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30. November 2017
»Wir haben es geschafft«
Die IKG feierte 25 Jahre Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen vom 30.11.2017. „Wir. Alle. Sind. Gemeinde.“ Am Sonntagabend erhielt dieser ohnehin aussagekräftige Satz eine ganz besondere Bedeutung. Denn im Gemeindezentrum am Jakobsplatz fand unter genau diesem Motto eine Festveranstaltung statt, die den jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion gewidmet war.
Genau 25 Jahre ist es her, dass die ersten von ihnen in München eintrafen. Tausende weitere folgten.
Die historische Dimension und die Veränderungen, die mit den Neuankömmlingen auf die Gemeinde zukommen sollten, habe damals keiner erahnen können. »Es gab keine Willkommenskultur, wir mussten schauen, wie wir damit zurechtkamen. Aber wir haben es geschafft«, erklärte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch in ihrer Rede.

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch beim Anschneiden der Festtagstorte in Form des Münchner Gemeindezentrums © Marina Maisel
Sie betonte, dass die Zuwanderung die jüdische Gemeinschaft – nicht nur in München, sondern überall in Deutschland – elementar gestärkt habe. »Heute, 25 Jahre später, erleben wir ein größeres, selbstbewussteres und selbstverständlicheres Judentum als noch in den 1990er-Jahren. Ein Judentum, das sich konsequent, sicht- und hörbar seinen Stellenwert in der Gesellschaft zurückerobert und ausgebaut hat. Das ist auch das Verdienst jener Emigranten«, sagte Knobloch.
Herausforderung
Die IKG-Präsidentin sprach auch die Probleme der ersten Zuwanderergeneration an, die zum Teil noch heute eine Herausforderung seien: Verlust von kulturell Gewohntem, eine neue Sprache, nicht anerkannte Berufs- oder Universitätsabschlüsse, ungeklärte Altersversorgung oder soziale und gesellschaftliche Defizite.
Daran müsse weiter gearbeitet werden. Grundsätzlich aber sei es gelungen, die Vielzahl an Menschen in die deutsche Gesellschaft zu integrieren und in die jüdische Gemeinschaft einzubinden. »Sie wurden ein Teil von uns, ein Teil unseres Landes, das sie mitgestalten und für das sie Verantwortung übernehmen«, betonte Charlotte Knobloch.
Ganz speziell richtete sie dabei ihren Blick auf die inzwischen erwachsen gewordene Nachfolge-Generation, die wie selbstverständlich in Deutschland lebe, in Geborgenheit, Freiheit und Demokratie. »Diese jungen Menschen sind wichtige Säulen für die Zukunft unseres Landes und der jüdischen Gemeinschaft«, unterstrich Knobloch.
Biografie
Wie bedeutend die Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion für die jüdische Gemeinde in München war, zeigte, dass nahezu alle Vorstandsmitglieder an dem Festakt im Gemeindezentrum teilnahmen, darunter die beiden Vizepräsidenten Yehoshua Chmiel und Ariel Kligman, dessen Biografie selbst ein gutes Beispiel für eine gelungene Integration ist.

Gehört zu jenen, die gleich zu Beginn der 90er-Jahre nach Deutschland kamen: IKG-Vizepräsident Ariel Kligman © Marina Maisel
Denn IKG-Vizepräsident Ariel Kligman gehört zu jenen Juden, die gleich zu Beginn der 90er-Jahre nach Deutschland kamen. Er hat in München eine neue Heimat und in der IKG ein neues Aufgabengebiet gefunden. Bereits seit 15 Jahren ist er im Vorstand der Gemeinde und federführend in der Integrationsarbeit. Dafür bekam er Lob von allen Seiten.
Den Beweis dafür, wie das Ergebnis gelungener Integration aussehen kann, lieferte Ariel Kligman am Sonntag gewissermaßen selbst. Schließlich war er es, der mit Olga Albrandt von der Sozialabteilung und Ellen Presser, Leiterin des IKG-Kulturzentrums, das Fest und das Programm dazu organisiert hatte. Es war ein überaus gelungener Abend, Guy Fränkel moderierte, und das Publikum applaudierte begeistert.
Star aus Wien

Trug Lieder aus seinem Solo-Repertoire vor: Oberkantor Shmuel Barzilai © Marina Maisel
Denn auf der Bühne des Hubert-Burda-Saals stand mit Oberkantor Shmuel Barzilai aus Wien sogar ein echter Star. Er tritt überall in der Welt auf – und eben auch bei der IKG in München. Zusammen mit dem Kinderchor Hasamir und dem Synagogenchor Schma Kaulenu trug Barzilai Lieder aus seinem Solo-Repertoire vor, das von »Dos jiddische Lied« bis »O sole mio« reichte. Bei »Kalinka« zum Schluss wippte und sang das Publikum aus vollem Herzen mit – auch die Präsidentin der IKG.
Weitere Akzente setzten die Chöre Druschba-Chaverut und Simach mit einem jiddischen Potpourri sowie das Showballett Genesis. »Wir. Alle. Sind. Gemeinde. – 25 Jahre Zuwanderung«: Unter diesem Motto waren auch Armand Presser und Maja Zylberszac ans Werk gegangen.

Die Tanzgruppe Genesis © Marina Maisel
In ihrem Videoclip, der während des Abends gezeigt wurde, hatten die beiden Produzenten zehn Einwanderer zu Wort kommen lassen, die in München Fuß gefasst haben. Sie gewährten interessante persönliche Einblicke in den Start in ihr neues Leben.
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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