Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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3. Februar 2016

Mazal tov – Herzlichen Glückwunsch Dr. Hans-Jochen Vogel!

Höchste Auszeichnung für einen wahren Freund

Am 29. Juni 2014 hatte die Kultusgemeinde Herrn Dr. Hans-Jochen Vogel ihre höchste Auszeichnung, die Ohel-Jakob-Medaille in Gold, verliehen. Mit dieser Auszeichnung würdigte die Kultusgemeinde das herausragende Engagement von Dr. Hans-Jochen Vogel in seinen unterschiedlichen Ämtern und Funktionen für Versöhnung und das respektvolle und gedeihliche Miteinander zwischen Juden und Nichtjuden – in München, Bayern, der Bundesrepublik Deutschland und weit über ihre Grenzen hinaus.

Dr. Hans-Jochen Vogel (Mitte) mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch und Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Stern. Foto: Andreas Gregor

Die Verleihung fand in Anwesenheit von über 300 Gästen aus allen Gesellschaftsbereichen im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums am St.-Jakobs-Platz in München statt. Unter den Gästen auch Bundeskanzler a.D. Dr. Gerhard Schröder und Ministerpräsident a.D. Dr. Edmund Stoiber – selbst Träger der Ohel-Jakob-Medaille – sowie der neue Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter. 

„Wünsche den künftigen Generationen Freunde wie Dr. Hans-Jochen Vogel.“

In Ihrer Begrüßung hob Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Vogels bemerkenswertes Engagement für den Bau der neuen Münchner Hauptsynagoge und des Gemeindezentrums in der Mitte der Altstadt hervor. Sie sagte: „Menschen wie Dr. Hans-Jochen Vogel haben mit ihrem Denken und Handeln den Weg geebnet, dass jüdische Menschen in Deutschland neues Vertrauen in diese Bundesrepublik gesetzt haben, in unser Land und seine Menschen. Nicht allein, dass wir blieben und das Judentum heute in Deutschland wieder eine Zukunft hat – ist ein wunderbar anmutender Segen der Geschichte. Sondern vor allem, dass wir wahre, verlässliche, tatkräftige, entschlossene Freunde – auch und gerade in ausgerechnet jener Generation eines Dr. Hans-Jochen Vogel gefunden haben. […] Ich wünsche dieser Welt mehr Menschen wie Sie. – Ich wünsche den künftigen Generationen der jüdischen Gemeinschaft – und allen Menschen – Freunde wie Dr. Hans-Jochen Vogel.“

Das unermüdliche Wirken von Dr. Hans-Jochen Vogel über viele Jahrzehnte habe entscheidend dazu beigetragen, dass die jüdische Gemeinschaft nach 1945 neues Vertrauen in die deutsche Politik fassen konnte, so Knobloch.  „Ohne Menschen wie Dr. Hans-Jochen Vogel wäre es nicht denkbar gewesen, dass sich jüdisches Leben wieder in unserem Land etabliert. Sein entschlossener Kampf für mehr Demokratie und Menschlichkeit und gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus ist bis heute beispielhaft entschlossen und kämpferisch.“

Respekts- und Vertrauensperson für uns „Jüngere“

Mit einem Grußwort wandte sich der Vorsitzende des Bayerischen und des Deutschen Städtetages, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, an den Preisträger: „Hans Jochen Vogel gehört zu den ‚großen alten Männern’ der SPD. Er ist von unerbittlicher Geradlinigkeit als Demokrat, lebt die Grundwerte der Sozialdemokratie so vor, dass man sie versteht und begeistert nachvollziehen kann und ist – wenn es das in dieser Kombination gibt – gleichzeitig Respekts- und Vertrauensperson für uns ‚Jüngere’.“

