Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Religion

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10. Mai 2011

Ägyptens Religionskonflikt

Kairo | Gewaltsame Konflikte zwischen Muslimen und koptischen Christen lassen Ägypten nicht zur Ruhe kommen. Bei Straßenschlachten am 7. und 8. Mai 2011 sind in Kairo mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. 230 weitere wurden verletzt. Grund für die blutige Auseinandersetzung war ein Gerücht, wonach eine zum Islam konvertierte Christin angeblich in einer koptisch-christlichen Kirche festgehalten wurde. Bei der Auseinandersetzung fielen Medienberichten zufolge Schüsse. Von ultrakonservativen Religionsführern aufgestachelte Muslime sollen zudem Brandbomben auf die Kirche, Wohnhäuser und Geschäfte geworfen haben.

Die neue Eskalation, diesmal im Kairoer Stadtteil Imbaba, ist nicht isoliert von den allgemeinen Spannungen im Land zu betrachten, berichtet Frankfurter Allgemeine Zeitung. Auf FAZ Online berichtet Joseph Croitoru, die Ägypter wähnten sich gern in einer nachrevolutionären Aufbauphase. Gleichwohl herrsche noch keine Gewissheit darüber, ob sie die demokratischen Früchte ihrer Volkserhebung auch tatsächlich ernten werden.

Dabei werde die Religion immer mehr zum Politikum, meint Croitoru, auch wenn es sich derzeit noch um einen eher schleichenden Prozess handelte. Die Säkularen und mit ihnen auch Vertreter der koptischen Gemeinde befürchteten, dass die Islamisten im Zuge der bevorstehenden Demokratisierung politisch an Einfluss gewinnen könnten. In den letzten Wochen hätten sich diese Kreise mehr und mehr von den nicht näher charakterisierten „Salafisten“ bedroht gesehen, mit denen nicht die Muslimbrüder, sondern aktionistische muslimische Eiferer gemeint seien. Letzteren liefert die öffentliche Äußerung dieser Sorge einen Grund mehr, ihren Kontrahenten zu misstrauen; zumal die gemäßigteren Religiösen die Ängste der Weltlichen und der Kopten vor einem Erstarken der muslimischen Fundamentalisten für übertrieben halten.

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Knobloch verurteilt religiöse Gewalt in Ägypten

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat die religiös motivierte Gewalt in Ägypten erneut scharf verurteilt. Bereits nach dem tödlichen Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria Anfang Januar hatte Knobloch die zunehmende Gewalt gegen Christen in dem Land beklagt. Die Menschen dürften sich nicht „an Diskriminierung, Ungerechtigkeiten und religiöse Intoleranz gewöhnen“, sagte die Vizepräsidentin des jüdischen Weltkongresses.

Die deutsche Bundesregierung verlangt ein Ende der religiös motivierten Gewalt in Ägypten und fordert Sicherheit für die koptischen Christen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am 9.5.2011 in Berlin, die Entwicklung sei sehr besorgniserregend. Es sei gut, dass die ägyptische Regierung Schritte zur Aufklärung unternehme und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehe. Berlin wolle sie darin bestärken, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um für ein Klima der religiösen Toleranz zu sorgen“. Die „Umwälzungen“ in der arabischen Welt und der Nahost-Friedensprozess seien auch Thema eines Telefonats, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Emir des Golfstaats Katar geführt hatte. Sie habe zu diesen Themen bereits eine Reihe von Gesprächen mit verschiedenen Personen geführt. Am 10.5.2011 setze sie diese Gespräche fort mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, der nach Berlin komme, sagte Seibert.

Westerwelle verurteilt religiöse Gewalt in Ägypten

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat die religiös motivierte Gewalt in Ägypten scharf verurteilt und die Führung des Landes aufgefordert, die koptischen Christen zu schützen. „Wir erwarten von der ägyptischen Regierung, dass sie alles tut, auch religiöse Minderheiten zu schützen, alles tut, damit auch die Christen in Ägypten geschützt sind“, sagte der FDP-Politiker. In diesem Sinne werde die deutsche Regierung „mit großem Nachdruck“ auf ihre Gesprächspartner in Ägypten einwirken. Die Toleranz der Religionen sei Voraussetzung für jede Demokratie, und Ägypten sei auf dem Weg der Demokratie. Deshalb müssten die Christen dort geschützt sein.

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