Der G-ttesdienst
Der Kern der Gebete…
… zu den verschiedenen Tageszeiten ist im Wesentlichen immer und überall gleich. Im Mittelpunkt jedes Gebets steht ein Stück, das als „Achtzehngebet“ (Schmone Eßre = hebr. „achtzehn“) bezeichnet und stehend verrichtet wird. Der Name kommt daher, daß es ursprünglich aus achtzehn verschiedenen Segenssprüchen bestanden hat. An Werktagen hat dieser zentrale Teil heute 19 Segenssprüche, an Sabbat und Festtagen 7, im Zusatzgebet für das Neujahrsfest 9; trotzdem wird es in allen Fällen Achtzehngebet – oder auch Tefilla (Gebet) – genannt. Die ersten drei und die letzten drei Segenssprüche sind in allen Fällen identisch.
Vor dem Achtzehgebet findet sich im Morgen- und Abendgebet ständig das so genannte Schma Israel, das Bekenntnis der göttlichen Einheit („Höre Israel, der Ewige ist unser G-tt, der Ewige ist einzig“, 5. Buch Mosis VI,4,4). An diesen Vers schließen sich dann die Verse 5 – 9, 5. Buch Mosis XI, 13 – 21 und 4. Buch Mosis XV, 37 – 41 an.
Den Mittelpunkt …
… jedes SabbatG-ttesdienstes stellt die Vorlesung aus der Tora dar, die sich dem Morgengebet anschließt. Die Tora, das sind die fünf Bücher Mosis, ist für den kultischen Gebrauch auf eine Pergamentrolle mit der Hand geschrieben. Die Torarolle entspricht in ihrer Form dem antiken Buch. Der gesamte Text ist in 54 Abschnitte geteilt. Jeden Sabbat wird ein Abschnitt gelesen, so daß im Verlauf eines Jahres der Lesezyklus abgeschlossen und dann von neuem begonnen wird.
Nicht nur am Sabbat Vormittag findet eine Toralesung statt, sondern auch am Sonnabendnachmittag, am Montag- und am Donnerstagvormittag, und zwar wird dann der erste Teil des nächsten Wochenabschnitts gelesen, der am folgenden Sabbat vollständig vorgetragen wird. Für die Feiertage und Halbfeiertage gibt es eigene, thematisch zu dem betreffenden Tag passende Texte aus dem Pentateuch. Auch an den Trauertagen sowie zu Chanukka und Purim wird aus der Tora gelesen. An die Toralesung schließt sich am Sabbat, an Feiertagen und an Fasttagen die Vorlesung eines Textes aus den prophetischen Büchern an, der jeweils aus einem inhaltlich geeigneten, zum Toratext passenden Abschnitt besteht.
Zur Verlesung der Tora werden einzelne Mitglieder der Betergemeinschaft aufgerufen, um jeweils einen Teilabschnitt des Textes vorzutragen oder wenigstens die Segenssprüche zu sagen, die vor und nach der Lesung gesprochen werden. Am Sabbatvormittag werden mindestens sieben Personen zur Tora gerufen, für die verschiedenen Feiertage bestehen andere Festlegungen.
Es gibt noch einige weitere Stücke, …
… die zum festen Bestand eines jüdischen G-ttesdienstes gehören, doch abgesehen von diesem Kern gibt es Teile – vor allem poetische Einschaltungen -, die variieren. Im Laufe der Zeit haben sich hier unterschiedliche Bräuche herausgebildet, so daß eine Anzahl differierender Riten existiert. Die wichtigsten dieser Riten sind der spanische (sephardische) und der deutsche Ritus. Dieser ist in den rheinischen (aschkenasischen) und den polnischen Ritus unterteilt. Als ungefähre Grenze zwischen den beiden Varianten des deutschen Ritus gilt die Elbe.
Zum polnischen Ritus gehören neben den ostelbischen deutschen Gebieten auch Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, die baltischen Staaten, Rußland, Ukraine, Weißrußland und Rumänien. Diese Trennung des deutschen Ritus in zwei Gruppen vollzog sich im Mittelalter infolge der Judenverfolgungen in Deutschland, die zu einer Migration nach Osten führten. Durch spätere Wanderungen aus Osteuropa ist der polnische Ritus allerdings auch in einige westeuropäische Länder gelangt sowie nach Nordamerika und nach Israel.
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Aktuelle Veranstaltungen
Di. 24.06.2025 | 28. Siwan 5785
Kultur
»Der blinde Fleck: Die vererbten Traumata des Krieges« mit Louis Lewitan, Stephan Lebert, Andreas Rebers (Musik) und Joëlle Lewitan
Beginn 20:00
Buchvorstellung & Gespräch
Moderation: Amelie Fried
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs öffnen der Trauma- und Stressexperte Louis Lewitan, Sohn von Schoah-Überlebenden, und der Journalist Stephan Lebert den Giftschrank der deutschen Erinnerung: In ihrem gemeinsamen aktuellen Buch (Heyne 2025) fragen sie Nachgeborene, was sie von ihren Familien über die Jahre 1933 bis 1945 wissen.
