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17. April 2012
Breivik-Prozess: „Ja, ich würde es wieder tun“
Von Theresa Münch, erschienen auf Welt Online. Er stilisiert sich zum Retter Norwegens in der „multikulturellen Hölle“: Im verqueren Weltbild des Anders Breivik war das Massaker ein notwendiges Übel – angeblich zum Schutz vor einem Bürgerkrieg.
Verteidiger Geir Lippestad hatte vor schmerzhaften, schockierenden Aussagen gewarnt – zu Recht. „Das war Güte und nicht Bosheit, auch wenn die Methoden brutal waren“, sagt der Massenmörder Anders Behring Breivik zu seinen unfassbaren Attentaten vom vergangenen Sommer.
Der 33-Jährige hat sich seine eigene Welt zurechtgelegt. Eine Welt, in der es gerecht und richtig ist, andere Menschen zu töten. Eine Welt, in der er ein Retter ist. Doch Breivik entlarvt sich auch selbst – als lebensgefährlicher, aber auch wirrer, ideologisch verblendeter, manchmal wenig souveräner Mann.
Kinder werden für Breivik zu Tätern
77 Menschen starben im vergangenen Sommer für Breiviks menschenverachtende Ideologie. „Ja, ich würde es wieder tun“, betont der Rechtsradikale vor Gericht. Dabei ist er sich des Leids, das er verursacht hat, voll bewusst. „Ich weiß, es geht ihnen grauenvoll“, sagt er zu den Angehörigen der Opfer.
Diese schütteln nur noch den Kopf. Sie müssen Unglaubliches hören. Über ihre Kinder, die grausam ermordeten Jugendlichen von Utøya, sagt Breivik kalt: „Das waren keine unschuldigen Kinder, sondern politische Aktivisten, die für den Multikulturismus arbeiteten.“
Trotz dieser schwierigen Momente sei es wichtig, Breivik ausreden zu lassen, sagt John Hestnes von der nationalen Unterstützer-Gruppe für Opfer und Angehörige. „Das beweist doch nur, was er für eine Person ist.“
Der rechtsradikale Islamhasser präsentiert dem Gericht eine Kurzfassung seines 1500 Seiten starken Manifests, das er kurz vor seinen Mordtaten per E-Mail an rund 1000 Adressen schickte. Er liest ab, klammert sich an vorformulierte Aussagen, wird mehrmals unterbrochen, wenn es zu grausam wird.
Als Richterin Wenche Elizabeth Arntzen ihn auffordert, sich kürzer zu fassen, scheint er nicht in der Lage, frei zu sprechen. Für einen fairen Prozess sei es wichtig, dass er alle 13 vorbereiteten Seiten durchgehen dürfe, betont Breivik. Er erwarte nicht, dass die Menschen ihn verstehen, sagt der Massenmörder. Doch das Massaker sei nötig gewesen, um Norwegen vor einem Bürgerkrieg zu schützen.
Breivik spricht in der „Wir“-Form
Immer wieder spricht Breivik von „wir“. „Ich habe uns das Mandat gegeben“, sagt er auf die Frage, wer ihm das Recht zum Töten gegeben habe. Er spricht über die „Tempelritter“ – ein angebliches nationalistisches Netzwerk, von dem die Staatsanwälte sicher sind, dass es nur in Breiviks Fantasie existiert.
Trotz solch wirrer, schwer nachvollziehbarer Gedanken wirkt der Massenmörder kontrolliert. Er spricht ruhig, argumentiert in seiner Weltsicht logisch. Auf Hinweise der Richterin reagiert er aber nur scheinbar. Als diese ihn bittet, seinen Vortrag abzukürzen und nicht abzuschweifen, sagt er zwar „ja“, referiert aber weiter über das politische System in Asien.
Breivik hat seinen Tag vor Gericht geplant. Wird sein Plan gestört, gerät er leicht außer Konzept, wird rot – im sonst fast bewegungslosen Gesicht. „Auf mich hat Breivik heute zurechnungsfähig gewirkt“, betont Opferhelfer Hestnes. Auch wenn klar sei, dass dieser Mann kranke Gedanken habe, präsentiere er sich doch logisch und klar im Kopf.
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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
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26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
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- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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