Pressemitteilung
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29. Januar 2018
Umgang mit NS-Geschichte in Polen | Knobloch: „Gesetzesänderung darf nicht zur Geschichtsverzerrung führen“
München, 29.1.2018. Das polnische Parlament hat am 26.1.2018 einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der künftig unter anderem die Bezeichnung „polnische Todeslager“ für die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten im von Deutschland besetzten Polen unter Strafe stellt. Dazu Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern: „Es besteht kein Zweifel, dass die Mordfabriken der Nazis deutsche Todeslager waren und nicht polnische. Aber das neue Gesetz und die dahinter stehende Idee, den ‚guten Ruf‘ Polens zu schützen, darf nicht dazu führen, die belegten Narrative zu verfälschen und zu verharmlosen.“
„Denn es ist ebenso unzweifelhaft“, so Knobloch, Commissioner for Holocaust Memory des World Jewish Congress, „dass der Antisemitismus in Polen bereits vor dem Angriff der Wehrmacht im Jahr 1939 für die Juden in Polen ein gefährliches Ausmaß hatte“.
Knobloch: „Die nationalistische Regierung erließ antijüdisch diskriminierende Regelungen. Die jüdischen Bürger Polens waren Angriffen und Pogromen ihrer Landsleute hilflos ausgeliefert. Der nationalsozialistische Antisemitismus fiel also nach dem deutschen Überfall auf Polen dort auf sehr fruchtbaren Boden. Die Nazis fanden in der polnischen Bevölkerung willige Helfer und Vollstrecker. Das Gesetz darf nicht zu einer Geschichtspolitik führen, die dem nationalistischen Anliegen dient, Geschichte per Dekret umzudeuten.“
Knobloch verweist darauf, dass rund die Hälfte der sechs Millionen im Holocaust ermordeten europäischen Juden aus Polen stammte. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden betont: „Für die Aufarbeitung der Geschichte ist es wichtig, klar zu trennen und Fakten zu benennen. Begriffe und Termini schaffen Wahrheiten – auch falsche Wahrheiten. Daher hat das Gesetz seine Berechtigung, aber es darf keine Nebelkerze sein. Jeder Missbrauch muss im Keim erstickt werden. Und das scheint mir nicht ausreichend sichergestellt. Die Aspekte der polnischen Mitschuld dürfen nicht durch neuen Nationalismus geleugnet und vertuscht werden. Es muss möglich bleiben, die unbestreitbare Verstrickung polnischer Mitläufer und Täter im Holocaust aufzudecken, zu benennen und zu verurteilen. Genauso muss es möglich sein, die antijüdischen Pogrome anzuprangern, unter denen die jüdischen Heimkehrer nach 1945 in Polen zu leiden hatten.“
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Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
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Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Israelitische Kultusgemeinde
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