Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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11. April 2014

„Leuchtturm der Gemeinde“ – Nachruf auf Josef Uni sel. A.

In tiefer Trauer hat die Israelitische Kultusgemeinde am 3. April 2014 bekannt gegeben, dass an jenem Morgen ihr langjähriges, hoch geschätztes Gemeindemitglied, Herr Josef Uni sichrono livracha verstorben war. Die Gemeinde Verabschiedete Josef Uni sel. A. am Freitag, 4. April, in der Synagoge Ohel Jakob am Jakobsplatz.

Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus der Trauerrede von Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen, 10.4.2014: „Mein Herz und mein Verstand tragen schwer an dem sicheren Wissen, dass Josef Uni sichrono livracha nie wieder an seinem Platz in der Synagoge sitzen wird – dass er nie wieder an seinem Platz dort oben auf der Bima stehen wird.

Josef Uni sel. A. © Daniel Schvarcz

 

Es ist der Abschied von diesem warmherzigen Menschen, der so unendlich wehtut. Und es ist zugleich das Gefühl, von einer ganzen Welt Abschied nehmen zu müssen, die von Menschen wie Josef Uni sel. A. symbolisiert wurde, die in ihnen und durch sie bis heute fortlebte und die mit ihnen unweigerlich sterben wird. Eine jüdische Welt, wie es sie wohl nie wieder geben wird – nicht in unserem Land und vielleicht gar nicht mehr.

LEBENSMUT

Josef Uni sel. A. (21. Dezember 1918 in Rowno/Polen – 3. April 2014 in München) hatte Schrecklichstes erlebt und gesehen und hatte sich dennoch niemals den eigenen Lebensmut nehmen lassen oder gar den Willen und das Können, anderen Menschen den ihren zu stärken.

Josef Uni sel. A. hatte stets ein Lächeln im Gesicht – selbst noch, als es ihm schon ganz schlecht ging. Immer hatte er einen beinahe jugendlich-schelmischen Spruch auf den Lippen, der uns zum Lachen brachte. Dabei war er nie banal, sondern immer weise – in allem, was er sagte, sei es als Witz verpackt oder zitiert als Weisheit.

Josef Uni sel. A. war so reich an religiösem Wissen und zugleich gesegnet mit der Gabe, diese seine Leidenschaft für unseren Glauben zu vermitteln und zu übertragen. Sein Amt als Gabbai in der Synagoge in der Reichenbachstraße und dann hier am Jakobsplatz war nie eben ein leichtes. Es erfordert nicht nur ein enormes religiöses Wissen und Können, sondern vor allem auch ein Höchstmaß an Gespür für Menschen, an Gerechtigkeitsempfinden, an der Fähigkeit, auszugleichen, zu vermitteln und zu versöhnen.

RATGEBER

Josef Uni sichrono livracha verfügte über all das – und noch viel mehr. Er war eine Säule in unserer Gemeinschaft, als Mitglied, als Mitpalelim, als Gabbai, als »a Mensch«, wie ich nur wenige kennenlernen durfte. Er war ein wertvoller, kluger und sensibler Ratgeber, auf den ich mich blind verlassen konnte.

An diesem Tag des Abschieds durchdringt mich neben dem Schmerz und der unendlichen Trauer auch der sehnliche Wunsch, dass es Menschen gibt, die Josef Unis Vorbild folgen. Menschen, die dafür einstehen, dass unsere Gemeinschaft weiterlebt, dass unsere Religion, unsere Tradition weiterlebt – dass Jüdischkeit weiterlebt. Und dass die Synagoge als Quell und Hort des religiösen Lebens weiter bestehen bleibt. Um deren Zukunft machte er sich die größten Sorgen!

Wir können ihn nicht ersetzen, aber wir können, nein, wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass seine Ängste sich realisieren. Wir müssen unsere Religion behüten. Eine volle Synagoge, nicht nur zu bestimmten Anlässen oder den Hohen Feiertagen, sondern jeden Tag, oder zumindest jeden Schabbat – das wäre sein Wunsch gewesen. Lassen Sie ihn uns erfüllen! Lassen Sie uns gemeinsam die Erinnerung an Josef Uni sel. A. und die Welt, für die er stand, wachhalten. Sein Erbe ist ein Auftrag – vor allem an die Jüngeren. Vergesst nicht, woher ihr kommt – und wohin ihr gehört.

WEISHEIT

Verehrter, lieber Josef Uni sel. A., Du warst ein Leuchtturm unter uns. Wir verdanken Dir so viel. Ich danke G’tt für jede Begegnung mit Dir, für jedes Lächeln, das Du uns geschenkt hast, und für jede Weisheit, die Du uns gelehrt hast.

Ich verneige mich vor Dir – ein letztes Mal. In tief empfundener Dankbarkeit und Hochachtung. Du wirst sehr fehlen. Du Freund, Du Mensch. Möge Deine Seele eingebunden sein in das Bündel des ewigen Lebens.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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