Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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15. März 2013

Neuer Papst schreibt Brief an Juden

Stern Online, 14.3.2013/ IKG. Der neue Papst will die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden verbessern. Gleich an seinem ersten Arbeitstag schrieb Franziskus einen entsprechenden Brief an die jüdische Gemeinde in Rom. „Ich hoffe sehr, zum Fortschritt in den Beziehungen zwischen Juden und Katholiken beitragen zu können“, heißt es in dem auf der Internetseite der jüdischen Gemeinde veröffentlichten Schreiben von Franziskus. Es müsse eine neue Atmosphäre der Kooperation geschaffen werden.

Franziskus selbst begann den Tag nach seiner Wahl zum Papst mit einem Gebet in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Für die nächsten Tage ist der Terminkalender gut gefüllt: Am Freitag empfängt Franziskus das Kardinalskollegium, am nächsten Tag trifft er Pressesprecher und Journalisten, bevor er am Sonntag erstmals das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz hält. Die Messe zur Amtseinführung ist für Dienstag geplant. Daran nehmen auch Merkel und Lammert teil. Franziskus‘ Vorgänger als Papst, Benedikt XVI., wird hingegen nicht dabei sein. Ihn will der neue Papst aber zu einem noch unbekannten Zeitpunkt besuchen.

Die Wahl von Papst Franziskus sei ein „historischer Tag“, erklärte US-Präsident Barack Obama in Washington. Die Entscheidung zeuge von der „Stärke und Vitalität einer Region, die unsere Welt immer mehr beeinflusst“. Merkel sagte, die Hoffnungen von „Millionen von Gläubigen in Deutschland und in der ganzen Welt“ richteten sich jetzt auf den neuen Papst.“ Bundespräsident Joachim Gauck erklärte mit Blick auf den Namenspatron Franz von Assisi, Franziskus sei vor allem wegen seiner „Hinwendung zu den Armen und Schwachen“ ein Vorbild.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, gratulierte Jorge Mario Bergoglio zu seiner Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche: „Ich wünsche ihm Gesundheit, Kraft und Gottes Segen. Möge er die richtige Balance zwischen Kontinuität und Wandel finden und über die Entschlossenheit und Durchsetzungskraft verfügen, seine theologischen und religionspolitischen Visionen zu realisieren. Ich freue mich über den ersten Jesuiten und Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri. Seine Wahl war für viele eine Überraschung. Und ich bin sicher, er wird uns noch viel mehr überraschen. Die Vorzeichen, die er bereits in den ersten Minuten und Stunden seiner Amtszeit gesetzt hat, vermitteln uns: Papst Franziskus hat uns viel zu sagen – und ich bin sehr gespannt darauf. Er ist bekannt dafür, den Menschen Hoffnung zu geben, sie mitreißen und begeistern zu können – zentrale Eigenschaften in der heutigen Zeit. Er sprach von dem Weg der Liebe und der Geschwisterlichkeit, den er einschlagen wolle. Das beziehe ich ganz klar auch auf die Fortsetzung der engen und fruchtbaren  Zusammenarbeit zwischen Katholischer Kirche und Judentum. Ich freue mich auf seine Offenheit und Dialogbereitschaft. Gemeinsam können wir viel erreichen.“

Religion wieder schmackhaft machen

Knobloch fügte hinzu, sie hoffe, dass es gemeinsam gelinge, den Menschen gerade in den westlichen Industriestaaten Glauben und Religion wieder Schmackhaft zu machen. „Viele haben sich abgewandt – und suchen doch weiter nach Halt und Geborgenheit in einer immer schneller und unübersichtlicher werdenden Welt. Als Religionsgemeinschaften sind wir gefordert, Hilfestellungen und Perspektiven anzubieten. Es ist die Bibel, die nach wie vor die zentralen Botschaften für ein erfülltes und glückliches Leben im menschlichen Miteinander enthält. Gemeinsam mit dem neuen Papst wollen wir als Juden und Christen für diese Erkenntnisse eintreten und neue Begeisterung dafür wecken.“

Der israelische Präsident Schimon Peres lud Franziskus ein, „das heilige Land bei erster Gelegenheit zu besuchen“. Er hoffte ebenso wie der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, auf eine weitere Annäherung zwischen Christen und Juden. Graumann wünschte dem Papst zudem „eine glückliche Hand und Gottes Segen“ für seine Aufgaben innerhalb der Kirche.

In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires wurde die Wahl des Landsmannes mit Jubel aufgenommen. Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner wünschte Franziskus eine „fruchtbare“ Amtszeit.

Der bisherige Erzbischof von Buenos Aires gilt als konservativ, ist aber auch für seinen Einsatz für sozial Schwache bekannt. Die 115 Kardinäle des Konklave benötigten fünf Wahlgänge, um den Nachfolger für Benedikt XVI. mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zu wählen. Am Mittwochabend um 19.05 Uhr stieg über der Sixtinischen Kapelle als Zeichen der erfolgreichen Wahl weißer Rauch auf und die Glocken des Petersdoms läuteten.

Franziskus: Kardinäle bis ans Ende der Welt gekommen, um mich zu suchen

Die Gläubigen auf dem Petersplatz brachen in Jubel aus. Nach gut einer Stunde verkündete Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran auf den Hauptbalkon der Peterskirche mit der traditionellen Formel „Habemus Papam“ das neue Kirchenoberhaupt und den gewählten Namen. Anschließend trat der Gewählte auf den Balkon und spendete den Segen „Urbi et Orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). „Es scheint, dass die Kardinäle bis ans Ende der Welt gekommen sind, um mich zu suchen“, sagte Franziskus.

„Normalerweise strebt kein Jesuit nach Ämtern und Würden in der Kirche“, erklärte Stefan Kiechle, Provinzial der deutschen Jesuitenprovinz, die auch Dänemark und Schweden umfasst. „Er verweigert sich aber auch nicht, wenn er in den Dienst gerufen wird“, fügte er hinzu.

Opfer von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche riefen Franziskus zu Reformen und zum entschlossenen Kampf gegen Missbrauch durch Priester auf. Vor allem in Lateinamerika gebe es noch viel Aufklärungsbedarf, erklärte die US-Organisation SNAP. Die Laienorganisation Wir sind Kirche forderte umfassende Reformen im Vatikan sowie in der gesamten katholischen Kirche, darunter die Gleichstellung von Männern und Frauen. Nur so könne der Einsatz für Menschenrechte und Gerechtigkeit in der Welt glaubwürdig sein.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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