Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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9. Juli 2014

Knobloch: Versagen der Demokraten gibt Rechtsextremisten Chance, die Demokratie von innen heraus zu zerstören

Neonazi Udo Voigt im EU-Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres. München, 9.7.2014. Der frühere Bundesvorsitzende der NPD und jetzige EU-Abgeordnete Udo Voigt hat einen Sitz im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres eingenommen. „Damit realisiert sich eine Dynamik, die mittelfristig die freiheitliche Demokratie in Europa zerstören könnte“, kommentierte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch.

„Mit Voigt sitzt ein Mann im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres, der Adolf Hitler als ‚großen Staatsmann‘ und die Bundesrepublik Deutschland als ‚illegitimes System‘ einordnet. Ein vorbestrafter Volksverhetzer, der die Waffen SS glorifiziert und den Holocaust verharmlost. Freilich beschwichtigen leichtfertige Ignoranten, dass er allein keinen größeren Schaden anrichten kann. Unbelehrbar wird die schleichende Gefahr für unsere politische Kultur verkannt“, so die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland weiter.

Knobloch: „Derselben verheerenden politische Fahrlässigkeit ist es geschuldet, dass die NPD überhaupt noch existiert. Eine Partei also, die offen und radikal nicht nur Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und andere Menschenfeindlichkeiten propagiert sondern auch zum Kampf gegen das System in Deutschland aufruft. Das zunächst in peinlicher Weise verkorkste und seither verschleppte Verbotsverfahren ist Ausdruck eines jahrelangen unsäglichen politischen Versagens der demokrati-schen Parteien.“

Der Wahlerfolg der NPD bei der EU-Wahl sei das direkte Ergebnis „dieses unentschuldbaren Armutszeugnisses“, so Knobloch weiter. „Inkonsequenz und Verharmlosung haben den Rechtspopulisten und -extremisten in ganz Europa die Bahn frei gemacht. Die Splitter des Erfolgs der einschlägigen Parteien aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Schweden, Dä-nemark, Finnland, Polen, Ungarn, Tschechien und Italien sind im Parlament und in den Ausschüssen der EU gelandet und beschädigen die europäische Demokratie von innen heraus.“

Knobloch forderte: „Parlamentspräsident Martin Schulz, Ausschussvorsitzender Claude Moraes und die überwiegende Mehrheit der 751 Abgeordneten, die auf dem Boden des demokratischen Spektrums stehen, müssen entschlossen und konsequent gegen ihre radikal gesinnten Kolleginnen und Kollegen vorgehen und ihnen klare Grenzen aufweisen. Entsprechende Äußerungen und Aktivitäten müssen unmissverständlich mit Ächtung und Widerspruch beantwortet werden. Schließlich soll in Straßburg und Brüssel an der guten, friedlichen und respektvollen Zukunft für alle Menschen in Europa gearbeitet werden. Speziell der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres ist verantwortlich für die Stärkung der Menschenrechte und die Bekämpfung von Diskriminierung. Rassis-mus, Antisemitismus und andere Formen von Hass sollen dort bekämpft werden.“

Des Weiteren legte Knobloch dar: „Auf seiner Internetseite hetzt der Abgeordnete Voigt über das EU-Parlament und seine Kolleginnen und Kollegen. Als ‚verantwortlich‘ für die Polemik zeichnet auch Karl Richter. Der Münchner Stadtrat und Landeschef der bayerischen NPD ergänzt als Referent den Mitarbeiterstab in Voigts Abgeordnetenbüro, in dem der Neonazi eine ganze Reihe langjährige Weggefährten und Kameraden mit Nähe zur militanten rechten Szene untergebracht hat. Hier wächst ein Weiterfresserschaden für die parlamentarische Demokratie.“

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


Do. 16.10.2025 | 24. Tischri 5786

Kultusgemeinde

Gedenk- und Dankzeremonie mit Abnehmen der israelischen Fahnen

Beginn 19:00
Donnerstag, 16. Oktober 2025, 19 Uhr
St.-Jakobs-Platz vor der Hauptsynagoge „Ohel Jakob“


Die letzten 20 lebenden Geiseln sind nach Israel zurückgekehrt. Damit können die tiefen Wunden des 7. Oktober 2023 nach über zwei Jahren endlich beginnen zu verheilen.

 

Mit einer Gedenk- und Dankzeremonie wollen wir gemeinsam noch einmal an alle Verschleppten erinnern: An die glücklich Heimgekehrten ebenso wie an diejenigen, die nie mehr nach Hause kommen konnten.

 

In einem Moment der Verbundenheit werden wir außerdem gemeinsam die israelischen Fahnen einholen, die seit dem 7. Oktober 2023 als Zeichen unserer Solidarität wehten.

 

Wir laden die gesamte Münchner Stadtgesellschaft ein, an diesem besonderen Augenblick teilzuhaben.

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Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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Kontakt
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München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de