Nachrichten
« Zurück
27. Januar 2014
Gedenkjahr 2014: Lammert will gemeinsame Erinnerungskultur
Von Nicola Abé, erschienen auf Spiegel Online, 27.1.2014. Bundestagspräsident Lammert spricht sich anlässlich des Gedenkjahres 2014 für eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur aus. Im Vordergrund sollen dabei auch auf die deutsch-russischen Beziehungen stehen.
Bundestagspräsident Norbert Lammert will im Gedenkjahr 2014 die Aufmerksamkeit auf die deutsch-russischen Beziehungen lenken. Den Auftakt soll die heutige Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag bilden. Die Veranstaltung findet jedes Jahr am 27. Januar statt und soll diesmal zugleich an das Ende der Belagerung Leningrads vor 70 Jahren erinnern.
Bei der Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg kamen mehr als 800.000 Menschen ums Leben. „Das Gedenken an die Opfer ist Anlass, an die besondere historische Bedeutung der deutsch-russischen Beziehungen über die beiden Länder hinaus zu erinnern“, sagte Lammert SPIEGEL ONLINE. Unter den Bedingungen einer zusammenwachsenden Europäischen Union sei diese Bedeutung nicht geringer geworden.
Lammert wirbt für eine gemeinsame Erinnerungskultur in Europa. In einem Text zu seiner Gedenkrede wirft er die Frage auf, ob es eine „gemeinsame europäische Erzählung vom blutigsten Jahrhundert in der europäischen Geschichte“ geben könne. Er appelliert an eine „geteilte Erinnerung, die unterschiedliche Erfahrungen nicht nivelliert, die Verantwortung nicht relativiert, die keine wechselseitigen Rechnungen aufmacht.“
Holocaust-Gedenkstunde im Parlament
Seit 1996 wird jährlich am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Das Datum markiert den Tag im Januar 1945, an dem das Vernichtungslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit wurde. Genau ein Jahr zuvor – zufällig auch an einem 27. Januar – endete die Blockade der Stadt Leningrad. „Kein Zufall hingegen ist der Zusammenhang zwischen Auschwitz und Leningrad, zwischen dem Völkermord an den europäischen Juden und dem mörderischen Raub und Vernichtungsfeldzug im Osten Europas“, schreibt Lammert. Beide wurzelten in der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassenideologie.
Zur Holocaust-Gedenkstunde im Parlament ist an diesem Montag der russische Schriftsteller Daniil Granin als Zeitzeuge eingeladen. Einst hatte er als Soldat an der Leningrader Front gegen die Deutschen gekämpft. In den Jahren 1941 und 1942 verhungerten in der Stadt täglich Tausende Menschen. „Die Infrastruktur der Millionenmetropole hörte praktisch auf zu existieren. Es gab keinen Nahverkehr mehr, keinen Strom, kein Wasser, keine Heizung, keine Kanalisation – und viel zu wenige Lebensmittel“, so Lammert. Die Stadt sei zu einer „Leichenhalle“ geworden.
Lammert betont die besondere historische Verantwortung der Deutschen. Nie wieder dürften Staat und Gesellschaft zulassen, dass Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung oder ihrer sexuellen Orientierung zum „Feindbild einer schweigenden Mehrheit gemacht würden“. In Deutschland jedenfalls sei Intoleranz nicht mehr tolerierbar. Es sei ein gemeinsamer Auftrag „im Bewusstsein zu halten, dass die Menschheit ihre größten Verirrungen und Verbrechen keineswegs ein für allemal hinter sich hat“.
Link zum Thema: www.bundestag.de
VeranstaltungenÜberblick »
Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan
- So
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
- 31
Aktuelle Veranstaltungen
So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
Moderation: Günter Keil
Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de