Pressemitteilung
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29. Juni 2014
Zur Verleihung der Ohel-Jakob-Medaille an Dr. H.-J.Vogel – Knobloch: „Ein wahrer Freund – einer der ganz Großen“
München, 29.6.2014. Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern hat am Sonntag, 29.6.2014, ihre höchste Auszeichnung, die Ohel-Jakob-Medaille in Gold, an Herrn Altoberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, Bundesminister a.D verliehen. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Kultusgemeinde das herausragende Engagement von Dr. Vogel in seinen unterschiedlichen Ämtern und Funktionen für Versöhnung und das respektvolle und gedeihliche Miteinander zwischen Juden und Nichtjuden – in München, Bayern, der Bundesrepublik Deutschland und weit über ihre Grenzen hinaus.
In ihrer Rede hob die Präsidentin der Kultusgemeinde, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Vogels bemerkenswertes Engagement für den Bau der neuen Münchner Hauptsynagoge und des Gemeindezentrums in der Mitte der Altstadt hervor. Sie betonte: „Menschen wie Dr. Hans-Jochen Vogel haben mit ihrem Denken und Handeln den Weg geebnet, dass jüdische Menschen in Deutschland neues Vertrauen in diese Bundesrepublik gesetzt haben, in unser Land und seine Menschen. Nicht allein, dass wir blieben und das Judentum heute in Deutschland wieder eine Zukunft hat – ist ein wunderbar anmutender Segen der Geschichte. Sondern vor allem, dass wir wahre, verlässliche, tatkräftige, entschlossene Freunde gefunden – auch und gerade in ausgerechnet jener Generation eines Dr. Hans-Jochen Vogel gefunden haben. […] Ich wünsche dieser Welt mehr Menschen wie Sie. – Ich wünsche den künftigen Generationen der jüdischen Gemeinschaft Freunde wie Dr. Hans-Jochen Vogel.“
Mit einem Grußwort wandte sich der Vorsitzende des Bayerischen und des Deutschen Städtetages, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, an den Preisträger: „Hans Jochen Vogel gehört zu den ‚großen alten Männern’ der SPD. Er ist von unerbittlicher Geradlinigkeit als Demokrat, lebt die Grundwerte der Sozialdemokratie so vor, dass man sie versteht und begeistert nachvollziehen kann und ist – wenn es das in dieser Kombination gibt – gleichzeitig Respekts- und Vertrauensperson für uns ‚Jüngere’.“
Die Laudatio hielt der renommierte deutsch-amerikanische Historiker Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Fritz Stern. Er verknüpfte seinen Streifzug durch die Geschichte mit dem geschichts- und verantwortungsbewussten Handeln von Dr. Vogel. Dieser habe sich „geprägt von Weimars Niedergang und dem Aufstieg einer totalitären Diktatur“ von Anfang an „dem Gemeinwohl verschrieben“. Stern: „Zeit Ihres Lebens haben Sie sich für das Rechtswesen eingesetzt. […] Sie haben sehr viele Ämter so vorzüglich geführt und den Menschen gezeigt, dass Demokratie menschlich und effizient sein kann![…] Sie waren und sind ein realistischer Visionär. Sie wollten den Bedrängten und Schwächeren helfen. […] Sie waren sich immer bewusst, der Gefahren, die eine Demokratie bedrohen. […] Sie haben immer wieder gewarnt, dass die Demokratie ein ständiges Engagement der Bürger verlangt. […] In einer Welt der Ungewissheit, der lauernden Gefahr, schaut man heute auf die Bundesrepublik mit Vertrauen und Zuversicht. Es ist in der deutschen Geschichte eine einmalige Errungenschaft, getragen von Menschen, die sich für Frieden und Menschenrechte eingesetzt haben. Sie, lieber Herr Vogel, haben das Schicksal der zweiten deutschen Demokratie entscheidend mitbestimmt. Ihr Leben und Ihre Arbeit bleiben vorbildlich und Sie werden nicht vergessen werden. Wir danken Ihnen.“
In seinen Dankesworten sagte Dr. Hans-Jochen Vogel, diese Auszeichnung „ehrt und bewegt mich in ganz besonderer Weise“. Dies vor allem, so Vogel weiter, weil eine jüdische Körperschaft in ihm erneut einen Mann ehre, der „seinerzeit im Strom der damaligen Jahre mitgeschwommen“ sei. „[…] der Gedanke, man könne, ja man müsse dem Staat selbst im Kriege Widerstand leisten […], lag in dieser Zeit außerhalb meiner Vorstellungen. Dass ich mich in den Jahren und Jahrzehnten danach in vielfältigen Funktionen für das Gemeinwesen engagiert habe und auch immer wieder gegen das Vergessen eingetreten bin, hat auch hier seine Wurzeln.“
Vogel verwies auf seine Zeit als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München „In diesen Jahren hat sich zur Kultusgemeinde eine kontinuierliche Beziehung entwickelt, die bis heute andauert.“ Für Vogel sei es ein besonderes Bedürfnis gewesen, für Wiedergutmachung und Versöhnung einzutreten, für das „Bemühen, zwischen den Juden und den Nichtjuden in München nach den furchtbaren Verbrechen des NS-Gewaltregimes wieder Brücken zu bauen und dafür zu wirken, dass ihnen die Stadt wieder zur Heimat wurde. […] Deshalb habe ich mich schließlich für die Errichtung des jüdischen Gemeindezentrums engagiert. Der Tag der Grundsteinlegung und der Tag der Einweihung bleiben zwei besondere Tage in meinem Leben. Und das Zentrum ist und bleibt für mich ein unumstößliches Zeichen dafür, dass die Brücke […] von beiden Seiten begangen worden ist und weiter begangen wird. […] Der Wille zum Leben, zur Versöhnung und zum Miteinander ist stärker als Verbrechen, Mord und Tod. Und die Hoffnung vermag die Verzweiflung zu überwinden. Dazu gehört aber auch, das schreckliche Geschehen von damals vor dem Vergessen zu bewahren und die Erinnerung daran an die nachwachsenden Generationen weiterzugeben und nicht wegzuschauen und wegzuhören, wenn der Ungeist von neuem in Erscheinung tritt.“
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Stipendiaten der Anne-Sophie Mutter Stiftung.
Weitere Informationen rund um die Veranstaltung, das Programm, Informationen zu Preisträger und Rednern, die Ansprachen und Fotos erhalten Sie auf der hinter diesem QR-Code hinterlegten Internetseite unter www.ikg-m.de.
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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