Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Kultur

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27. Juli 2011

Geteiltes Echo: Israelische Musiker spielten in Bayreuth

Das erste Wagner-Konzert eines israelischen Orchesters in der Festspielstadt Bayreuth ist in Israel auf ein geteiltes und sehr emotionales Echo gestoßen. „Schon während der ersten Akkorde der Hatikva wurde klar, dass es sich um etwas Einzigartiges handelte“, schrieb die Haaretz. „Zweimal musste ich weinen, bei der Hatikva und bei Wagner“, zitierte die Zeitung einen der Musiker und fügte hinzu: „Er war nicht der einzige“.
Neben Wagners „Siegfried-Idyll“ hatte das Israel Chamber Orchestra am Vortag in Bayreuth auch Werke von Tzvi Avni, Gustav Mahler, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Franz Liszt gespielt. Die Musiker und ihr Dirigent Roberto Paternostro wollten mit dem Konzert ein Zeichen „der Annäherung, der Toleranz und eines offenen geschichtsbewussten Kulturaustausches“ zwischen beiden Ländern setzen.

In Israel wird der deutsche Komponist wegen seiner antisemitischen Ansichten und der Vorliebe Hitlers für seine Musik jedoch boykottiert. Zwar wagten es Dirigenten wie Daniel Barenboim, das Tabu zu brechen und Wagner-Stücke in Israel zu spielen, konnten den Boykott aber nicht wirklich beenden.

Persönlichkeit des Komponisten von seiner Arbeit trennen

Der gebürtige Wiener Paternostro, Kind aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden, sagte der Haaretz, nicht jeder Schöpfer eines großen Kunstwerkes müsse notwendigerweise auch ein guter Mensch sein. „Es ist möglich, die Persönlichkeit des Komponisten von seiner Arbeit zu trennen“, betonte Paternostro.

Kritik am Konzert fand sich hingegen in der Zeitung Jediot Achronot. In einem Gastkommentar fordert der Journalist Giulio Meotti, Wagners Musik müsse so lange verboten bleiben, wie der Holocaust geleugnet werde und „antisemitische Führer von Teheran bis Kairo zu einer neuen Shoa anstacheln“. Noch extremer waren die Ansichten von etwa einem Dutzend Wagner-Gegnern bei einer Minidemonstration in Tel Aviv. „Indem sie Wagner spielen, sagen sie, okay, wir akzeptieren den Holocaust“, zitierte die Zeitung Jerusalem Post den 18-jährigen Noy Dagan.

Dass ein israelisches Orchester erstmals ein Wagner-Stück in Deutschland und dann auch noch ausgerechnet in Bayreuth spielt, hatte schon im Vorfeld eine hitzige Debatte in Israel ausgelöst. Hauptkritiker war der 84-jährige Journalist und Auschwitz-Überlebende Noah Klieger, der das Parlament sogar aufgerufen hatte, die Reise des mit öffentlichen Geldern geförderten Orchesters zu verbieten.

Die auf der Website veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern wieder, sondern sollen einen Überblick über den öffentlichen Meinungsbildungsprozess sowie die gesellschaftliche und politische Diskussion gewährleisten.
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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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