Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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18. Januar 2012

„Dieses Buch verdient unsere Aufmerksamkeit nicht“

Statement von Präsidentin Dr. h.c. Charlotte Knobloch zur Ankündigung des britischen Verlegers Peter McGee, Auszüge aus Hitlers „Mein Kampf“ an deutschen Kiosken verkaufen zu wollen:

„Wie bei der Erstauflage der „Zeitungszeugen“ im Jahr 2009 stehe ich dem Projekt sehr kritisch und ambivalent gegenüber. Zum einen gibt es schwerwiegende juristische Bedenken des Bayerischen Finanzministeriums, die nicht von der Hand zu weisen sind. Davon abgesehen ist unsere Gesellschaft mehr als sechs Jahrzehnte nach Kriegsende natürlich so reif und geschichtsbewusst, dass sie die Veröffentlichung dieses wirren, stupiden und gruselig schlecht geschriebenen Pamphlets verkraften könnte.

Außerdem sind einschlägig ideologisierte Personen nicht auf die Ausgabe von McGee angewiesen. Ihnen steht im Internet eine Vielzahl rechtsradikaler und islamistischer Websites zur Verfügung, wo sie nicht nur „Mein Kampf“ lesen oder downloaden sondern sich mit diversem antisemitischem und rassistischem Propagandamaterial versorgen können.

Dennoch bin ich gegen eine Veröffentlichung. Es handelt sich um eine der übelsten Hetzschriften, die in diesem Land je verfasst worden ist. Ich vertraue auf die Urteilskraft der Menschen, aber jenes Buch verdient dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit nicht. Wüssten wir nicht um die grauenvolle Nachgeschichte, es wäre nichts weiter als eine mies verfasste, beinahe peinliche Mischung aus Biografie, Bekenntnis und Agenda. Trotzdem wurde Hitler gewählt und heute wissen wir um die grauenvolle Realisierung seiner Visionen.

Ich habe Verständnis für das Ansinnen, das bisweilen mystifizierte Werk zu entzaubern. Aber bei dem Projekt von McGee geht es letztlich auch ums Geschäft. Wirklich wünschenswert ist demgegenüber ein wissenschaftlich philologischer historischer Kommentar, wie ihn das Institut für Zeitgeschichte für 2016 plant.“

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

Kultur

„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer

Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

Kultur

„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

Kultur

„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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