Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Repression, Vertreibung, Tod 1920 – 1945 (Forts.)

In ihrer Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße am 5. September 1937 sah sich die Israelitische Kultusgemeinde zu den Worten veranlasst: „Die 50. Wiederkehr dieses Tages festlich zu begehen, ist heute nicht die Zeit.“ Kaum ein Jahr später wurde das Symbol der Präsenz der Juden in München zerstört. Adolf Hitler persönlich gab am 7. Juni 1938 den Befehl, die Hauptsynagoge abzubrechen.

Bereis am Morgen des 9. Juni 1938 wurde mit den Arbeiten begonnen. „Ein Schandfleck verschwindet“, kommentierte das Propagandablatt „Der Stürmer“ hämisch die Zerstörung der Hauptsynagoge, die „aus verkehrstechnischen Gründen“ einem Parkplatz weichen musste. Die zum Synagogenkomplex gehörenden Gebäude sollten ursprünglich ebenfalls abgebrochen werden, wurden dann jedoch von der SS übernommen und ausgerechnet vom „Lebensborn e.V.“ genutzt.

Diffamierung, Vertreibung, Deportation und Vernichtung

Die „Reichspogromnacht“ am 9. November 1938 nahm ihren Anfang mit einer Hetzrede von Joseph Goebbels im Alten Rathaus in München. Die kleinere orthodoxe Synagoge „Ohel Jakob“ an der Herzog-Rudolf-Straße brannte aus, die erst 1931 eingeweihte Synagoge in der Reichenbachstraße wurde aufgrund der dichten Bebauung des umliegenden Gärtnerplatzviertels nicht in Brand gesteckt, dafür jedoch ihr Innenraum völlig verwüstet. Es folgten Jahre der Diffamierung, Vertreibung, Deportation und Vernichtung; die verbliebene Gemeindeverwaltung zog bis in die frühen Vierzigerjahre in einen Hinterhofbau in der Lindwurmstraße. In den letzten Kriegsjahren hörte die Gemeinde de facto zu existieren auf.

Neubeginn: Von 1945 bis heute

Nach der Kapitulation Deutschlands und dem Kriegsende kehrte das jüdische Leben in die vormalige „Hauptstadt der Bewegung“ zurück. München war nun Transitpunkt für viele Tausend Juden und andere Verfolgte des Nazi-Regimes, kollektiv als „Displaced Persons“ oder DPs bezeichnet. Die DPs waren aus Konzentrationslagern befreit worden oder flohen aus Osteuropa. Für die meisten war München nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Palästina, in die USA, Kanada, Australien oder andere Auswanderungsziele. Dennoch war die am 15. Juli 1945 neu gegründete Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) bereits im März 1946 wieder auf rund 2.800 Mitglieder angewachsen.

Allmählich wurde auch München so wieder zur Heimat für Juden. Die IKG konnte am 20. Mai 1947 die wiederhergestellte Synagoge in der Reichenbachstraße 27 einweihen. Bis zur Eröffnung des neuen Jüdischen Zentrums am St.-Jakobs-Platz befand sich hier der Sitz der IKG. Bis Ende der Achtzigerjahre stieg die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde wieder auf rund 4.000. Zur Jahrtausendwende verdoppelte die Gemeinde die Zahl ihrer Mitglieder auf knapp 8.000 – derzeit zählt die IKG über 9.500 Mitglieder.

 

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November 2025 | Cheschwan-Kislew | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 09.11.2025 | 18. Cheschwan 5786

Arbeitsgruppe "Gedenken an den 9. November 1938"

Jeder Mensch hat einen Namen: Gedenken zum 9. November

Beginn 18:00

Sonntag, 9. November 2025, 18 Uhr
Saal des Alten Rathauses, Marienplatz 15, 80331 München

Zum Gedenken an den 87. Jahrestag der so genannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938

Die Anmeldung ist bis zum 5. November 2025 auf der Seite des NS-Dokumentationszentrum möglich.

Die Veranstaltung ist vollständig ausgebucht. Anmeldungen für die Teilnahme vor Ort können daher nicht mehr entgegengenommen werden. 

Die Gedenkveranstaltung wird per Livestream übertragen auf https://www.youtube.com/nsdoku und www.gedenken9nov38.de/live. Weiterlesen »

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