Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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4. April 2012

Günter Grass spielt durchschaubares Schmierentheater

Statement von Charlotte Knobloch zu Günter Grass’ „Was gesagt werden muss“:

„Günter Grass spielt mit diesem Gedicht ein durchschaubares Schmierentheater. Er suggeriert, moralisch mit sich selbst zu hadern, schwanger gehend mit unausgesprochenem Herrschaftswissen, das – wie er tatsächlich zu glauben scheint, – er allein in seiner unendlichen Weitsicht und Klugheit haben kann. Schließlich überwindet er sich nun, diese untrügliche „Wahrheit“ – scheinbar unter Schmerzen – aus sich herauszupressen, weil er es nicht verantworten könnte, sie der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Das Maß an Größenwahn, welches in diesen Zeilen zum Ausdruck kommt, ist schon bemerkenswert. Eigentlich ist es geradezu tragisch und nicht frei von Peinlichkeit, für wie maßgeblich und unentbehrlich für den öffentlichen Diskurs er sich und seine Meinung hält. Vor lauter Selbstüberhöhung verschweigt er, dass seine Breaking News allesamt inhaltlich schon tausend und ein Mal ausgesprochen wurden – von ihm und vielen anderen – zugegebener Maßen noch nicht in Gedichtform. Grass – „als Deutscher belastet genug“*, der Arme – hat nie einen Hehl aus seiner Sicht auf Israel gemacht – stets im moralischen Kampf mit der Geschichte seines Landes – welches „von ureigenen Verbrechen, die ohne Vergleich sind Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird“* – und mit seinem alter Ego, dessen Biografie er sich beim Häuten der Zwiebel verziehen hatte. Diese „jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte“* geschriebene Verse sind ein klassischer Fall für Fremdschämen. Grass verdreht die Fakten. Tatsächlich ist der Iran die Bedrohung für den Weltfrieden und Israel ist die einzige Demokratie in der gesamten Region und zugleich der einzige Staat auf der Welt, dessen Existenzrecht öffentlich angezweifelt wird. Grass‘ unsägliche Darstellung zeugt bestenfalls von geopolitischer Unwissenheit und schlimmstenfalls von Bösartigkeit und einer Delegitimierung Israels. Nach der Lektüre, an deren Ende er sich Hilfe für die Menschen, „die in dieser vom Wahn okkupierten Region“* leben wünscht, bin ich nicht sicher, was oder wer hier von Wahn okkupiert wird. Fest steht: Alter schützt vor Torheit nicht und wie man im Falle Grass sehen kann, heilt Alter Torheit auch nicht.“

* Zitate aus dem Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

Kultur

„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer

Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

Kultur

„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

Kultur

„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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