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22. Dezember 2016

Arisierung nebenan

Eine Ausstellung der »Initiative Historische Lernorte Sendling« in der Kulturschmiede. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen, 22.12.2016. Mit der Ausstellung und den Begleitprogramm hat die Initiative gezeigt, wie Aufklärung und Erinnerungsarbeit unter direkter Einbeziehung von Anwohnern funktionieren kann.

Blick auf die Schautafeln der Ausstellung »Sendling arisiert« © Marina Maisel

Blick auf die Schautafeln der Ausstellung »Sendling arisiert« © Marina Maisel

 

»Das ist Erinnerungsarbeit im besten Sinne, denn sie schlägt unmittelbar und für den Einzelnen nachvollziehbar einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart«, schreibt IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch in einem Beitrag zum Ausstellungskatalog.

Die Initiative, die sich mit dem Nationalsozialismus im Münchner Stadtteil Sendling beschäftigt, griff sich diesmal das Thema »Arisierung« heraus: Sendling arisiert. Jüdische Nachbarn entrechtet, beraubt, vertrieben lautete der Titel der Ausstellung in der »Sendlinger Kulturschmiede«.

Gedenkbuch

Zum Selbstverständnis der Initiative gehört es, die Thematik nicht ins Allgemeine abgleiten zu lassen. Im Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden (Stadtarchiv München) sind 4587 Namen und Einzelschicksale aufgelistet. Die »Initiative Historische Lernorte Sendling« hat die Angaben gefiltert und herausgefunden, dass in Untersendling bis zur »Arisierung« 17 Häuser in jüdischem Besitz waren und über 50 jüdische Nachbarn deportiert und ermordet wurden. Das, was unter dem Begriff Arisierung zu verstehen ist, ist nach Überzeugung der IKG-Präsidentin »eines der übelsten Kapitel der systematischen Ausgrenzung der Juden, der Zerstörung ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlage und der schamlosen Bereicherung an ihrem Eigentum«.

Die Münchnerin Charlotte Knobloch weiß von den damaligen Verhältnissen in München. »In der ›Hauptstadt der Bewegung‹«, erinnert sie sich, »wurde die Arisierung schon früh mit besonderem Eifer der städtischen Behörden betrieben – in aller Öffentlichkeit und zum unmittelbaren Vorteil auch privater Profiteure. Ideologischer Fanatismus und unverhohlene Gier vermischten sich zu einer beispiellosen Raubaktion, zum staatlich sanktionierten Diebstahl.«

Für die Sendlinger Initiative ist klar, dass es zwischen der »Arisierung« und dem Beginn der großen Deportationen aus München im November 1941 einen Zusammenhang gibt. »Das eröffnet den Blick darauf, wie weit diese niederträchtige Bereicherung reichte«, sagte die IKG-Präsidentin.

Projekte wie die »Initiative Historische Lernorte Sendling« sind nach Ansicht von Charlotte Knobloch notwendig, um erkennbar zu machen, dass es eine unkündbare Einheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

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Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

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Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

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  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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