Der G-ttesdienst
Innerhalb der Riten …
… gibt es viele Besonderheiten an einzelnen Orten und in einzelnen Gemeinden. Das betrifft sowohl den synagogalen G-ttesdienst als auch Bräuche, die in den Familien gepflegt werden. Wir beschränken uns auf den hierzulande geltenden polnischen Ritus und speziell auf dasjenige, was zur Berliner Tradition gehört oder hier wenigstens bekannt ist. Dabei ist noch zu bemerken, daß die Üblichkeiten des gesetzestreuen Judentums zugrunde gelegt werden. Reformen des 19. Jahrhunderts haben manche kultischen Üblichkeiten als antiquiert beseitigt, doch auch innerhalb der Kreise, die an der Tradition uneingeschränkt festhalten, ist zu unterscheiden zwischen dem, was religionsgesetzlich geboten ist, und Bräuchen, die man nicht unbedingt beachten muß.
Erwähnt werden soll noch, daß der Chassidismus in Osteuropa, um sich von seinen Gegnern abzugrenzen, den spanischen Ritus übernommen hat, so daß das Gebetbuch der Chassidim von dem sonst in Osteuropa benutzten abweicht und auch viele Bräuche, wie sie oft in ostjüdischer Belletristik dargestellt werden, außerhalb chassidischer Kreise unüblich oder gar unbekannt sind.
Das Gebet verrichtet man mit Kopfbedeckung.
Das Verhüllen bzw. Bedecken des Hauptes als Zeichen der Ehrfurcht ist eine legitime Möglichkeit, die bei vielen Völkern – nicht nur bei den Juden, sondern auch bei Babyloniern, Römern und Arabern praktiziert wurde; die abendländisch-christliche Sitte der Entblößung des Kopfes aus eben diesem Grunde ist ein anderes Symbol für dieselbe Gesinnung. Wenngleich weder in biblischer noch in talmudischer Zeit das Bedecken des Hauptes beim Gebet vorgeschrieben ist, hat sich diese Sitte im Laufe der Zeit so verfestigt, daß sie obligatorisch wurde und man eigentlich nie entblößten Hauptes sein soll. Darum tragen gesetzestreue Juden immer eine Kopfbedeckung.
Zum morgendlichen Gebet bekleidet sich der erwachsene männliche Beter mit dem Gebetmantel, dem Tallit, einem großen viereckigen Tuch aus Wolle und Seide, an dessen Ecken sich Schaufäden befinden, mit denen nach biblischer Vorschrift ein Obergewand versehen sein muß. Der Tallit ist also ursprünglich ein regelmäßig getragenes Kleidungsstück, dient heute jedoch nur noch kultischen Zwecken. Man trägt den Tallit zum Morgengebet, an Sabbat und Festtagen auch beim Zusatzgebet. Nur am Versöhnungstag wird er zu allen Gebeten angelegt. Man legt auch einen Tallit an, wenn man mit der Torarolle in Berühung kommt, was an manchen Tagen während des NachmittagsG-ttesdienstes der Fall sein kann. Der Vorbeter trägt beim GemeindeG-ttesdienst auf Grund seiner Funktion den Tallit ständig zu allen Gebetszeiten.
Für das werktägliche Morgengebet werden außerdem Gebetsriemen (Tefillin) benutzt, die an den linken Arm und um den Kopf gelegt werden. An diesen Riemen befindet sich je eine Kapsel, die einige auf Pergament geschriebene Bibelverse enthält. Das Anlegen der Tefillin ist ein Symbol dafür, daß der Mensch sich mit seinem Denken, Fühlen und Wollen in den Dienst G-ttes zu stellen hat. Auch diese Verpflichtung betrifft nur die im religiösen Sinne volljährigen, also mindestens 13 Jahre alten männlichen Personen. Tefillin werden nur an Werktagen angelegt, da diese Tätigkeit als Arbeit angesehen wird; die Zeremonie entfällt darum an allen Tagen, an denen Arbeit verboten ist.
