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12. März 2013
Rechtsextremismus: Abgetauchte Neonazis gelten als „tickende Zeitbomben“
Demnach sind 266 Straftäter aus der rechtsextremistischen Szene abgetaucht. Gegen sie liegt ein noch nicht vollstreckter Haftbefehl vor. Nach 182 von ihnen wird derzeit noch aktuell gefahndet.
Die Delikte, die zum Haftbefehl führten, haben dabei nur selten einen politisch motivierten Hintergrund – so geht es oft auch um Taten wie Fahrerflucht oder nicht bezahlten Kindesunterhalt – eine terroristische Straftat ist nicht darunter. In Zahlen ausgedrückt, ist bei 44 Personen eine rechts motivierte Straftat der Grund für den Haftbefehl, nur fünf werden aufgrund einer politisch motivierten Gewalttat gesucht, zumeist wegen Körperverletzung. Gleichwohl gelten viele der 266 Abgetauchten, die eindeutig dem rechtsextremistischen Spektrum zugeordnet werden, für Sicherheitsexperten als „tickende Zeitbomben“.
Brisant vor dem Hintergrund der NSU
Brisant ist das Phänomen vor dem Hintergrund, dass die Mitglieder der Terrorgruppe NSU nach ihrem Abtauchen jahrelang unerkannt mutmaßlich mordend durch Deutschland ziehen konnten. Lange gab es auch gegen sie offene Haftbefehle.
Die nun präsentierte Zahl der abgetauchten Rechtsextremen liegt deutlich höher als die zuletzt angegebene. Im Oktober hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) der „Welt am Sonntag“ gesagt, dass rund 110 Rechtsextremisten untergetaucht seien und per Haftbefehl gesucht würden.
Der Anstieg hängt damit zusammen, dass inzwischen mehr Datensätze in die Statistik einbezogen sind. Nach Angaben der Bundesregierung verbessert sich damit die Treffergenauigkeit. Das Maß an Vollständigkeit soll höher sein. Die Problematik, gesuchte Neonazis letztlich auch festnehmen zu können, erscheint damit wesentlich größer als vermutet.
Die Antwort der Regierung gibt einen Überblick über die 266 gesuchten Neonazis, enthält freilich keine Namen. Die Zahlen beruhen zum großen Teil auf der 2012 ins Leben gerufenen Rechtsextremismus-Datei sowie den Datenbanken der Länderpolizeien (Inpol) und des Bundesamtes für Verfassungsschutz (Nadis).
Wenige enge Kontakte zur NPD
Ein genauer Blick zeigt, wie wichtig ein verbesserter Abgleich ist: Das Bundesamt zum Beispiel hat nur zu 91 der insgesamt 266 Rechtsextremen Informationen erfasst. Bei der Polizei gibt es dazu Angaben zu 83 Personen.
Nur wenige der von den Verfassungsschützern Gesuchten haben eine enge Verbindung zur NPD, die demnächst verboten werden könnte. Lediglich fünf dieser 91 Erfassten werden der rechtsextremen Partei oder ihrem Umfeld zugerechnet. Neun haben Verbindungen zur Kameradschaftsszene oder zum freien neonazistischen Spektrum. Vier der Gesuchten haben engen Kontakt zur rechtsextremistischen Musikszene, zwei gehören zur Skinhead-Szene.
Eine mangelhafte Zusammenarbeit der Fahnder in der Vergangenheit hat jetzt der NSU-Untersuchungsausschuss Thüringens festgestellt. Beim Kampf gegen Rechtsextremismus in den 90er-Jahren hätten die Sicherheitsbehörden des Landes versagt. „Es sind schwerwiegende Fehler gemacht worden“, sagte die Ausschussvorsitzende Dorothea Marx (SPD) bei der Vorlage eines Zwischenberichts.
Demnach wurden rechte Gefahren verharmlost sowie V-Leute des Verfassungsschutzes vor Strafverfolgung gewarnt. Auch sei die Beschäftigung des NPD-Funktionärs Tino Brandt als V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes unzulässig gewesen.
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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
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Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
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21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
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Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
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Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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