Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Religion

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13. Juni 2011

Auge um Auge, Schlag auf Schlag

In der Jüdischen Allgemeinen vom 9. Juni 2011 sinniert Chajm Guski darüber, warum das Tora-Prinzip „Auge um Auge“ so oft missverstanden wird. Die Phrase werde von „böswilligen Menschen“ sehr häufig im Zusammenhang mit dem Judentum zitiert. Wie kaum ein anderer Satz aus der Tora ist dieser sprichwörtlich geworden. So sprichwörtlich, dass niemand mehr weiß, dass die Unterstellung aus antijüdischer Polemik stammt. Diese behauptet, das Judentum sei eine Religion, die nach dem Prinzip der Vergeltung Recht spricht. Im Kontrast zum Christentum, dem das Prinzip der Nächstenliebe zugrunde liege. Ber im Judentum geht es nicht um Vergeltung oder das Recht des Stärkeren wie im Westernroman, schreibt Guski.Auch heute werden nicht selten Vokabeln aus diesem Bereich verwendet, wenn zum Beispiel von der israelischen Armee die Rede ist. Israelische Truppen „üben Vergeltung“ oder „vergelten“ einen vorherigen Angriff. Bisweilen begegnet einem auch die Formulierung „Auge um Auge“, oder es ist vom „alttestamentarischen Prinzip“ die Rede. Auf der anderen Seite reicht häufig die reißerische Schilderung eines Verbrechens, um aus Teilen der Bevölkerung Rufe nach „Rache“ oder Vergeltung zu hören, und zum anderen erfahren wir, dass diese Art von Recht tatsächlich zu existieren scheint. Aber anderswo auf der Welt und nicht im Judentum.

Falsche Lesart würde nicht zu Gerechtigkeit, sondern zu noch mehr Ungerechtigkeit führen

Schauen wir uns also an, was in der Tora steht. „Ajin tachat Ajin“ heißt es dort (2. Buch Moses 21,24), und das bedeutet richtig übersetzt „ein Auge für ein Auge“. Die Vokabel „tachat“ ist hier schon von wesentlicher Wichtigkeit. Wir treffen sie auch in der Tora, wenn Abraham einen Widder anstelle seines Sohnes Jitzchak opfern soll. Hier heißt es auch (1. Buch Moses 22,1-9): „Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.“ „Tachat Beno – anstelle seines Sohnes“, stellvertretend und faktisch als Ersatz für Abrahams Sohn Jitzchak.

Würde man der Logik der „Auge um Auge“-Übersetzung folgen, hätte Abraham wohl seinen Sohn und den Widder opfern müssen. Also kann keine Rede davon sein, die Regelung wäre später erst abgeschwächt worden. Im Talmud (Bawa Kamma 83b-84a) wird erklärt, dass die mündliche Tora unseren Satz aus der Tora als finanziellen Ausgleich verstand. Dieser Auffassung folgen ausnahmslos alle Kommentatoren und führen plausible Gründe dafür an, warum eine „körperliche Lesart“ des Textes nicht zu Gerechtigkeit, sondern zu noch mehr Ungerechtigkeit führen würde.

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