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28. August 2011
Gilad Schalit – 25 Jahre alt, 5 Jahre in Geiselhaft
Ein Beitrag aus Jerusalem von Ulrich W. Sahm. Weder internationaler Druck noch Geheimverhandlungen unter deutscher Vermittlung haben die Hamas dazu bewegen können, den israelischen Soldaten Gilad Schalit freizulassen. Denn für die Hamas ist Schalit eine Lebensversicherung. Am Sonntag, 28. August 2011, wird er 25 Jahre alt.
Die Bemühungen, den vor fünf Jahren nach Rafah in den Gazastreifen verschleppten israelischen Corporal Gilad Schalit aus der Geiselhaft zu befreien, sind erneut ins Stocken geraten. Gut informierte Kreise ließen durchblicken, dass Israel den jüngsten Kompromissvorschlag des deutschen Vermittlers Gerhard Konrad vom BND akzeptiert hat, während die Hamas neue Forderungen gestellt haben soll. Die Hamas verlangt die Freilassung von über tausend palästinensischen Gefangenen. Auf der Liste stehen die Namen der schlimmsten Massenmörder der Zweiten Intifada. Die neuen Forderungen hätten die Bemühungen in eine Sackgasse geführt.
Ein Weltreich für das Leben eines gefangenen Juden
Der israelische Reflex, empfindlich und rabiat zu reagieren, sobald ein Soldat lebendig in Feindeshand gerät, geht auf das mittelalterliche Prinzip zurück, für das Leben eines gefangenen Juden „ein ganzes Weltreich“ zu zahlen. Die hohe Motivation und Kampfmoral israelischer Soldaten wird heute auch mit deren Gewissheit erklärt, dass der Staat Israel alles in seinen Kräften tun würde, sie freizukaufen, falls sie in Gefangenschaft geraten. Dazu gehört auch, ihre Leichen einem jüdischen Begräbnis zukommen zu lassen.
Gilad Schalit, am 28. August 1986 in Naharia nahe der Grenze zum Libanon geboren, diente wie sein älterer Bruder Yoel bei der Panzertruppe. Der schüchterne und stets hilfsbereite Junge liebte Mathematik, Leichtathletik und Basketball. Am 25. Juni 2006 um 05.40 Uhr morgens eröffneten acht bewaffnete Palästinenser das Feuer auf seinen Panzer, wenige hundert Meter vom Länderdreieck Ägypten-Israel-Gazastreifen und Kibbutz Kerem Schalom entfernt. Die Kämpfer des „militärischen Arms“ der Hamas-Organisation hatten unbemerkt unter dem Grenzzaun einen Tunnel im Sandboden gegraben und waren auf israelisches Territorium vorgedrungen.
1890 Tage
Bei dem Überfall wurden mehrere Soldaten verletzt und zwei getötet. Über die redet niemand mehr. Schalit, an der Schulter verletzt, wurde von den Kämpfern jener „Iz A Din el Kassam Brigaden“ durch den Tunnel nach Rafah verschleppt. An diesem Sonntag, 28. August 2011, sind es 1890 Tage, die Schalit in Haft sitzt. Die Hamas gewährt ihm keine Besuche des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, wie es das internationale Kriegsrecht laut Genfer Konventionen vorsieht. Schalit durfte drei Briefe und eine Audiobotschaft als Lebenszeichen verschicken.
Am 2. Oktober 2009 zahlte Israel in Erwartung eines Gefangenenaustausches den Preis von 20 freigelassenen palästinensischen Gefangenen, um im Tausch ein 2:42 Minuten langes Video von Schalit zu erhalten. Gemäß israelischen Vorgaben musste er eine Tageszeitung in der Hand halten und einige Schritte gehen, um seinen Gesundheitszustand zu dokumentieren. Seitdem existiert kein weiteres Lebenszeichen.
Für die Israelis ist Gilad Schalit ein Nationalheld
Für die Israelis ist Gilad Schalit ein Nationalheld. Es gab Solidaritätsmärsche mit Zehntausenden Teilnehmern. Seine Eltern, Noam und Aviva, kampieren auf dem Bürgersteig vor der Residenz des Ministerpräsidenten. Sie setzen Netanjahu unter Druck, „jeden Preis“ für die Rettung ihres Sohnes zu zahlen. Zeitungen veröffentlichen Reportagen über Schalits Mitschüler und Mitkämpfer. „Es ist schwer vorstellbar, dass seine Freunde ein normales Leben führen, während er weiterhin in Gefangenschaft sitzt“, sagt der 27-jährige Dagan Schocher, Schalits Befehlshaber bei der Panzerbrigade 188. Am Sonntag wollen sie Schalits 25. Geburtstag feiern, den sechsten in Gefangenschaft. Solidaritätskundgebungen wird es auch im Ausland geben.
Gelegentlich demonstrieren auch israelische Terror-Opfer. Eine Freilassung der Massenmörder könnte weiteren Israelis das Leben kosten, argumentieren sie. Aber in Israel ist es nicht populär, Schalits Leben gegen potentielle Tote aufzurechnen.
Schalit hat dank seinem Vater auch einen französischen Pass. Präsident Nicolas Sarkozy bemüht sich persönlich. Der Soldat wurde schon zum Ehrenbürger von Paris und Rom erklärt. Sein Foto hing als Großplakat am Pariser Bürgermeisteramt und am Kolosseum in Rom, um für Solidarität, Mitgefühl zu werben und Druck auf die Hamas auszuüben.
Doch der weltweite öffentliche Druck ist auch Konterproduktiv. Die Hamas schraubt den Preis für ihre Geisel immer höher. Israel ist erpressbar. Für die Hamas ist Schalit Gold wert als Lebensversicherung. Denn solange er sich in Geiselhaft befindet, wagt Israel keinen endgültigen Schlag gegen die Hamas, allein um nur nicht das Leben von Schalit zu gefährden.
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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