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16. Februar 2012

Alaaf op dat Lehrhaus: Jüdische Akzente im Bonner Karneval

Von Leah Rauhut-Brungs, Jüdische Allgemeine, 16.2.2012. Es riecht nach Schminke und Kaffee. Überall liegen Kleidungsstücke herum, und im Eingangsbereich des „Kleinen Jüdischen Lehrhauses“ in Bonn-Oberkassel stapeln sich Kartons, in denen massenhaft schokolierte Kaffeebohnen liegen. Das Jüdische Lehrhaus beteiligt sich am Rosenmontagsumzug von Oberkassel, einem Stadtteil von Bonn.  Wo sonst Besucher in der ständigen Ausstellung des Lehrhauses zur Geschichte der Juden im Rheinland auch Karnevalsorden vom Bankhaus Oppenheim betrachten, herrscht am Rosenmontag 2010, nicht gerade eine museale Atmosphäre.

Die Kaffeebohnen sind Kamelle, und das ist im Rheinland beinahe alles, was geworfen und gefangen werden kann – vom Bonbon über Schokolade bis hin zum Gummiball. Weil es kalt ist, zwängen sich die Mitglieder und Freunde des Museums in drei bis vier Lagen Pullover unter ihren Kostümen. Oder sie lassen sich dabei helfen, noch eine zweite Wollstrumpfhose über die Beine zu quetschen.

Wenn sie fertig sind, sehen sie aus wie wandelnde Kaffeewärmer. Die Stimmung ist gut, toll und jeck. Von der Straße hört man Karnevalsmusik. Eine ältere Dame wählt nachgemachte Perlenketten zum Kostüm aus. Aufgeschreckt wird sie durch ihren Mann, der sich zur Stärkung einen Pfannkuchen gönnen will. »Doch jetzt keinen Berliner! Das fehlt noch, dass du dich jetzt bekleckerst.« Der Ermahnte im schwarzen Frack greift zur Salzgurke.

Derweil beginnt Eli Harnik, den Wagen zu beladen. Er hat seine obligatorische 1.-FC-Köln-Kippa mit Geißbock gegen einen schwarzen Zylinder vertauscht. Auf dem Anhänger steht eine Modepuppe in rotem Kleid, die eine Kaffeetasse hält. Zu ihren Füßen und für die Jecken, die an den Oberkasseler Straßen stehen, nicht einsehbar, wuchtet Harnik die Kamellekartons, den privaten Tee- oder Kaffeeproviant, dazu geschmierte Brote und den Erste-Hilfe-Koffer.

Den Kindern, die hier nur rheinisch »Pänz« gerufen werden, erklärt er wieder und wieder, dass sie ihre Kamellebeutel nur dann auffüllen dürfen, wenn der Wagen steht. Damit es beim Oberkasseler Zug zu keinem Unglück kommt, müssen immer zwei Lehrhaus-Jecken neben dem Auto her gehen und auf die Kinder achten. Langsam sind die Verwandlungen abgeschlossen.

Lesen Sie weiter unter juedische-allgemeine.de.

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

Kultur

„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer

Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

Kultur

„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

Kultur

„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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