Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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15. September 2016

Hollywood am Sendlinger Tor

Die Jüdischen Filmtage eröffneten mit der lang erwarteten Amos-Oz-Verfilmung von Natalie Portman. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen vom 15.9.2016. Besser hätten die „Jüdischen Filmtage“ der IKG nicht starten können. Mit 400 Besuchern war das älteste Kino Münchens am Sendlinger-Tor-Platz komplett ausgebucht – und das, obwohl der Film im hebräischen Original gezeigt wurde.

Fania Oz-Salzberger bei der Filmpremiere. © Diana Dauber

 

Es war allerdings ein ganz besonderes Werk: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist das Regiedebüt von Hollywoodstar Natalie Portman, und der 2002 veröffentlichte gleichnamige autobiografische Roman stammt aus der Feder von Amos Oz, dem wohl bedeutendsten Schriftsteller Israels.

Vielschichtigkeit

Große Träume und Enttäuschungen, Brüche und Neuanfänge sowie die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache sind die Charakteristika des Films, der vor allem die frühen Jahre von Oz in den Fokus rückt. Das Wechselspiel erlebte der Autor selbst aus nächster Nähe mit; er wuchs in den 40er-Jahren in Jerusalem auf, wo die aus Europa vertriebenen Juden auf die Gründung des Staates Israel warteten. Die Vielschichtigkeit dieser Zeit sowie die sozialen und politischen Spannungen schlugen sich auch in seinen Büchern nieder, als er in den 60er-Jahren mit dem Schreiben begann.

Der Schriftsteller selbst legt großen Wert darauf, nicht nur über die Sorgen der Menschen in Israel zu schreiben, sondern auch über die Bedeutung des Menschseins im Allgemeinen und die Kraft der Liebe. Und auch, wenn die Protagonisten seiner Geschichten oft mit widrigsten Umständen konfrontiert werden, nehmen die Geschichten von Amos Oz nicht selten einen versöhnlichen und durchaus hoffnungsvollen Ausgang.

Wie viel Amos Oz zu sagen hat, erschließt sich aus seinem Wirken auf unterschiedlichsten Ebenen. Er ist Schriftsteller, Journalist, Mitbegründer der Initiative »Peace Now«, war von 1987 bis 2005 Professor für hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beer Sheva und übernahm dort 1993 den renommierten Agnon-Lehrstuhl für Moderne hebräische Literatur. Vor zwei Jahren wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Trinity College in Dublin verliehen.

Zusammenarbeit

Eine andere, viel persönlichere Perspektive lieferte die Veranstaltung am Sendlinger-Tor-Platz durch die Historikerin Fania Oz-Salzberger, Amos Oz’ älteste Tochter, die der Einladung der IKG gefolgt war und im Anschluss an den Film den Fragen von Emanuel Rotstein, Produktionsdirektor für die TV-Sender HISTORY und A&E, Rede und Antwort stand. Gegenseitiger Respekt war es ihren Worten zufolge, der die Zusammenarbeit zwischen ihrem Vater und Natalie Portman möglich machte.

»Mein Vater ist Schriftsteller, Natalie ist Cineastin. Er intervenierte nicht, sie entschied, was ins Drehbuch kommen sollte«, verriet Oz-Salzberger. Nur eine Ausnahme habe es gegeben: Ihrem Vater sei es wichtig gewesen, »dass in dem Film keine Erklärung für den Selbstmord seiner Mutter gesucht wird und keine Küchenpsychologie betrieben wird«.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

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Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

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26. Lange Nacht der Museen in München

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Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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