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22. Mai 2014
„Stolz und dankbar“
Die IKG feierte den »Tag des Sieges« – und gedachte der gefallenen Rotarmisten. Von Miryam Gümbel, erschienen auf Jüdische Allgemeine Online, 22.5.2014. Trauer und Freude prägten am 11. Mai den Sonntagnachmittag im Hubert-Burda-Saal der IKG. Die Veteranen aus der früheren Sowjetunion waren in Erinnerung des 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, zusammengekommen, nachdem sie bereits zwei Tage zuvor der Toten am Denkmal der gefallenen jüdischen Soldaten auf dem Friedhof an der Garchinger Straße gedacht hatten. Der Vorsitzende des Veteranenrats, Mark Livshits, hatte sie dort in einer bewegenden Rede gewürdigt.

Würdigung: Andrey Grozov, Charlotte Knobloch, Mark Livshits, Aliaksandr Ganevich, David Dushman, Vadim Kostjuk (v.l.). Foto: Sharon Bruck
Verfall
Dass die Nazis in Deutschland gefangen genommene Sowjetsoldaten ermordeten, sei lange Zeit verdrängt worden, führte Knobloch aus. Sie erinnerte daran, dass der »Schießplatz Hebertshausen« nahe Dachau, der ein zentraler Schauplatz der Geschichte war, über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben wurde. Erst seit 1998 gehört er zur KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Jahr 2001 wurden die sterblichen Überreste der ermordeten Rotarmisten beigesetzt. Am 2. Mai dieses Jahres wurde der neu gestaltete Gedenkort »Ehemaliger SS-Schießplatz Hebertshausen« der Öffentlichkeit übergeben – der Ort, an dem die SS 1941 und 1942 mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene ermordete.
»Uns alle eint die Hoffnung, dass die Menschen aus der Geschichte lernen«, sagte Knobloch, die zugleich einen sorgenvollen Blick auf die aktuelle politische Situation in der Ukraine warf. Besonders sorgt sie sich um die dortige jüdische Gemeinschaft, die im Zuge der Unruhen antisemitischen Attacken ausgesetzt ist. Sie dankte an dieser Stelle Bundesinnenminister Thomas de Maizière »für seine Zusage, Aufnahmeanträge aus der Ukraine mit höchster Priorität zu behandeln«.
Ihre Hoffnung sei, »dass Europa ein Kontinent der Partner ist. Krieg ist keine Lösung – er war es nie! Diese Lehre gehört zu den unmissverständlichen Vermächtnissen unserer Geschichte.« Abschließend dankte Knobloch auch dem Veteranenrat, dass er nicht nur das Gedenken bewahre, sondern sich auch für die Belange der lebenden Veteranen und der älteren Menschen der Münchner Gemeinde einsetze.
Tragödie
Der Generalkonsul der Russischen Föderation, Andrey Grozov, bezeichnete den 9. Mai 1945 als »das Ende der größten Tragödie des 20. Jahrhunderts«. Mit Zahlen und Statistik könne man nicht »das gesamte Leid darstellen, das das Volk unserer damals gemeinsamen Heimat ertragen musste«, so Grozov.
»Wir stehen in der großen Schuld all derer, die an der Front, im Landesinneren, als Partisanen und im Untergrund gekämpft haben und mit ihrem Mut, Durchhaltevermögen und ihrer Tapferkeit den wahren Wendepunkt im Krieg und den Sieg erreicht haben und uns so die Möglichkeit geschenkt haben, zu leben, und die so der Menschheit ihre Zukunft gegeben haben.«
Vadym Kostyuk, der Generalkonsul der Ukraine, betonte den unschätzbaren Wert der Freiheit. Er dankte denen, die ihr Leben und ihre Gesundheit für den Frieden geopfert haben. Den Zweiten Weltkrieg bezeichnete auch er als eine der größten Tragödien des letzten Jahrhunderts: »Der Krieg erreichte verschiedene Länder, verschiedene Kontinente, er wurde zum Verfasser der blutigen Seiten der Geschichte vieler Völker«, so Kostyuk. Sein Wunsch für die Zukunft: »Dass wir in Ruhe leben und selbstständig unsere Zukunft bestimmen können.«
Grosseltern
In einer sehr persönlichen Ansprache gedachte der Generalkonsul der Republik Belarus, Aliaksandr Ganevich, der Opfer des Krieges. Er erzählte von seiner Familie: Einen seiner Großväter hat er nie kennengelernt, seine Großmutter wurde von den Nazis erschossen. Seine Mutter kam als zweijähriges Kind in ein Waisenhaus – ein Schicksal, das damals viele Kinder teilten. Sie seien oft ohne Eltern aufgewachsen, haben viel Leid ertragen müssen, erzählte Ganevich. Sie konnten weder die Wärme des Elternhauses genießen noch behütet aufwachsen. Die neu gestaltete Gedenkstätte in Hebertshausen bezeichnete er als »Symbol gegen Vergessen«.
Bevor dann alle gemeinsam den 9. Mai mit Musik, Tanz und einem gemeinsamen Essen feierten, versicherte die Vorsitzende des Vereins der ehemaligen KZ- und Ghetto-Inhaftierten »Phoenix aus der Asche«, Nellya Hohlovkina, im Namen der Zeitzeugen, das Geschehen in Erinnerung zu behalten. Dass auch die junge Generation sich das vorgenommen hat, unterstrich Mischa Belenki mit einem Gedicht.
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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