Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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11. März 2015

Knobloch zum Rücktritt des Tröglitzer Bürgermeisters wegen rechtsextremistischer Anfeindungen – „Armutszeugnis für die wehrhafte Demokratie“

Der Rücktritt von Markus Nierth als Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt nach rechtsextremen Bedrohungen ist ein Vorgang, wie ich ihn in unserem Land nie wieder erleben wollte“, sagt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. „Es ist ein Armutszeugnis für die wehrhafte Demokratie und eine mündige Zivilgesellschaft, wenn in unserem Rechtsstaat ein gewählter Bürgermeister aus Angst und Hilflosigkeit gegenüber einer rechtsextremen Meute zurücktritt.“

„Zu Recht nannte das Bundesjustizminister Heiko Maas eine ‚Tragödie für unsere Demokratie‘. Auf diese Tragödie müssen Politik und Gesellschaft entschlossen und energisch reagieren“, forderte Knobloch. Das bedeute:

  • Das Vorantreiben des NPD-Verbots. Knobloch: „Die NPD ist der politische Unterbau und die vermeintlich legitime ordnungspolitische Struktur jenes nationalsozialistischen Gedankenguts, das unsere freiheitlich-demokratische Verfasstheit zerstören will und in der heutigen Bundesrepublik Deutschland keinen Platz mehr haben darf. Dass es diese Partei noch gibt, ist per se ein Skandal.“
  • Das entschiedene Vorgehen gegen die schleichende, aber unübersehbar voranschreitende Unterwanderung bestimmter ländlicher Regionen – und Städte – durch rechtsextreme Kameradschaften und andere Gruppierungen. Knobloch: „Der dringend gebotene Kampf gegen den islamistischen Terror darf nicht dazu führen, den Kampf gegen Rechtsextremismus aus den Augen zu verlieren. Der NSU-Skandal hat gezeigt, dass Sicherheits- und Verfassungsschutzbehörden angesichts des Nationalsozialistischen Untergrunds zumindest fahrlässig, wenn nicht gar bewusst weggeschaut und versagt haben. Das darf sich nicht wiederholen!“
  • Mehr Aufklärung in den Schulen über Rechtsextremismus, über die perfiden Methoden der Einschüchterung und wie man sich als mündiger Staatsbürger dagegen wehren kann. Knobloch: „Ich fordere mehr Sozialkundeunterricht, mehr Demokratieschulung und mehr Auseinandersetzung mit den Folgen von gruppenbezogenem Hass, Ausgrenzung und Verachtung für die Gesellschaft. Phänomene wie Pegida und deren regionale Ableger verdeutlichen das Potenzial und die Anschlussfähigkeit rechter Positionen in unserem Land. Dem muss etwas entgegengesetzt werden, was über reine Symbolpolitik und verbale Ächtung hinausgeht.“
  • Mehr Geld für Programme gegen Rechtsextremismus, Programme für Aussteiger, attraktive Jugendangebote. Knobloch: „Rechte Menschenfänger sind erfolgreich, wenn man ihnen das Feld überlässt. Speziell junge Menschen, die auf der Suche nach sich, nach Kameradschaft im positiven Sinne, nach Halt und Orientierung sind. Sie dürfen nicht nur auf rechtsextreme Angebote stoßen, sonst drohen sie, ihnen anheimzufallen.“

Abschließend betonte Knobloch: „Ein weiteres Erstarken der braunen rechtsradikalen Gesinnungswelt verändert unser Land in nicht hinnehmbarer Weise. Wer das toleriert, relativiert oder verharmlost, schadet der Bundesrepublik Deutschland.“

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

Kultur

„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer

Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

Kultur

„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

Kultur

„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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