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19. Januar 2012

Abbas bei Wulff und Westerwelle – Siedlungsbau in der Kritik

Westerwelle und Abbas. Foto: photothek/Köhler

Westerwelle und Abbas. Foto: photothek/Köhler

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff vom 17. bis 19. Januar in Berlin, um politische Gespräche über die Lage im Nahen Osten zu führen. Wulff empfing ihn am 17.1. zu einem Arbeitsessen im Schloss Bellevue. Danach sprach Abbas auch mit Außenminister Guido Westerwelle. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen der Nahost-Friedensprozess sowie die Lage in den Palästinensischen Gebieten. Am 19.1. trifft sich Abbas mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Bundespräsident ermutigte Abbas, die jüngst begonnenen Gespräche in Jordaniens Hauptstadt Amman zwischen der israelischen und der palästinensischen Seite „mit Mut, Weitsicht und Kompromissbereitschaft“ fortzusetzen. „Deutschland unterstützt die Bemühungen des Nahostquartetts um eine friedliche Lösung des Konflikts“, sagte Wulff. Ziel müsse eine Zweistaatenlösung sein.

Hintergrund: Erstmals seit Oktober 2010 haben israelische und palästinensische Unterhändler Anfang Januar 2012 in Amman auf jordanische Initiative direkte Gespräche geführt, um die Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme von Verhandlungen auszuloten. Die Gespräche finden im Rahmen der aktuellen Bemühungen des Nahost-Quartetts statt, das am ersten der drei bisherigen Treffen auch teilnahm. Das Nahostquartett besteht aus EU, USA, Russland und den Vereinten Nationen.

Gesprächsfaden in Nahost darf nicht abreißen

Abbas zu Gast im Auswärtigen Amt in Berlin. Foto: photothek/Köhler

Abbas zu Gast im Auswärtigen Amt in Berlin. Foto: photothek/Köhler

Auch Außenminister Westerwelle forderte Abbas auf, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren sich beide Politiker einig, dass es nun an Israel sei, zügig Vorschläge für „Grenzen und Sicherheit“ vorzulegen. Westerwelle rief beide Seiten dazu auf, Provokationen zu unterlassen und bekräftigte die Kritik der Bundesregierung am fortgesetzten israelischen Siedlungsbau. Dieser unterlaufe die Bemühungen um eine dauerhafte Friedenslösung im Nahen Osten und müsse dringend eingestellt werden.

Westerwelle bekräftigte die Unterstützung der Bundesregierung für die laufenden direkten Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern unter Vermittlung des Nahost-Quartetts und Jordaniens. Er ermutigte Präsident Abbas, den Gesprächsfaden mit Israel jetzt nicht abreißen zu lassen. Ernsthafte direkte Verhandlungen auf der Grundlage des Fahrplans des Nahost-Quartetts seien der beste Weg für spürbare Fortschritte in Richtung einer umfassenden und gerechten Zwei-Staaten-Lösung. Westerwelle und Abbas waren sich in diesem Zusammenhang einig, dass es an Israel sei, zügig Vorschläge für die Bereiche „Grenzen und Sicherheit“ vorzulegen.

Westerwelle rief beide Seiten dazu auf, provokative und einseitige Maßnahmen zu unterlassen. Er unterstrich in diesem Zusammenhang erneut die kritische Haltung der Bundesregierung zu den fortgesetzten israelischen Siedlungsaktivitäten. Sie unterliefen die Bemühungen um eine dauerhafte Friedenslösung im Nahen Osten und müssten dringend eingestellt werden.

Grüne fordern härtere Gangart Deutschlands gegenüber Israel

Bereits im November 2010 hatte Wulff in Bethlehem Abbas getroffen und damals betont: „Bei gutem Willen aller Beteiligter ist der Frieden hier jetzt möglich.“ Der Palästinenserpräsident hält sich nun auf Einladung des Bundespräsidenten in Deutschland auf. Am Mittwoch sprach Abbas auch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert. Am Donnerstag wird er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen.

Anlässlich des Besuchs verlangten die Grünen eine härtere Gangart Deutschlands gegenüber Israel. Der Grünen-Abgeordnete und Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, Jerzy Montag, sagte im SWR, die Bundesregierung müsse Israel „noch deutlicher“ machen, dass der Siedlungsausbau in den besetzten Palästinensergebieten völkerrechtswidrig sei.

Der Generaldelegierte Palästinas in Deutschland, Salah Abdel-Shafi, sagte im Deutschlandradio Kultur, die Palästinenser erhofften sich in ihrem Streben nach einem eigenständigen Staat mehr Unterstützung aus Berlin. Wulff versprach bei seinem Treffen mit Abbas, Deutschland werde sich für den Aufbau eines palästinensischen Staates weiterhin „substanziell engagieren“.

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

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„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

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Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
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Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

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„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

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„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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