„Ihr Leben und Ihre Arbeit bleiben vorbildlich und Sie werden nicht vergessen“

Die Laudatio hielt der renommierte deutsch-amerikanische Historiker Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Fritz Stern. Er verknüpfte seinen Streifzug durch die Geschichte mit dem geschichts- und verantwortungsbewussten Handeln von Dr. Vogel. Dieser habe sich „geprägt von Weimars Niedergang und dem Aufstieg einer totalitären Diktatur“ von Anfang an „dem Gemeinwohl verschrieben“. Stern: „Zeit Ihres Lebens haben Sie sich für das Rechtswesen eingesetzt. […] Sie haben sehr viele Ämter so vorzüglich geführt und den Menschen gezeigt, dass Demokratie menschlich und effizient sein kann![…] Sie waren und sind ein realistischer Visionär. Sie wollten den Bedrängten und Schwächeren helfen. […] Sie waren sich immer bewusst, der Gefahren, die eine Demokratie bedrohen. […] Sie haben immer wieder gewarnt, dass die Demokratie ein ständiges Engagement der Bürger verlangt. […] In einer Welt der Ungewissheit, der lauernden Gefahr, schaut man heute auf die Bundesrepublik mit Vertrauen und Zuversicht. Es ist in der deutschen Geschichte eine einmalige Errungenschaft, getragen von Menschen, die sich für Frieden und Menschenrechte eingesetzt haben. Sie, lieber Herr Vogel, haben das Schicksal der zweiten deutschen Demokratie entscheidend mitbestimmt. Ihr Leben und Ihre Arbeit bleiben vorbildlich und Sie werden nicht vergessen werden. Wir danken Ihnen.“

Der Wille zum Leben, zur Versöhnung und zum Miteinander ist stärker als Verbrechen, Mord und Tod

In seinen Dankesworten sagte Dr. Hans-Jochen Vogel, diese Auszeichnung „ehrt und bewegt mich in ganz besonderer Weise“. Dies vor allem, so Vogel weiter, weil eine jüdische Körperschaft in ihm erneut einen Mann ehre, der „seinerzeit im Strom der damaligen Jahre mitgeschwommen“ sei. „[…] der Gedanke, man könne, ja man müsse dem Staat selbst im Kriege Widerstand leisten […],  lag in dieser Zeit außerhalb meiner Vorstellungen. Dass ich mich in den Jahren und Jahrzehnten danach in vielfältigen Funktionen für das Gemeinwesen engagiert habe und auch immer wieder gegen das Vergessen eingetreten bin, hat auch hier seine Wurzeln.“

Vogel verwies auf seine Zeit als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München „In diesen Jahren hat sich zur Kultusgemeinde eine kontinuierliche Beziehung entwickelt, die bis heute andauert.“ Für Vogel sei es ein besonderes Bedürfnis gewesen, für Wiedergutmachung und Versöhnung einzutreten, für das „Bemühen, zwischen den Juden und den Nichtjuden in München nach den furchtbaren Verbrechen des NS-Gewaltregimes wieder Brücken zu bauen und dafür zu wirken, dass ihnen die Stadt wieder zur Heimat wurde. […] Deshalb habe ich mich schließlich für die Errichtung des jüdischen Gemeindezentrums engagiert. Der Tag der Grundsteinlegung und der Tag der Einweihung bleiben zwei besondere Tage in meinem Leben. Und das Zentrum ist und bleibt für mich ein unumstößliches Zeichen dafür, dass die Brücke […] von beiden Seiten begangen worden ist und weiter begangen wird. […] Der Wille zum Leben, zur Versöhnung und zum Miteinander ist stärker als Verbrechen, Mord und Tod. Und die Hoffnung vermag die Verzweiflung zu überwinden. Dazu gehört aber auch, das schreckliche Geschehen von damals vor dem Vergessen zu bewahren und die Erinnerung daran an die nachwachsenden Generationen weiterzugeben und nicht wegzuschauen und wegzuhören, wenn der Ungeist von neuem in Erscheinung tritt.“

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