Nachrichten
« Zurück
21. August 2012
Kriegsgeschrei wird lauter: Iran rüstet gegen Israel auf – mit Worten
Von Reinhard Baumgarten, ARD-Hörfunkkorrespondent Istanbul, erschienen auf tagesschau.de. Israel droht mit einem Angriff auf Irans Atomanlagen – und der Iran reagiert mit immer schärferen Tönen. Zuletzt nannte die Staatsführung Israel erneut ein „Krebsgeschwür“. Zunehmende Sorge bereitet in der Region, dass auch die Hisbollah offen mit Raketen droht.
Sie rufen „Marg bar amrika“ – Tod für Amerika und „Marg bar Israil“ – Tod für Israel. Tausende Menschen hat das Regime in Teheran vergangenes Wochenende auf die Straße gebracht, um die angenommenen Feinde der Islamischen Republik zu verwünschen. Die wirtschaftliche Lage im Iran wird von Tag zu Tag kritischer.
Der Ton gegen mutmaßliche Angreifer – allen voran Israel – wird schärfer. „Sie wissen, dass sie verwundbarer sind als je zuvor“, behauptet Staatschef Ajatollah Ali Chamenei. „Wenn sie irgendeine fehlkalkulierte Aktion gegen uns ins Werk setzen, dann wird ein furchtbarer Schlag die Antwort sein.“
Israels Regime – „ein Krebsgeschwür, das verschwinden muss“
Wie dieser Schlag aussehen würde, hat Chamenei offen gelassen. Einer seiner Vertrauten, General Amir Ali Hajizadeh, würde jedenfalls einen Angriff Israels auf den Iran begrüßen. Denn das, so der Luftwaffenchef der „Pasdaran“ genannten Revolutionsgarden gegenüber der offiziellen Nachrichtenagentur IRNA, würde dem Iran die Gelegenheit zum Gegenschlag geben und „den jüdischen Staat für immer los zu werden“.
Ein Wunsch, den viele in der iranischen Führung teilen: Das zionistische Regime sei ein echtes Krebsgeschwür in der Region, das verschwinden müsse, meinte unlängst Chamenei – der wirklich starke Mann Irans. Am Wochenende legte Präsident Mahmud Ahmadinedschad nach. „Das zionistische Regime sei ein Krebstumor, das im Nahen Osten keine Zukunft haben werde.“
Hisbollah droht deutlicher als je zuvor
Wiederholt hat der Iran in den vergangenen Wochen Manöver abgehalten und ballistische Raken unterschiedlichster Reichweite getestet. Wie zielgenau diese Raketen sind, ist nicht klar. Anders als etwa die technologisch hochentwickelten amerikanischen Raketen oder Cruise Missiles werden die iranischen Geschosse nicht via Satellit ins Ziel gelenkt. Einmal abgefeuert, kann die Peilung nicht mehr korrigiert werden – was irrelevant ist, sollten große Ziele wie Städte ins Visier genommen werden.
Sorgen könnte auch die Zahl möglicher auf Israel abgeschossener Raketen bereiten, die nicht nur aus dem Iran kämen. Deutlicher als je zuvor hat am Wochenende Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel vor einem möglichen Militärschlag gegen den Iran gewarnt: „Wir haben uns Ziele in Israel ausgesucht. Nicht viele. Wir brauchen nicht viele Ziele, die wir mit präzisen Raketen treffen wollen“, sagte Nasrallah. „Wenn wir diese Ziele, deren Namen ich jetzt nicht nennen werde, mit ein paar Raketen treffen, dann wird sich das Leben von Hunderttausenden Zionisten in eine wahre Hölle verwandeln.“
Das Kriegsgeschrei im Nahen Osten ist in den vergangenen Tagen auf beiden Seiten wieder lauter geworden. Gleichzeitig geht die Aufrüstung am Golf in beispielloser Weise weiter. Die USA haben inzwischen vier Flugzeugträger samt Begleitflotten, acht Minensuchboote sowie Hunderte von Kampfflugzeugen und Cruise Missiles in der Region. Der Iran versucht, zumindest verbal mitzuhalten.
