Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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20. Februar 2012

Anklage gegen Sänger von „Döner Killer“-Lied

Rheinische Post Online, 20.02.2012. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat den Produzenten und Sänger der rechtsextremen Band Gigi & Die braunen Stadtmusikanten wegen Volksverhetzung angeklagt. In dem Lied „Döner Killer“ werde die Neonazi-Mordserie gutgeheißen, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Alexander Retemeyer. Die Anklageschrift bezieht sich auf die 2010 veröffentlichte CD „Adolf Hitler lebt“. Für diese Aufnahme hatte das Osnabrücker Amtsgericht bereits einen bundesweiten Beschlagnahmebeschluss erlassen.

Die Anklage gegen den 42-Jährigen sei zum Amtsgericht Meppen gegangen. Ein Verhandlungstermin stehe noch nicht fest.

In einem weiteren Song der CD werde zum Teil mit Vokabular aus der NS-Zeit gefordert, türkische Menschen nach Istanbul abzuschieben. „Das sind Anklänge an die Verfolgung der Juden“, sagte Retemeyer. In einem dritten Lied werde nach Ansicht der Strafverfolger der Holocaust an den Juden geleugnet.

Der Sänger sei als einziges Bandmitglied angeklagt worden. „Wir vermuten, dass er auch der Autor der Lieder ist, weil wir auf Computern Dokumente gefunden haben, die darauf hindeuten“, sagte Retemeyer. Der Besitzer eines CD-Labels in Chemnitz, bei dem der Tonträger erschienen sei, werde gesondert verfolgt.

Die Anwältin des 42-Jährigen sagte, die Anklageschrift liege ihr noch nicht vor. Die „Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, die Giese angezeigt hatte, begrüßte die Anklage. Sie sei ein erster Schritt „zur längst überfälligen Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel zur nachhaltigen Unterbindung rassistischer Gewaltverherrlichung“.

Film „Blut muss fließen“ – Hass aus hundert Kehlen

Zeit Online, 20.2.2012. Hitlergruß und Pogo: Die Dokumentation „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ zeigt, was Neonazis denken und singen, wenn sie unter sich sind.

„Blut muss fließen, knüppelhageldick und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik“ – immer wieder singen deutsche Neonazis auf Konzerten hierzulande und im umliegenden Ausland diese schon von der SA skandierten Zeilen. Sie recken die Arme zum Hitlergruß, schreien „Sieg heil“ und tanzen Pogo, während die Bands auf der Bühne gegen Migranten, Multikulti, Linke und Juden hetzen. Und immer wieder steht unter den versammelten Neonazis ein Journalist, der sich Thomas Kuban nennt, selbst in Bomberjacke und schwarz-weiß-rotes Polohemd gekleidet und filmt all den Hass mit einer Kamera im Knopfloch.

In den vergangenen zehn Jahren hat Kuban derart verkleidet über vierzig Nazi-Konzerte besucht. Sein gesammeltes Bild- und Videomaterial ist erschreckend und bedrückend. Offen rufen Neonazis zu Mord und Gewalttaten auf, fantasieren, wie die Waffen-SS in Kreuzberg einrückt und Adolf Hitler wieder die Macht in Deutschland übernimmt. In einem Lied heißt es „Adolf Hitler, steig hernieder, und regiere Deutschland wieder“, in einem anderen „Meint Ihr nicht auch, dass es langsam reicht? Macht ganz Kreuzberg dem Erdboden gleich“ und schließlich etwas ungelenk: „Wir brauchen sie wieder, das ist kein Witz, die Jungs in Schwarz mit dem doppelten Blitz.“

Durch seine beharrliche Recherche unter immensem persönlichen und technischen Aufwand gelangte Thomas Kuban so über Jahre zu Einblicken in die unzugänglichen Winkel der deutschen Neonazi-Szene. Kuban nahm an konspirativen Treffen und geheimen Konzerten teil, immer in der Gefahr entdeckt zu werden.

In Blut muss fließen begibt er sich gemeinsam mit dem Filmemacher Peter Ohlendorf noch einmal zu den Orten der Recherche. Immer wieder folgt der Film Kuban an die Orte früherer Nazi-Konzerte, immer wieder werden die Undercover-Aufnahmen gezeigt, auf denen die sich recht gleichbleibenden, hasserfüllten Lieder gegrölt und die dazu passenden T-Shirts, Pullover und – bisweilen auch verbotenen – CDs verkauft werden.

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