Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Kultur

« Zurück

30. Oktober 2011

Brückenschlag nach Israel

Von Peter Issig, erschienen auf Welt am Sonntag Online. Im neuen Tel Aviv Museum of Art gibt es jetzt eine deutsche Galerie – dank einer Initiative Münchner Kunstfreunde. Utopien auf Papier“, nennt Kuratorin Irith Hadar die Exponate. Es sind Drucke und Zeichnungen deutscher Expressionisten: Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, George Grosz, eine kleine, aber feine Auswahl. Genauso bemerkenswert ist der Ort der Ausstellung: Im spektakulären neuen Trakt des Tel Aviv Museum of Art, das an diesem Wochenende mit einer Anselm-Kiefer-Werkschau eröffnet wurde, gibt es jetzt auch eine „Galerie der Deutschen Freunde“.

Tel Aviv Museums of Arts. Foto: tamuseum.com

Tel Aviv Museums of Arts. Foto: tamuseum.com

Zwei Räume, 244 Quadratmeter groß, gesponsert von Kunstfreunden aus Bayern, gewidmet der deutsch-israelischen Freundschaft. „Wir wollen damit eine zweispurige Brücke bauen, die den Austausch von Künstlern, Ausstellungen und Fachwissen fördert – und vielleicht ist es auch ein Grund mehr, einmal nach Israel zu fahren“, sagt Samy Gleitman. Er und seine Frau Hélène gehören zum Vorstand des Vereins „Freunde des Tel Aviv Museums of Art, Deutschland“. Die Vereinigung, die sich bewusst aus jüdischen und nicht jüdischen Mitgliedern konstituiert, wie Gleitman betont, unterstützt das städtische Museum in seinen künstlerischen und sozialen Aktivitäten.

Große Zuneigung zur deutschen Kultur

Es ist ein Sponsoring-Modell nach amerikanischem Vorbild. Die Geldgeber finanzieren öffentliche Einrichtungen und finden sich dort auch entsprechend gewürdigt. Seit fünf Jahren plant sie das Galerie-Projekt, das in Israel auf große Unterstützung stieß. „Wir hatten Probleme erwartet, waren aber überrascht, mit welcher Unvoreingenommenheit unsere Idee aufgenommen wurde. Es gibt eine große Zuneigung zur deutschen Kultur in Israel“, sagt Gleitman.

Rund 100 Mitglieder hat der Freundeskreis, fast eine Million Dollar haben sie für die Galerie im neuen Museumsbau des Architekten Preston Scott Cohen gespendet. Zu den prominenten Unterstützern gehören Gabriele Quandt, Barbara Bernheimer oder Herzog Franz von Bayern. Eröffnet wird die Galerie am Montagabend mit einem Festakt und prominenten Besuchern. Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sprechen Grußworte, ebenso der Bürgermeister von Tel Aviv-Yafo, Ron Huldai.

Vision: reger Austausch zwischen Tel Aviv und München

Eine Vision der Kunstfreunde ist, dass mit der Eröffnung der Galerie ein reger Austausch zwischen dem Museum in Tel Aviv und Sammlungen in München, wie der Pinakothek der Moderne, zustande kommt. Das Tel Aviv Museum of Art wurde 1932 gegründet und ist das wichtigste Museum des Landes für moderne Kunst. Über 500 000 Besucher kommen jährlich hierher. Ausgestellt werden Werke der wichtigsten Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das wichtigste Anliegen des deutschen Freundeskreises des Museums ist aber nicht die Kunst-Präsentation, sondern ein kleines museumspädagogisches Friedensprojekt, The Art Road to Peace, das ebenfalls finanziell unterstützt wird. Das Kunstmuseum in Tel Aviv organisiert schon seit 20 Jahren in seinen Räumen Treffen von jüdischen, muslimischen und christlichen Kindern und Jugendlichen des Landes. Unter der Anleitung von Kunstpädagogen und Tutoren beschäftigen sie sich mit Kunstwerken und künstlerischem Schaffen.

Wichtigstes Anliegen: Frieden

Im benachbarten Joseph and Rebecca Meyerhoff Art Education Center wird in kleinen Gruppen gemalt, experimentiert, fotografiert und Skulpturen geformt, aber vor allem soll diskutiert werden. Die Jugend der verschiedenen Bevölkerungsgruppen Israels können so miteinander ins Gespräch kommen, wenn sie über Kunst und Künstler reden, „jenseits der Ideologien, die im Land für Spannungen sorgen“, wie Gleitman sagt.

Die Kinder sollen an diesem außergewöhnlichen Ort lernen, sich zu akzeptieren und zu respektieren. Das Bedürfnis nach einem friedlichen Austausch ist groß. Über 1000 Kinder nehmen wöchentlich an den Kursen teil. „Und der größte Erfolg ist, wenn sich Freundschaften bilden, die sich von den Kindern auf die Eltern übertragen.“ Dahinter steckt die große Hoffnung, dass aus der Begegnung im Museum mehr entsteht als Utopien auf Papier.

Weitere Informationen zum Verein „Freunde des Tel Aviv Museums of Art, Deutschland“ unter tamad.org.

Alle Beiträge der Kategorie Kultur ansehen »

VeranstaltungenÜberblick »

Mai 2024 | Nissan-Ijar | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 05.05.2024 | 27. Nissan 5784

Kultur

Gedenke und erinnere zu Jom Haschoah: Die Pianistin von Theresienstadt

Beginn 17:00

Sonntag, 5. Mai 2024, 17 Uhr

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern lädt anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager und Erew Jom Haschoah ein:

Abend zum Gedenken an Alice Herz-Sommer (1903-2014)

Weiterlesen »

Alle Veranstaltungen »

Israelitische Kultusgemeinde
Kontakt
Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.
St.-Jakobs-Platz 18
80331 München
Tel: +49 (0)89 20 24 00 -100
Fax: +49 (0)89 20 24 00 -170
E-Mail: empfang@ikg-m.de