Pressemitteilung
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3. November 2011
Offener Brief: Charlotte Knobloch an den Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner
In ihrem Brief erläutert die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland dem jungen Abgeordneten der Piratenpartei die Symbolkraft des sogenannten Palästinensertuches, und meint, ein solches Tuch sei in einem deutschen Parlament fehl am Platz.
Fußnoten aus dem deutschen Parlamentarismus
Sehr geehrter Herr Claus-Brunner,
zunächst darf ich Ihnen sehr herzlich zu Ihrer Wahl ins Abgeordnetenhaus von Berlin gratulieren. Ich freue mich, dass mit Ihnen und Ihrer Partei eine Vielzahl an jungen Menschen in unserem Land beweist, dass die nachfolgenden Generationen mitnichten politikverdrossen sind. Seit Jahrzehnten ist es mir ein Anliegen, gerade junge Menschen für unsere freiheitliche Demokratie zu begeistern und ihnen zu vermitteln, dass unsere Republik von Zivilcourage lebt und davon, dass wir alle gemeinsam für unseren Staat Verantwortung übernehmen.
Entsprechend erfreulich ist es also, dass mit Ihnen und Ihren Parteifreundinnen und -freunden, viele neue junge Gesichter im Politikgeschehen zu sehen sind. Eines jedoch löst in mir Irritation aus. Mir erschließt sich nicht, warum ein kluger junger Mann wie Sie in der politischen Öffentlichkeit bewusst ein sogenanntes Palästinensertuch trägt. Bei aller Sympathie für Ihren politischen Protest, der sich durchaus auch in der Kleidung artikulieren kann, scheint es, als sei Ihnen die besondere Bedeutung dieses Tuches nicht in letzter Konsequenz bewusst. Es handelt es hierbei nicht nur um ein Symbol der Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt und der solidarisierenden westlichen Linken. Ein Palästinensertuch steht zugleich unmissverständlich für Nationalismus, bewaffneten Kampf und Anti-Zionismus.
Bewusst oder unbewusst: Mit dem Tuch signalisiert sein Träger eine nationale, anti-jüdische Gesinnung und Sympathie für Gewalttätigkeit im Kampf gegen die westliche Modernität. Ob Sie wollen oder nicht, solange Sie dieses Tuch tragen, bringen Sie damit auch Einverständnis und Unterstützung des Kampfes gegen Israel und die Juden zum Ausdruck.
Natürlich ist mir bewusst, dass das Tuch inzwischen Soldaten in Einsatzgebieten wie Afghanistan oder Irak als Sonnen- und Staubschutz dient. In jenen Ländern, wo es praktisch ist, liegt ja auch seine Herkunft. Dort ist es als funktionales Kleidungsstück allerdings auch erheblich ideologieärmer. In der Bundesrepublik Deutschland jedoch, insbesondere im nicht privaten Bereich und vor allem in deutschen Parlamenten ist ein Palästinensertuch absolut fehl am Platz – es sei denn, man möchte die damit verbundene Botschaft bewusst unterstützen, was ich allerdings in Ihrem Falle nicht annehme.
Deswegen möchte ich Sie bitten, sich im Internet über die Herkunft und die Symbolkraft des Palästinensertuchs zu informieren, und dann frei zu entscheiden, ob Sie diese Ideologie befürworten und durch Ihr Auftreten unterstützen möchten – oder ob Sie Ihre demokratisch zugesprochenen Spielräume zugunsten einer offenen und liberalen Gesellschaft nutzen wollen.
Ich habe keinen Zweifel, dass Sie eindeutigere und weniger missverständliche Accessoires finden werden, um Ihre politische Grundhaltung zu artikulieren.
Mit freundlichen Grüßen
Charlotte Knobloch
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NEUER TERMIN FOLGT – Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
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Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »
So. 09.11.2025 | 18. Cheschwan 5786
Arbeitsgruppe "Gedenken an den 9. November 1938"
Jeder Mensch hat einen Namen: Gedenken zum 9. November
Beginn 18:00Sonntag, 9. November 2025, 18 Uhr
Saal des Alten Rathauses, Marienplatz 15, 80331 München
Zum Gedenken an den 87. Jahrestag der so genannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938
Die Anmeldung ist bis zum 5. November 2025 auf der Seite des NS-Dokumentationszentrum möglich.*
Die Gedenkveranstaltung wird per Livestream übertragen auf https://www.youtube.com/nsdoku und www.gedenken9nov38.de/live. Weiterlesen »

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