Jahre der Entwicklung 1872 – 1920 (Forts.)
Mit dem repräsentativen Prachtbau in der Herzog-Max-Straße am heutigen Lenbachplatz erhielten die Münchner Juden einen zentralen Standort für den Gottesdienst – in unmittelbarer Nähe zum Dom der Katholiken.
Den entscheidenden Impuls für jüdisches Leben in Bayern lieferte nach der Reichsgründung 1871 die rechtliche Gleichstellung aller jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Die Jüdische Gemeinde in München entwickelte sich nun mit hoher Geschwindigkeit. Auf Betreiben König Ludwigs II. wurde 1882 ein Grundstück gegenüber der Maxburg für den Neubau einer Hauptsynagoge in der Stadtmitte zur Verfügung gestellt.

Auf Wunsch Ludwig II. gebaut: Die einstige Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße.
Dieser beeindruckende, nach Plänen von Albert Schmidt an der Herzog-Max-Straße im Stil der Neoromanik konzipierte Langbau wurde am 16. September 1887 feierlich mit zahlreichen offiziellen Gästen eingeweiht. In unmittelbarer Nähe zur Frauenkirche im Zentrum Münchens gelegen, galt die neue Hauptsynagoge bis zu ihrer Zerstörung als einer der schönsten Synagogenbauten Europas und war gleichzeitig drittgrößte Synagoge Deutschlands.
Neues Selbstbewusstsein
Der Prachtbau stand anderen Sakralbauten in nichts nach und verlieh der Gemeinde ein neues Selbstbewusstsein: Endlich musste man sich nicht mehr verstecken oder in der Vorstadt versammeln. Dieser zentrale Ort dokumentierte gleichzeitig die Akzeptanz und die Bedeutung der Juden im gesellschaftlichen und politischen Leben Münchens. Die Zeit der Integration schien angebrochen.
Aufgrund zahlreicher Pogrome setzte zeitgleich eine starke Zuwanderungsbewegung aus dem östlichen Europa ein, so dass die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens nach der Jahrhundertwende rapide anstieg. Im Jahr 1910 gehörten von etwa 590.000 Einwohnern der Stadt 11.083 dem jüdischen Glauben an – also knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Eine große Zahl jüdischer Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, Kaufleute und Politiker bereicherte das kulturelle Leben und trug entscheidend zum internationalen Ruf Münchens bei. Persönlichkeiten wie Otto Bernheimer, Kurt Eisner, Lion Feuchtwanger, Hermann Levi, Max Reinhardt, Julius Spanier, Bruno Walter und viele andere mehr lebten und wirkten in der Stadt.
Repression, Vertreibung, Tod
1920 – 1945
Doch bereits in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts begann das Leben für Juden schwieriger zu werden. Die Spannungen nahmen zu, es kam zu rücksichtslosen Ausweisungen polnischstämmiger Juden. Die Trupps der SA organisierten Übergriffe gegen jüdische Geschäfte und Personen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 begannen massive, staatlich verordnete Repressionen, die später in den Nürnberger Rassegesetzen mündeten und der Vernichtung der Juden Europas den Weg bereiteten. 1936 hatte die jüdische Gemeinde noch 9.000 Mitglieder, zwei Jahre später war die Zahl bereits um die Hälfte gesunken.
VeranstaltungenÜberblick »
Mai 2025 | Nissan-Ijar
- So
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
- 31
Aktuelle Veranstaltungen
So. 18.05.2025 | 20. Ijar 5785
Kultur
»Stadt der Hunde«
Beginn 18:00 Uhr:
Lesung mit Leon de Winter
Moderation: Knut Cordsen (BR)
Der renommierte Gehirnchirurg Jaap Hollander, ein assimilierter niederländischer Jude, ist eigentlich im Ruhestand – doch Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter vor zehn Jahren in Israel in der Negev-Wüste verschwand, kehrt er Jahr für Jahr dorthin zurück. Und dort gerät sein durch unerschütterliche Rationalität geprägtes Leben unversehens außer Kontrolle: Erst tritt er in einen Hundehaufen, dann soll er eine Gehirnoperation mit äußerst geringen Erfolgsaussichten durchführen und schließlich hört er einen Hund sprechen. Raffiniert, märchenhaft und dabei hoch politisch erzählt Leon de Winter in seinem lang erwarteten neuen Roman (Diogenes Verlag, Zürich 2025) von einem Mann, dem der Glaube an den eigenen Unglauben abhandenkommt.
Leon de Winter, als Sohn von Schoah-Überlebenden 1954 in ‚s-Hertogenbosch geboren, lebt als Schriftsteller und Filmemacher in den Niederlanden. Die Romane des vielfach preisgekrönten Autors wurden in 20 Sprachen übersetzt.
Eintritt 16,- / 10,- Euro; Stream-Tickets: 8,- Euro telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999
Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München
Mo. 19.05.2025 | 21. Ijar 5785
Kultur
»Mit dir steht die Welt nicht still«
Beginn 19:00 Uhr:
Lesung mit Melissa Müller
Moderation: Ellen Presser
London, 1951: Nanette und John lernen sich auf einer Party kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Fast zwei Jahre schreiben sie sich, kommen sich in Briefen näher – bis sich Nanette entschließt, John nach São Paulo zu folgen.
Die Publizistin und Drehbuchautorin Melissa Müller (»Das Mädchen Anne Frank«; mit Reinhard Piechocki »Alice Herz-Sommer „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“. Ein Jahrhundertleben«; mit Monika Tatzkow u. a. »Verlorene Bilder, verlorene Leben – Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde« u. a. m.) erzählt in ihrem aktuellen Buch »Mit dir steht die Welt nicht still. Eine Liebe nach dem Holocaust« (Diogenes Verlag) von einer historisch verbrieften Liebe, die sich allen Umständen zum Trotz Bahn bricht.
Eintritt 16,- / 10,- Euro; telefonisch auf der ReserviX-Tickethotline 0761/8884 9999
Veranstalter: Stiftung Literaturhaus und Kulturzentrum der IKG München & Obb.
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München
Do. 22.05.2025 | 24. Ijar 5785
Kultur
»Erinnerung – Gedächtnis – Kultur: Jüdische Biographien im 21. Jahrhundert«. Ein Podiumsgespräch
Beginn 19:00 Uhr:
Begrüßung: Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs
Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Andrea Sinn, Associate Professor of History, Elon University
Biografien sind nicht nur von anhaltendem öffentlichem Interesse; vielmehr bleibt die biografische Forschung ein wichtiger Ansatz, der neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte und Kultur in der Neuzeit bieten kann. Tatsächlich scheinen die Relevanz der biografischen Forschung und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Erinnerung, Gedächtnis und Kultur sogar zugenommen zu haben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung bietet das Podium Einblicke in aktuelle Forschungs- und Vermittlungsprojekte, hinterfragt die Bedeutung von Quellen und öffentlichem Raum, und diskutiert die Darstellung und Verwendung jüdischer Biografien im 21. Jahrhundert.
Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Philipp Lenhard, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München
Anton Löffelmeier, M.A., Stadtarchiv München
Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb.
Dr. Björn Siegel, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ)
Dr. Maximilian Strnad, Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Eintritt frei, wegen begrenzter Platzzahl Anmeldung unbedingt erforderlich unter https://eveeno.com/488804931 oder telefonisch (089) 2180 5570
Kooperationspartner: College of Arts and Sciences, Elon University/NC, USA; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (IGdJ); Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb-; Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, LMU München; Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Stadtarchiv München
Veranstaltungsort: Rotunde des Stadtarchivs, Winzererstraße 68

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de