Quelle: Heinrich Simon: Leben im Judentum
Verlag Hentrich & Hentrich und Centrum Judaicum Berlin, 2003
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Januar 2025 | Tewet-Schwat
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Aktuelle Veranstaltungen
Do. 23.01.2025 | 23. Tewet 5785
Kultur
„God Speaks Yiddish“
Beginn 19:00Donnerstag, 23. Januar 2025, 19 Uhr
Dokumentarfilm
Eine Veranstaltung im Rahmen der 16. Jüdischen Filmtage
USA/Israel 2024, 78 Min. (Original in Englisch Jiddisch, mit deutschen Untertiteln)
Regie / Drehbuch: Tuvia Tenenbom
Regieassistenz & 2. Kamera: Isi Tenenbom
Kamera & Schnitt: Florian Krauss
Mea Sharim und charedische Juden sind seit jeher eine »black box«, die oftmals ein ganzes Bündel an Phantasien und Assoziationen hervorruft, unter anderem auch deshalb, weil sie den israelischen Staat ablehnen. Stets sind sie auch eine Projektionsfläche für Antisemiten.
Tuvia Tenenbom landete mit seinem Buch »Gott spricht Jiddisch – Mein Jahr unter Orthodoxen« (Suhrkamp, Berlin 2023) auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Gleichzeitig gelang ihm mit seinem parallel entstandenen gleichnamigen Dokumentarfilm ein einzigartiges Dokument. Nämlich eine informative, anekdotenreiche, aber auch kritisch-analytische Reise in das Leben und Denken ultraorthodoxer Juden in Mea Shearim heute. Weiterlesen »
So. 26.01.2025 | 26. Tewet 5785
Kultur
„Die Ermittlung“
Beginn 16:00Sonntag, 26. Januar 2025, 16 Uhr
Filmvorführung mit anschließendem Gespräch
D 2024, gekürzte Fassung 186 Min.
Regie: Rolf Peter Kahl
Produzent: Alexander van Dülmen
Produktion: Film&Mischwaren, ARTE, BR und WDR
Filmverleih: LEONINE Studios
Darsteller: Rainer Bock (Richter), Clemens Schick (Ankläger), Bernhard Schütz (Verteidiger) u. v. a.
Eine Veranstaltung im Rahmen der 16. Jüdischen Filmtage
Beitrag zur Literarischen Woche gegen Antisemitismus, veranstaltet von Kulturzentrum der IKG München & Oberbayern, Monacensia, Münchner Volkshochschule, NS-Dokumentationszentrum sowie den Stiftungen von Internationaler Jugendbibliothek, Literaturhaus und Lyrik Kabinett
Das Drama »Die Ermittlung« – basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Weiss – schildert den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963 bis 1965) anhand der Gerichtsprotokolle, Zeugen- und Angeklagten-Aussagen, Presseberichten und Erinnerungen der Beteiligten. Regisseur Rolf Peter Kahl hat »Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen« in einen wirkungsmächtigen dokumentarischen Film übertragen. Die beeindruckende Erstaufführung fand beim Münchner Filmfest im Juli 2024 statt. Nun wird er am Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktags erneut gezeigt. Weiterlesen »
Do. 13.02.2025 | 15. Schwat 5785
Kultur
„Das brennende Gewissen“
Beginn 19:00Buchpräsentation mit dem Schriftsteller Christof Weigold
Donnerstag, 13. Februar 2025, 19 Uhr
Intro: Christian Springer
Die 75-jährige Buchhändlerin Erica Mrosko wird in ihrer Schwabinger Altbauwohnung erstochen aufgefunden. Am Tatort findet sich ein an den Fallanalytiker Felix Petry adressierter leerer Briefumschlag. Bald wird klar, die Frau hätte eine wichtige Aussage zum Brandanschlag auf das jüdische Gemeindehaus vom 13. Februar 1970, dem sieben jüdische Senioren zum Opfer fielen, machen wollen. Auf der Suche nach der Wahrheit wird der Profiler Petry von Neonazis bedroht, von einer linken WG belogen und von seinen Vorgesetzten ausgebremst. Weiterlesen »
Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
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