Religion
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17. Mai 2012
Ein starkes Duo
Rabbiner Arie Folger und Kantor Moshe Fishel wurden im Amt begrüßt. Von Miryam Gümbel, Jüdische Allgemeine, 17.05.2012. Es war ein feierlicher Abend, als Rabbiner Arie Folger und Kantor Moshe Fishel am 29. April in der Ohel-Jakob-Synagoge in ihr Amt eingeführt wurden. Dafür, dass dieser offizielle Akt erst sieben Monate nach seinem Amtsantritt stattfand, nannte Folger in seiner Rede auch gleich ein paar biblische Beispiele. So hatte unter anderem König David zwischen seiner Salbung und seiner Krönung lange Zeit, die er nutzte, um die Bedürfnisse seines Volkes kennenzulernen.

Uscher Lubelski, Rabbiner Arie Folger, Kantor Moshe Fishel und Ber Szenker (v.l.). Foto: Daniel Schvarcz
Geleitet von dem Vorsitzenden der IKG-Kultuskommission, Uscher Lubelski, und dem Vorsitzenden des Vaads der Synagoge, Ber Szenker, zogen Rabbiner und Kantor ein.
Der Chor Schma Kolenu unter Leitung von Yoed Sorek sorgte für eine würdevolle Stimmung. Musikalischer Höhepunkt war später das Schechejanu, bei dem Moshe Fishel gemeinsam mit den Sängern der Synagoge sein stimmliches Können eindrucksvoll zeigte.
Die Gäste, unter ihnen Vertreter aus Politik und Kirchen, sowie eine Vielzahl von Rabinern, vom Münchner Altrabbiner Steven Langnas bis zum Repräsentanten von Chabad Lubawitsch, Raw Israel Diskin, begrüßte Lubelski auch im Namen von Präsidentin Charlotte Knobloch.
Sehr junge aber starke Schultern
„Mit dem heutigen Tag beginnen wir eine neue Ära im Kultusbereich unserer Gemeinde“, sagte er. Rabbiner Folger zugewandt fuhr er fort: „Der Mantel der Führung wird mit dem heutigen Tage auf Ihren sehr jungen aber starken Schultern gelegt. Sie werden diese große Gemeinschaft nach der Art und Weise unserer heiligen Tora führen, wie sie uns von unseren Vorfahren, durch Moses, unseren Lehrer und Meister, von der Hand des Allmächtigen auf dem Sinai gegeben wurde. Mit G’ttes Hilfe mögen Sie den enormen Herausforderungen, die vor Ihnen liegen, begegnen und sie zu nehmen wissen.“
Die Ansprache zu Ehren von Rabbiner Folger hielt der Oberrabbiner von Moskau und Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt. „Sie haben mich heute hierher eingeladen, um eine Institution zu segnen, um eine Tradition zu segnen, um die Kontinuität zu segnen. Und um den Eingang Ihres neuen geistigen Oberhauptes zu segnen“, erklärte er die Bedeutung des Festaktes. „Wir sind heute hier in dieser wunderschönen, neu gebauten Synagoge in der Innenstadt Münchens versammelt, einem Symbol für die Auferstehung des deutschen Judentums, nach den Jahren der Finsternis der Schoa.
Begabte und geniale Führung der Präsidentin
Dank der Beharrlichkeit der wenigen Überlebenden die 1945 den Mut hatten, hierher nach München, in das ehemalige Zentrum des Hasses und des Antisemitismus, zurückzukehren. Dank der begabten und genialen Führung der Präsidentin, Frau Knobloch, die dieses herrliche Zentrum errichtete, und dank der großen Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion ist die jüdische Gemeinde München wieder eine starke und ehrwürdige Gemeinde geworden.“
Rabbiner Arie Folger stellte er als „herausragende Persönlichkeit“ vor: Bei ihm „ist es gar keine Frage, dass seine Wahl sowohl für ihn als auch für die Gemeinde richtig und verdient war“. Rabbiner Folger startete seine Karriere in der Park East Synagogue, in New York. Später amtierte Raw Folger in Basel und hat dort die Zuneigung und den Respekt der Mitglieder gewonnen. Auch in der Europäischen Rabbiner-Konferenz wird Raw Folger hoch geschätzt.“
In Moshe Fishel vereinigten sich all unsere Wünsche
Den Chasan Moshe David ben Zwi Dow Fishel haLevi stellte Ber Szenker vor. Aus mehr als 20 Kandidaten fiel die Entscheidung auf ihn. Das Kriterium dafür nannte Szenker: „In Moshe Fishel vereinigten sich all unsere Wünsche: Neben dem wunderschönen Gesang fand auch das Gebet einen direkten Weg aus seinem Herzen in unsere. Die menschlichen Gefühle wie Reue und Buße, Flehen und Demut, Dankbarkeit, Freude und Lob G’ttes sind während seines Betens merklich spürbar.“
Als Begrüßungsgeschenk der Gemeinde erhielt Rabbiner Folger einen Tallit, Kantor Fishel eine traditionelle aschkenasische Kantorenmütze aus Seide für die Jamim Nora’im, die ehrfürchtigen Tage, Rosch Haschana und Jom Kippur – feierlich überreicht von Mädchen aus der Gemeinde im Namen von Präsidentin Charlotte Knobloch. Auf der Mütze eingestickt ist auf Hebräisch ein Zitat aus dem Lied Debora: „Ich will G’tt besingen, singen werde ich, G’tt werde ich preisen, der G’tt Israels“. Auf dem weißen Tallit für Rabbiner Folger steht auf Hebräisch in silbernen Buchstaben gestickt: „Unser Lehrer und Rabbiner, Arie ben Menachen Meir, G’tt soll ihn schützen und aufrecht halten“.
Prägende jüdische Identität weitergeben
Das Schlusswort hatte dann der neue Rabbiner: Jüdische Identität zu vermitteln, sei eine besonders wichtige Aufgabe. Toleranz gegenüber der Realität dürfe hier nicht zu Hoffnungslosigkeit führen. Eine prägende jüdische Identität sei wichtig – und diese müsse an alle Generationen weitergegeben werden. In einer intakten Gemeinde dürfe es Vielfalt geben. Auch Traditionstreue gehöre dazu.
Die Erziehung gehöre hier entscheidend dazu, von der Wiege bis zum Gymnasium, aber auch darüber hinaus. Deshalb seien Jugendarbeit und Engagement mit den Studenten unentbehrlich. Präsidentin Charlotte Knobloch, der IKG-Vorstand und viele Abteilungen wirkten dabei „voller Hingabe mit, unsere Vision umzusetzen“. Dieses Engagement aller sei unabdingbar, so Rabbiner Folger: „Alleine bin ich sehr wenig, aber zusammen sind wir stark, und zusammen können wir die Zukunft der Gemeinde sichern.“
Fotos von der Veranstaltung finden Sie unter danielschvarcz.com.
Die komplette Ansprache von Rabbiner Pinchas Goldschmidt können Sie hier downloaden (PDF).
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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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