut, den Verführungen anti-demokratischer Kräfte zu widerstehen.“ Knobloch  appelliert an die Menschen, sich aktiv politisch zu engagieren und die Demokratie mit Leben zu füllen. „Politik spielt sich nicht irgendwo da oben ab, sondern immer und überall – sie betrifft uns alle und ist unser aller Angelegenheit.“

Knobloch spricht sich gegen eine Erinnerungskultur des erhobenen Zeigefingers aus und betonte die Stärkung der politischen Kultur der Verantwortung. Das Zeitalter der Erlebnisgeneration neige sich seinem Ende, nun beginne die Ära der Erkenntnisgeneration.

Bezug nehmend auf den jüngsten Expertenbericht über Antisemitismus beklagt Knobloch alarmierende Mängel im Bildungssystem. Einerseits gebe es zu viele Wissenslücken über das Judentum als Jahrtausende alte Religion und die Juden als festen Bestandteil der deutschen und europäischen Kulturgeschichte. Andererseits erlaubten die weit höheren Werte bei der Verbreitung antisemitischer Einstellungen als in anderen westeuropäischen Ländern den Schluss, dass in Deutschland die Vermittlung der universellen Botschaft des Holocaust und damit der Brückenschlag in die Gegenwart nicht gelinge.

Knobloch erneuert ihre Forderung nach einem NPD-Verbot. „Unsere wehrhafte Demokratie darf nicht zulassen, dass menschenverachtende Ideologen für ihre Arbeit mit Steuergeldern in Millionenhöhe subventioniert werden.“ Allerdings müsse die Devise „Sorgfalt vor Eile“ gelten. Ein neuer Anlauf müsse gerichtsfest ausgearbeitet sein und den verfassungsrechtlichen Anforderungen standhalten.

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