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25. September 2011

Motiv: Besitzmehrung – Neue Studie zur NS-Geschichte der Familie Quandt

Das Buch zur Debatte: Was eine Studie über die NS-Geschichte der Familie Quandt zutage fördert. Ein Artikel von Rüdiger Jungbluth, Autor der Familienbiografie „Die Quandts“, auf Zeit Online. Als sich der Industrielle Günther Quandt nach dem Krieg vor einer Spruchkammer wegen seiner Rolle in der NS-Zeit verantworten musste, verteidigte er sich gegen die Vorwürfe in einem Brief mit der Behauptung, er sei „von der nationalsozialistischen Regierung jahrelang auf das Schwerste verfolgt worden“.

Tatsächlich war der Unternehmer bald nach der Machtergreifung 1933 verhaftet worden. In einem mehrjährigen Prozess musste sich Quandt verteidigen, es ging um Wirtschaftsdelikte. Dann legte sich der Industrielle auch noch mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels an, dem zweiten Mann seiner geschiedenen Frau Magda. Man stritt um den Sohn Harald Quandt, den die Goebbels, anders als bei der Scheidung vereinbart, nicht an den Vater herausgeben wollten. Günther Quandt nahm sich einen Anwalt, kam aber gegen den Minister nicht an. Goebbels verabscheute den schwerreichen Quandt, er hielt ihn für einen Plutokraten und Reaktionär, wie aus Tagebucheinträgen hervorgeht.

Dennoch war es eine unverschämte Lüge,

als sich Quandt nach dem Krieg als NS-Verfolgter darstellte. Aber sie hat ihm, begleitet von anderen Unwahrheiten, genutzt. Am Ende eines langen Entnazifizierungsverfahrens wurde er 1949 nur als Mitläufer eingestuft.

Den Nachfahren und Erben des 1954 verstorbenen Industriellen diente das Urteil als moralisches Ruhekissen – Opa war kein Nazi. Und Papa auch nicht, war doch Quandts älterer Sohn Herbert, der während des Krieges an seiner Seite gearbeitet hatte, als „entlastet“ eingestuft worden. So erinnerte man sich Herbert Quandts seit seinem Tod im Jahr 1982 lieber als des Mannes, der in den sechziger Jahren BMW gerettet hatte und die Familie zur zeitweilig mächtigsten deutschen Wirtschaftsdynastie machte.

Das Gegenteil eines Mitläufers

Dass Günther Quandt in Wahrheit das genaue Gegenteil von einem Mitläufer war und Herbert Quandt reichlich belastet, das hat der Historiker Joachim Scholtyseck nun in einer umfassend recherchierten und überaus gründlichen Studie bestätigt. Der Bonner Hochschullehrer war von der Familie Quandt 2007 beauftragt worden, ihre NS-Geschichte aufzuarbeiten, nachdem in der NDR-Dokumentation Das Schweigen der Quandts schwere Vorwürfe gegen den Industriellen-Clan erhoben worden waren.

Lesen Sie den ganzen Artikel unter zeit.de.

„Man fühlt sich grauenvoll und schämt sich“

Die Quandts stellen sich erstmals dem Gespräch: Der BMW-Erbe Stefan und seine Cousine Gabriele reden auf Zeit Online über die Nazivergangenheit ihrer Familie.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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