Nachrichten
« Zurück
21. Juli 2011
Grab von Rudolf Heß in Wunsiedel existiert nicht mehr
Deutschlands Neonazis haben eine Pilgerstätte verloren. Die Süddeutsche Zeitung berichtet am 21. Juli 2011, dass die Gebeine von Rudolf Heß in der Nacht auf den 20. Juli im oberfränkischen Wunsiedel exhumiert wurden. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist erleichtert, dass die Grabstätte des Hitler-Stellvertreters nicht länger existiert. „Ich freue mich, dass der braune Spuk in Wunsiedel endlich ein Ende hat“, sagte Knobloch. Heß‘ Überreste sollen nun mit Zustimmung seiner Erben verbrannt und auf See bestattet werden.
„Wunsiedel hat damit ein klares Zeichen mit großer Strahlkraft gesetzt“, so Knobloch – „Neonazis und ihre menschenverachtende Ideologie haben in unserer Gesellschaft keinen Platz“, weder in Wunsiedel noch irgendwo sonst in Deutschland.
Seit 1987 pilgerten Neonazis beinahe jährlich zu dem Friedhof, auf dem Heß begraben war. Jedes Jahr an seinem Todestag suchten Rechtsextremisten Wunsiedel heim und demonstrierten ihre radikale Gesinnung vor einem Grabstein, auf dem geschrieben stand: „Ich hab’s gewagt“.
Heß war 1946 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden und hatte 1987 im Berliner Gefängnis Spandau Selbstmord begangen. Der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde Wunsiedel stimmte damals Heß‘ Wunsch zu, im Familiengrab seiner Eltern beigesetzt zu werden. In der Folge wurde der Friedhof zu einem Wallfahrtsort für Neonazis aus der ganzen Bundesrepublik und darüber hinaus. Sie legten Kränze nieder und hoben den Arm zum Hitlergruß für den Mann, den Adolf Hitler einst zu seinem Stellvertreter ernannt hatte.
Kirchenvorstand wollte letzten Willen des Verstorbenen nicht missachten
Dass den Neonazis nun diese Pilgerstätte verlieren, habe der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde Wunsiedel durchgesetzt, heißt es in dem Bericht von Hans Holzhaider für die SZ. Schon im Jahr 1987 soll der Kirchenvorstand gezögert haben, weil man um den Rudolf-Heß-Kult in der rechten Szene wusste. Doch die Mitglieder stimmten schließlich zu: Sie wollten den letzten Willen des Verstorbenen nicht missachten – auch wenn es der Wille eines Mannes war, der zu den frühesten und glühendsten Anhängern Hitlers gehört hatte.
Wallfahrtsort der Rechten in der Stadt nicht erwünscht
Als Wunsiedel und sein evangelischer Friedhof in den Jahren nach 1987 allerdings immer mehr Neonazis anzogen, habe der Kirchenvorstand seine Haltung geändert, schreibt Holzhaider. Und als der Pachtvertrag für das Grab zur Verlängerung anstand, entschied die Gemeinde, den Konflikt einzugehen: Man teilte den Erben mit, dass die Gebeine von Rudolf Heß nur bis zum 5. Oktober 2011 in Wunsiedel bleiben könnten. Der Pachtvertrag war damit gekündigt.
Zunächst hätten die Erben widersprochen, so Holzhaider. Eine Enkelin von Heß habe Klage eingereicht, weil sie die Exhumierung ihres Großvaters nicht habe hinnehmen wollen. Doch zu einem Gerichtsverfahren kam es nicht. DerKirchenvorstand, darunter der langjährige Landrat des Kreises Wunsiedel, Peter Seißer, verhandelte diskret mit den
Nachfahren und gab zu bedenken, dass der Wallfahrtsort der Rechten in der Stadt nicht erwünscht sei. Schließlich akzeptierte die Familie die Auflösung des Grabes. Die Erben beschlossen, dass die Gebeine verbrannt und seine Asche in einer Seebestattung auf offenem Meer verstreut werden sollen.
VeranstaltungenÜberblick »
November 2025 | Cheschwan-Kislew
- So
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
Aktuelle Veranstaltungen
Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786
Kultur
„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner
Beginn 19:00Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr
Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer
Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »
So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786
Kultur
„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann
Beginn 18:00Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr
Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)
Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »
Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786
Kultur
„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr
Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller
Moderation: Shahrzad Osterer (BR)
Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »
Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de
