Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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6. Juli 2017

Bürgerfest „10 Jahre am Jakobsplatz“ – Knobloch: „Ein magischer Ort“

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R. feierte mit einem großen Bürgerfest auf dem Jakobsplatz das 10. Jubiläum ihres Gemeindezentrums. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen, 6.7.2017. Am Anfang, als es nur die Pläne für die Rückkehr der Jüdischen Gemeinde ins Herz der Stadt gab, spielte immer auch ein Stück Skepsis eine Rolle. Davon ist heute, zehn Jahre nach der Inbetriebnahme des Jüdischen Gemeindezentrums am Jakobsplatz, nicht einmal mehr im Ansatz die Rede.

Beim Bürgerfest am vergangenen Sonntag, das von der Israelitischen Kultusgemeinde organisiert wurde und diesmal dem ersten »zweistelligen« Jubiläum gewidmet war, zeigte sich das in eindrucksvoller Weise. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch sprach von einem »magischen Ort«, der sich hier entwickelt habe.

Oberbürgermeister Dieter Reiter und IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch bei der Feier auf dem Jakobsplatz. © Marina Maisel

Oberbürgermeister Dieter Reiter und IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch bei der Feier auf dem Jakobsplatz. © Marina Maisel

 

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter, der das Bürgerfest zusammen mit der IKG-Präsidentin offiziell eröffnete, zeigte sich von der Entwicklung der letzten zehn Jahre beeindruckt. »Was hier am St.-Jakobs-Platz entstanden ist«, sagte er, »hat nicht nur für die Jüdische Gemeinde, sondern für die ganze Stadt größte Bedeutung. Jüdisches Leben hat wieder einen zentralen Platz und ist voll und ganz in die Stadtgesellschaft integriert. Der Bau des Jüdischen Zentrums hat ihm wieder den Stellenwert gegeben, den es vor seiner Vernichtung hatte. Dazu gehört auch die Vielfalt der Einrichtungen, die hier im Jüdischen Gemeindezentrum gebündelt sind.«

Glücksfall

Das auch baulich imposante Gemeindezentrum und die beeindruckende Ohel-Jakob-Synagoge sind durch den »Gang der Erinnerung« miteinander verbunden. Auf beleuchteten Glasplatten sind dort die Namen von über 4500 Münchner Juden eingraviert, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Angesichts dieser Vergangenheit, so Oberbürgermeister Dieter Reiter, könne man die Versöhnungsbereitschaft, die die jüdische Gemeinde gezeigt habe, geradezu als einen »unverdienten Glücksfall« für München bezeichnen. »Durch sie hat sich unserer Stadt die historische Chance auf eine bessere Zukunft eröffnet«, erklärte das Stadtoberhaupt bei der Eröffnung des Bürgerfestes.

Begegnung, Dialog, Verständnis und Respekt nannte Charlotte Knobloch im Zusammenhang mit dem Gemeindezentrum als maßgebliche Parameter. »Wann immer ich von meinem Büro aus dem Fenster blicke«, erzählte die IKG-Präsidentin, »sehe ich nicht nur die Synagoge, die am Schabbat und den Feiertagen gut besucht ist. Ich sehe auch einen Platz, an dem sich Menschen verabreden, niederlassen, wo die Kinder durch den Brunnen springen, lachen und spielen – an dem das Leben pulsiert.«

Das bemerkenswerte gedeihliche Miteinander zwischen der Jüdischen Gemeinde und ihren Nachbarn – Angerkloster, Alten- und Service-Zentrum Altstadt des Arbeiter-Samariter-Bunds, Jüdisches Museum und Café Exponat, Stadtmuseum, Stadtcafé und die Schneidereigenossenschaft Orag – sprachen sowohl Oberbürgermeister Reiter als auch die IKG-Präsidentin an. Sie bedankte sich bei den Anwohnern nicht nur für die ideenreiche Unterstützung und Kooperation bei der Vorbereitung und Ausgestaltung des Festes, sondern für jeden einzelnen Tag in allerbester Nachbarschaft und Freundschaft.

Zustimmung

»Wir erleben an diesem Ort ungeahnte, alltägliche Selbstverständlichkeit – und das ist alles andere als selbstverständlich«, betonte Charlotte Knobloch, die sich dabei auch der Zustimmung der beiden IKG-Vizepräsidenten Yehoshua Chmiel und Ariel Kligman und allen anderen jüdischen Mitbürgern in München sicher sein konnte.

Das etwas wechselhafte Wetter konnte der Stimmung der Bürgerfest-Besucher nichts anhaben. Das lag auch an dem umfangreichen und abwechslungsreichen Programm, das Ellen Presser, Leiterin der IKG-Kulturabteilung, und ihr Team in wochenlanger Vorbereitung auf die Beine stellen konnten und das für große und kleine Besucher eine Vielzahl von Möglichkeiten beinhaltete.

Das Angebot reichte von geführten Synagogenbesuchen über einen Flohmarkt, Spielen unterschiedlichster Art bis hin zu musikalischen Darbietungen. Die Kinderchöre der Sinai-Grundschule und des Aleksander-Moksel-Kindergartens gehörten dazu, der Chor Druschba, die Tanzgruppen Genesis und Celtic Colleens, der Synagogenchor Schma Kaulenu, das Quartett des Orchesters Jakobsplatz, die Gruppe Folkadu und die Klezmer-Band »You Shouldn’t Know From It«.

Ebenso vielfältig war das kulinarische Angebot. Zusammen reichte das leicht aus, um die Besucher bis in die Abendstunden bestens zu unterhalten.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

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Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

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Vortrag und Konzert
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  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

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Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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