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6. Dezember 2012

Alle Ministerpräsidenten wollen NPD-Verbotsantrag

Erschienen auf Die Welt Online, 6.12.2012. Die Regierungschefs der Bundesländer folgen der Empfehlung ihrer Innenminister: Ohne Gegenstimme haben die Ministerpräsidenten beschlossen, den Verbotsantrag gegen die rechtsextreme NPD zu empfehlen.

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben grünes Licht für ein erneutes NPD-Verbotsverfahren gegeben.

Auf der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag in Berlin beschlossen sie mit 16 zu null Stimmen, dem Votum ihrer Innenminister zu folgen und dem Bundesrat einen Verbotsantrag gegen die rechtsextreme Partei zu empfehlen. Die Länder Hessen und das Saarland hielten ihre Bedenken aber erneut in einer Protokollnotiz fest.

Die Innenressortchefs hatten am Mittwoch bei einem Treffen in Rostock-Warnemünde einstimmig für einen neuen Verbotsantrag an das Bundesverfassungsgericht plädiert. Auch dabei hatten Hessen und Saarland ihre Bedenken geäußert.

Mitziehen der Bundesregierung unklar

Unklar ist, ob Bundesregierung und Bundestag mitziehen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sehen nach wie vor Risiken.

Leutheusser forderte die Bundesregierung zu Zurückhaltung auf. „Die Risiken sind seit dem Scheitern des ersten Verbotsverfahrens nicht unbedingt geringer geworden“, sagte die Ministerin der „Welt“.

„Die Bundesregierung ist gut beraten, sich eine eigene Meinung zu bilden.“ Auch im Bundestag gebe es große Zweifel, sagte die FDP-Politikerin. Das V-Leute-Problem, an dem ein erstes Verfahren in Karlsruhe 2003 gescheitert war, sei „noch nicht sicher ausgeräumt“.

Friedrich will sich mit Fraktionen abstimmen

Friedrich will sich in der Frage eines NPD-Verbotsverfahrens eng mit den Bundestagsfraktionen abstimmen. Der Innenressortchef werde die Materialsammlung mit belastenden Belegen gegen die rechtsextreme Partei für die Abgeordneten offenlegen, sagte ein Ministeriumssprecher.

Er bestätigte damit einen Bericht der „Rheinischen Post“. Der Ressortchef werde die etwa 1000-seitige Sammlung zur Einsicht an die Geheimschutzstelle des Bundestages geben.

Die Fraktionschefs und Innenpolitiker bekämen auch den Bericht der zuständigen Bund-Länder-Arbeitsgruppe, sagte der Sprecher weiter. Außerdem wolle der Minister möglichst noch vor Jahresende das Gespräch mit den Fraktionsspitzen sowie den Innen- und Rechtspolitikern aller Parteien suchen.

Aus den Fraktionen waren mehrfach Klagen gekommen, dass sie nicht ausreichend über die Vorbereitung eines möglichen Verbotsverfahrens informiert wurden.

2003 war ein erstes NPD-Verbotsverfahren in Karlsruhe gescheitert. Damals hatten Bundesrat, Bundestag und Bundesregierung ein Verbot der NPD angestrengt. Die Bundesländer haben angekündigt, beim zweiten Anlauf notfalls alleine vor das höchste deutsche Gericht zu ziehen.

Pressemitteilung, 5. Dezember 2012

Innenminister stimmen für NPD-Verbotsantrag – Knobloch begrüßt lang ersehntes politisches Signal

Die Innenminister der Länder haben auf ihrem Treffen in Rostock die Weichen für ein neues NPD-Verbotsverfahren gestellt. In einer ersten Reaktion sagte dazu in München Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusge-meinde München und Oberbayern und Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkon-gresses:

„Ich freue mich über dieses lang ersehnte politische Signal, dass offen zelebrierter Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat. Das Verbot der Partei ist überfällig. Das politische Herumlavieren war viel zu lange ein Armutszeugnis für unsere wehrhafte Demokratie. Eine rechtextreme Partei auf deutschem Boden ist nicht zu er-tragen.“

Knobloch weiter: „Die NPD ist Nährboden für menschenverachtenden Rechtsextremis-mus und Trainingslager für radikale Kräfte. Diese Gesinnung sprängt den Rahmen der freiheitlichen Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland. Wir dürfen doch nicht zu-lassen, dass eine Partei, die offen fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch agiert und verfassungsfeindliches Gedankengut streut, aus Steuergeldern finanziert wird. Was unser Land braucht ist Entschlossenheit und Geschlossenheit aller demokratischen Kräfte, damit uns rechtsextreme Verfassungsfeinde nicht länger auf der Nase herum tanzen. Die Entscheidung der Innenministerkonferenz ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

NEUER TERMIN FOLGT – Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Dieser Termin muss auf Bitten von Hr. Kapitelman leider kurzfristig verschoben werden. Ein neuer Termin wird schnellstmöglich bekannt gegeben!

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

So. 09.11.2025 | 18. Cheschwan 5786

Arbeitsgruppe "Gedenken an den 9. November 1938"

Jeder Mensch hat einen Namen: Gedenken zum 9. November

Beginn 18:00

Sonntag, 9. November 2025, 18 Uhr
Saal des Alten Rathauses, Marienplatz 15, 80331 München

Zum Gedenken an den 87. Jahrestag der so genannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938

Die Anmeldung ist bis zum 5. November 2025 auf der Seite des NS-Dokumentationszentrum möglich.*

Die Gedenkveranstaltung wird per Livestream übertragen auf https://www.youtube.com/nsdoku und www.gedenken9nov38.de/live. Weiterlesen »

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