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27. April 2012

Toleranz, Demokratie und Party

Maurice Schreibmann, Manager des jüdischen Fußballvereins TSV Maccabi, organisiert „Music for Goals“ – dieses Projekt wird nun ausgezeichnet. Von LauraBohlmann, Süddeutsche Zeitung von Freitag, 27. April 2012, S. R8. Mit einer Prügelei hat alles angefangen. Bei einem Amateurfußballspiel prügelten sich eine griechische und eine türkische Mannschaft, weil sie mit einer Schiedsrichterentscheidung nicht einverstanden waren. Maurice Schreibmann wollte zur Versöhnung beitragen und organisierte ein Konzert für beide Vereine mit griechischer und türkischer Musik.

Maurice Schreibmann. Foto: Angelika Bardehle

Maurice Schreibmann. Foto: Angelika Bardehle

„Da sind die Griechen beim türkischen Musiker geblieben und andersherum“, erzähltMaurice Schreiber. Er habe gemerkt, dass sich dieLeute auf der musikalischen Ebene verstehen – so sei die Idee von „Music for Goals“ entstanden. „Musik verbindet“, sagt Maurice Schreibmann. Er ist Manager des jüdischen Fußballvereins TSV Maccabi in München und Organisator der Konzertreihe „Music for Goals“. Das Projekt wird am Freitag vom Bündnis für Demokratie und Toleranz für seine Arbeit ausgezeichnet. „Wir wollen ein friedliches Zusammenleben der Kulturen“, sagt Schreibmann. „Im Fußball und in der Musik spielen Nationalitäten eigentlich keine Rolle“, erklärt er.

Unschuld des Amateurfußballs bewahren

Leider finde vor allem im Profifußball dennoch viel Rassismus statt. Auch ihrem jüdischen Verein sei man schon feindlich begegnet, Beschimpfungen von anderen Mannschaften habe es gegeben. Schreibmann möchte die Unschuld des Amateurfußballs bewahren und Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgrenzen. „Es ist diese absolute Notwendigkeit eines friedlichen Miteinanders, diemich antreibt.“ Die Musik setzt er als verbindendes Hilfsmittel ein. „Wir feiern da eine Riesenparty mit vielen Nationalitäten.“

Maurice Schreibmann ist geborener Münchner, sein jüdischer Vater hat den Holocaust überlebt, seine Mutter kommt aus Polen, ist aber Französin. Die Liebe zur Musik entstand bei dem 55-Jährigen schon in seiner Jugend. Er ist mitMarcel Avram und Marek Lieberberg, beide Inhaber bekannter Konzertagenturen, schon in jungen Jahren befreundet gewesen. Als DJ war er lange in der Münchener Musikszene unterwegs. „Ich war immer froh, wenn ich backstage sein konnte“, erzählt er und lacht. „Ich wollte immer mal so ein Konzert auf die Beine stellen, das sich die Leute gerne anschauen – ein Konzert ohne kommerziellen Hintergrund“, erklärt er.

Die Botschaft unbewusst mitteilen

Die Botschaft der Konzertreihe möchte Schreibmann dem Publikum unbewusst mitteilen. „Wir haben mit Absicht keine politischen Reden dabei, das langweilt die Leute.“ Stattdessen hätten alle Lieder Toleranz, Demokratie und friedliches Zusammenlebenzum Thema. Auf einer Leinwand würden die Botschaften bildlich übertragen und dem Publikum ins Bewusstsein gerufen.

Die Stimmung auf den Konzerten sei immer euphorisch, Briefe und Rückmeldungen würden Schreibmann und sein Team jedes Mal aufs Neue motivieren. „Das ist eine Produktionwie in derOlympiahalle und niemand geht raus, den Leuten gefällt es einfach.“ Die auftretenden Künstler sind international bekannteMusiker der Pop- und Soul-Szene. „Meine Liebe zur Popmusik, die jeder kennt, hat die Musikrichtung vorgegeben“, erklärt er, „ich bekomme immer so einen Kick, wenn das Konzert fertig geplant ist.“

Seit sieben Jahren ist er Manager des Fußballvereines Maccabi. „Als mir vom damaligen Präsidenten die Manageraufgabe angeboten wurde, habe ich zugegriffen.“ Bei seiner Übernahme hatte der Verein 12 Mitglieder, jetzt sind es 1200. „Nicht nur jüdische, alle Nationalitäten und Religionen sind hier vertreten“, sagt er nicht ohne Stolz. Mit der Preisverleihung am Freitag verbinden Schreibmann und seine Mitorganisatoren Stefanie Schumann, Eberhard Schulz und Frederik Hettich die Hoffnung auf ein Engagement der Stadt München. „Wenn wir noch größere Künstler bekämen, wäre das super, aber die kosten eben auch Geld“, sagt Schreibmann.

 

MUSIC FOR GOALS – Soul meets Gospel

Das Konzert für Toleranz, Integration und Respekt. Internationale Künstler und Fussballer erheben ihre Stimme gegen Rassismus.

 

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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