Nachrichten
« Zurück
13. Juli 2017
Schule mit Tradition
Das Jüdische Gymnasium München feiert offiziell seine Eröffnung und das erfolgreiche erste Jahr des Bestehens mit einem großen Gründungsfest. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen vom 13.7.2017. In der vergangenen Woche wurde im Gemeindezentrum am Jakobsplatz eine Erfolgsgeschichte gefeiert, die im Spätsommer letzten Jahres mit vielen Hoffnungen verbunden startete und einen Meilenstein im jüdischen Leben Münchens und weit darüber hinaus darstellt.

Ein Team: Schüler und Verantwortliche des Jüdischen Gymnasiums München. © Sharon Bruck
Der lang gehegte, zwischendurch ruhende, aber nie aus den Augen gelassene Traum eines jüdischen Gymnasiums in München, dem einzigen in ganz Bayern, ist Wirklichkeit geworden.
Es gibt viele Faktoren, an denen sich die Bedeutung dieser so besonderen und doch perfekt an das staatliche Schulsystem angepassten Bildungseinrichtung ausmachen lässt. Das erhöhte Nervositätslevel der ersten elf Schüler am Festabend wäre zum Beispiel ein Gradmesser, oder das ihrer Eltern und Familienangehörigen. Immerhin nahm selbst ein Minister an dem Festakt teil. Das bunte Programm des Abends, an dem sie mitwirkten, bewältigten die neuen Gymnasiasten souverän.
Stellenwert
Ein anderer Hinweis auf die Bedeutung des Jüdischen Gymnasiums in München ist auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu finden. Auf der Homepage wird der offiziellen Eröffnungsfeier, der Geschichte und der gesellschaftlichen Einordnung des Gymnasiums breiter Raum eingeräumt. Das Berliner Ministerium signalisiert damit, dass die Eröffnung dieses Gymnasiums einen ganz besonderen Stellenwert hat.
Auch IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch brachte derartige Überlegungen in ihrer Rede bei der Eröffnungsfeier zum Ausdruck. »Wir bieten jüdischen und nichtjüdischen Kindern die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen – miteinander, voneinander, übereinander. Das ist nicht nur ein Weg zum Abitur, das ist auch eine Schule für eine friedliche, liberale, demokratische Gesellschaft.«

»Die Gründung des Jüdischen Gymnasiums ist von großer historischer und politischer Bedeutung für Bayern«: Kultusminister Ludwig Spaenle. © Sharon Bruck
Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle bezeichnete bei dem Festakt die Gründung eines jüdischen Gymnasiums als Symbol des engen Verhältnisses zwischen dem Freistaat und der jüdischen Gemeinschaft. Es knüpfe an die reiche jüdische Bildungstradition in München an, die unter dem Nationalsozialismus zerstört worden und nach dem Krieg nur noch einmal kurz aufgeflammt sei. »Die jetzt erfolgte Gründung der einzigen weiterführenden jüdischen Schule in Bayern«, betonte Spaenle, »ist für mich von großer historischer und politischer Bedeutung.«
Vorläufer
Zwei Ehrengäste, langjährige Mitglieder der IKG, die mit besonderem Interesse an der Festveranstaltung teilnahmen, rückten in diesem Zusammenhang ganz besonders in den Mittelpunkt: Ruth Melcer und Zelig Rosenblum. Sie haben den Holocaust überlebt und nach dem Krieg das nur wenige Jahre existierende Hebräische Gymnasium in der Neuberghauser Straße besucht, den Vorläufer des neuen Jüdischen Gymnasiums. Es musste schließen, weil fast alle Juden München verlassen hatten.

Absolventen des ersten Jüdischen Gymnasiums in den 50er-Jahren: Zelig Rosenblum und Ruth Melcer. © Sharon Bruck
Im Jahr 2017 ist die IKG München und Oberbayern eine blühende Gemeinde – und eine tatkräftige. Stadtschulrätin Beatrix Zurek sprach in ihrer Rede das »sportliche Tempo« an, mit dem die Pläne für das Jüdische Gymnasium in nur 18 Monaten bis zur Verwirklichung umgesetzt worden waren. Bereits innerhalb dieses einen zurückliegenden Jahres sei es zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil der Münchner Schullandschaft geworden. »Ich bin stolz, dass wir in München ein Jüdisches Gymnasium haben«, erklärte sie.

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, Stadtschulrätin Beatrix Zurek und Schulleiterin Miriam Geldmacher (v.l.). © Sharon Bruck
Über das dicke Lob von allen Seiten und die übereinstimmende Meinung, dass der Start erfolgreich gewesen ist, durfte sich auch Miriam Geldmacher freuen, die Leiterin des Gymnasiums. Sie verglich das neue Schulprojekt mit einem Dampfer, der in See gestochen ist. Und Charlotte Knobloch konnte zufrieden feststellen, dass im Bildungskonzept der IKG eine wesentliche Lücke geschlossen werden konnte. Jetzt sei ein durchgehender Bildungsweg mit jüdischem Profil vom Kindergarten bis zum Gymnasium sichergestellt, betonte sie. Auch Stadtschulrätin Beatrix Zurek lobte das pädagogische Konzept mit der intensiven Einzelbetreuung der Schüler ausdrücklich.
Charlotte Knobloch hat keine Zweifel daran, dass das Jüdische Gymnasium auch mittel- und langfristig seinen festen Platz im Schulsystem Münchens einnimmt und positive Impulse auslöst. »München«, erklärte sie, »ist heute für junge jüdische Familien und ihre Kinder eine außerordentlich liebens- und lebenswerte Heimat mit Zukunft. Dazu trägt auch das Jüdische Gymnasium entscheidend bei.«
VeranstaltungenÜberblick »
Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan
- So
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
- 31
Aktuelle Veranstaltungen
So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
Moderation: Günter Keil
Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de