Die Schoah und das Ende des Zweiten Weltkriegs liegen weit zurück, es leben nur noch wenige Zeitzeugen. Ihre Vergangenheit jedoch hinterlässt bis heute Spuren in den Familien. Geprägt durch eine Katastrophe, die sie nicht selbst erlebt haben, tragen viele Nachkommen im Land der Täter und Mitläufer seelische Narben, deren Ursachen sie oft nur vage kennen. Oft sind bleiernes Schweigen, verdrängte Erinnerungen, wohlgehütete Geheimnisse, hartnäckige Lügen allgegenwärtig – ein erdrückendes Erbe.
Anhand von rund 100 Gesprächen mit Betroffenen, schreiben Louis Lewitan und Stephan Lebert über die »blinden Flecken« und die Chancen, die in der Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte liegen.
Eintritt 15,- Euro, Anmeldung erforderlich unter www.muenchner-volkstheater.de oder (089) 523 4655
Veranstalter: Volkstheater München in Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb. und dem Heyne Verlag
Veranstaltungsort: Münchner Volkstheater, Tumblingerstr. 29, 80337 München
Louis Lewitan ©Nuriel Molcho
Mi. 25.06.2025 | 29. Siwan 5785
Kultur
»Birobidshan: a mirash fun a republik« – »Birobidschan: Der unerfüllte Traum einer Republik«
Beginn 18:15
Scholem-Alejchem-Vortrag in ongedenk fun Evita Wiecki s“L
»In 1928 hot di sowetische regirung baschlossn ojsszutejln a wejnik-bafelkerte teritorje far jidischer iberwanderung. Asoj hot sich ongehojbn di geschichte fun Birobidshan, woss ekssisstirt bisn hajntikn tog in wajtn misrech fun Russland, af der grenez mit Chine….«
1928 beschloss die sowjetische Regierung, auf einem dünn besiedelten Territorium ein jüdisches Ansiedlungsgebiet einzurichten. So begann die Geschichte von Birobidschan, das bis heute im Fernen Osten Russlands an der Grenze zu China liegt. Obwohl der Versuch, dort ein authentisches und vom Staat gefördertes Zentrum jüdischen Lebens aufzubauen, gescheitert ist, hat Birobidschan auf verschiedene Weise nicht nur in der Geschichte sowjetischer Juden eine wichtige Rolle gespielt, sondern auch in der Geschichte der Juden anderer Länder
Prof. Dr. Gennady Estraikh (New York) publizierte 2023 die Monographie »The History of Birobidzhan: Building a Sovite Jewish Homeland in Siberia« (Bloomsbury). Estraikh beleuchtet die Umstände, die zum Scheitern dieses Projekts beitrugen. Er betrachtet außerdem die heutige – postsowjetische – Situation im Jüdischen Autonomen Gebiet, wie dieses Territorium seit 1934 heißt.
Gestiftet zum Gedenken an Izydor und Fela Presser, geb. Wurman, sel. A.
Eintritt frei
Anmeldung unter www.jgk.geschichte.uni-muenchen.de
oder telefonisch unter (089) 2180 5570
Veranstalter: Lehrstuhl für Jüdische Geschichte an der LMU & Kultur und Kulturzentrum der Israelit. Kultusgemeinde München & Obb.
Veranstaltungsort: Ludwig-Maximilians-Univ. / Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, Senatssaal E 110
Gennady Estraikh. Foto: privat
Mi. 02.07.2025 | 6. Tamusz 5785
Kultur
»Der jüdische Mäzen und die Nazis. James Loeb und Murnau (1919 -1933)«
Beginn 19:15
Buchpräsentation & Vortrag
mit Edith Raim
Während das Mäzenatentum in der Weimarer Republik aufgrund wirtschaftlicher Krisen notgedrungen immer weniger wurde, verfügte der idyllisch gelegene Marktflecken Murnau in Oberbayern über einen amerikanisch-jüdischen Stifter, der soziale und kulturelle Projekte großzügig förderte.
Der Bankier, Kunstsammler und Philantrop James Loeb (1867, New York – 1933, Murnau) finanzierte großzügig vom lokalen Kriegerdenkmal über eine Wohltätigkeitsstiftung für Bedürftige bis zum örtlichen Krankenhaus. Gleichzeitig entwickelte sich Murnau zur NS-»Hochburg des Oberlandes«.
PD Dr. Edith Raim, geb. 1965 in München, studierte Geschichte und Germanistik in München und Princeton und promovierte 1991 zu den jüdischen Außenlagern Kaufering und Mühldorf des KZ Dachau. 2012 folgte ihre Habilitation mit einer Arbeit zur deutschen Justizgeschichte 1945-1949. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität Augsburg.
Eintritt frei
Anmeldung unter www.jgk.geschichte.uni-muenchen.de
oder telefonisch unter (089) 2180 5570
Veranstalter: Lehrstuhl für Jüdische Geschichte an der LMU & Kultur und Kulturzentrum der Israelit. Kultusgemeinde München & Oberbayern
Veranstaltungsort: Ludwig-Maximilians-Universität / Historicum, Schellingstr.12, Raum K 001

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de