Protestbrief gegen iranische Äußerungen
Erschienen im Newsletter der Botschaft des Staates Israel (Quelle: (Außenministerium des Staates Israel, 21.08.12). Der Geschäftsträger der israelischen Vertretung bei den Vereinten Nationen, der Gesandte Israel Nitzan, hat in einem Brief an den Präsidenten des Sicherheitsrates, Gérard Araud, Beschwerde wegen der jüngsten Äußerungen bezüglich Israels aus dem Iran eingelegt.
In dem Brief heißt es unter anderem: „Während der letzten Tage haben höchstrangige iranische Führer eine weitere Serie ungeheuerlicher Äußerungen getätigt, die zur Vernichtung Israels aufrufen und den niederträchtigen Antisemitismus verbreiten, der das Herzstück ihrer Ideologie darstellt. Gestern hat Ayatollah Seyed Ali Khamenei öffentlich erklärt: ‚Zionismus ist eine Gefahr für die gesamte Menschheit.‘ Er erklärte außerdem, Israel ‚ist ein Krebsgeschwür […] im Herzen der muslimischen Welt.‘ Präsident Mahmoud Ahmadinedschad sagte letzten Freitag ‚die Existenz des zionistischen Regimes ist […] ein Affront gegenüber allen Nationen der Welt‘ und rief ‚alle menschlichen Gemeinschaften‘ dazu auf, ‚diesen scharlachroten Buchstaben, das zionistische Regime, von der Menschheit auszulöschen.‘
Der iranische Präsident wiederholte mehrere antisemitische Verschwörungstheorien und Verleumdungen, einschließlich derer dass ‚beide Weltkriege von Zionisten erdacht wurden […], die uns und der ganzen Menschheit seit mehr als zweitausend Jahren sehr schweren Schaden und Leid zufügen.‘
Am selben Tag hat General Mair Ali Hajizadeh, Kommandeur der Luftwaffe der iranischen islamischen Revolutionsgarden, gedroht, dass der Iran handeln würde, um Israel zu zerstören. Er sagte, ‚das falsche Regime wird von der Landkarte gefegt werden und für immer im Mülleimer der Geschichte verschwinden.‘
Dies sind nur einige wenige Beispiele der hasserfüllten Äußerungen, die wir während der vergangenen Tage von Kanzeln, Podien und aus den Fernsehgeräten im Iran widerhallen gehört haben. Der Iran – ein Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen – fährt damit fort zu erklären, dass er die Auslöschung Israels möchte, eines weiteren UN-Mitgliedsstaates.
Wie Israel bereits in unseren vorhergehenden Briefen an den Sicherheitsrat klargestellt hat, ist Selbstzufriedenheit angesichts der iranischen Äußerungen des Hasses und der Hetze gefährlich. Die wahnhaften Aussagen der iranischen Führer sind nicht jene von Verrückten, sondern von rationalen Fanatikern mit irrationalem Hass. Man kann sich nur ausmalen, was ein solch extremistisches Regime tun würde, wenn es der gefährlichsten Waffe der Welt habhaft würde.
Manchmal ist Schweigen keine Option. Wir erwarten vom Sicherheitsrat und allen verantwortungsvollen Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft, die iranischen Äußerungen des Hasses unverzüglich zu verurteilen. […]“
Eine Sammlung der Äußerungen, auf die sich der Gesandte Nitzan bezieht, finden Sie hier.
VeranstaltungenÜberblick »
November 2025 | Cheschwan-Kislew
- So
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
Aktuelle Veranstaltungen
Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786
Kultur
„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner
Beginn 19:00Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr
Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer
Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »
So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786
Kultur
„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann
Beginn 18:00Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr
Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)
Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »
Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786
Kultur
„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr
Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller
Moderation: Shahrzad Osterer (BR)
Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »
Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de
